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Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Titel: Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cairiel Ari
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beiseite und streckte den Kopf in die finstere Schwärze hinaus. »In drei Stunden wird die Sonne aufgehen, du solltest dich schämen, jetzt noch im Bett zu liegen.«
    »Großmeister Seran?« Serrashil räusperte sich, als sie ihre krächzende Stimme vernahm. Was wollte der verrückte Utera in ihrem Zimmer? Sie stockte. Wie war sie überhaupt hierher gekommen? Das Letzte, an das sie sich erinnern konnte …
    Carath trat in ihr Sichtfeld und lenkte ihre Aufmerksamkeit zurück auf die Gegenwart. Sein graues Haar war ebenso wie seine Kleidung, ein einfaches Leinenhemd und eine braune Hose, vom Schlaf zerzaust. Lediglich seine verspannte Kiefermuskulatur ließ darauf schließen, dass ihn Serans Anwesenheit störte.
    Serrashil schlang sich die Bettdecke um ihren Körper und musterte die beiden Elfen. Unbehagen machte sich in ihr breit. Warum kam ein Großmeister – noch dazu dieser Großmeister – mitten in der Nacht in ihr Zimmer spaziert? Seine ganze Erscheinung verunsicherte sie. Statt den wild zusammengewürfelten Kleidern, die er sonst oft zu tragen pflegte, war er in eine kompliziert gearbeitete tiefrote Robe gehüllt, die mit feinen goldenen Mustern überzogen war. Serrashil war sich sicher, dass ein Normalsterblicher bei Raumtemperatur darin vor Hitze umkommen musste.
    »Worauf wartet ihr? Zieht euch fein an, putzt euch heraus, es geht vors Oberste Gericht«, brach der Großmeister trällernd das Schweigen.
    Serrashil schnaubte ungläubig. »Wie bitte?«
    »Die Großmeister erwarten euch«, erklärte Seran mit den Augen rollend. »Sie wollen unseren ungewöhnlichen Gast kennenlernen.«
    Nachdem sie ihn noch einige Sekunden lang irritiert angestarrt hatte, vergrub Serrashil stöhnend ihr Gesicht in ihrer Bettdecke. Bei der Spezies ‚Großmeister’ musste es sich um eine nachtaktive Rasse handeln.
    Das Geräusch einer zuschlagenden Tür ließ sie den Kopf wieder heben. Seran war fort. Unschlüssig blickte Carath von der Tür zu ihr.
    »Was sollen wir tun?«
    Serrashil erwiderte den Blick des Galdana, verwundert über den vertrauten Ton, den er auf einmal anschlug. Ob er in ihr eine Art Bezugsperson zur Außenwelt sah, an die er sich wenden konnte?
    Sie schüttelte den Kopf und verscheuchte den Gedanken. Bestimmt interpretierte sie zuviel in seine Frage hinein. »Wir sollten uns umziehen und vor die Großmeister treten.« Serrashil lächelte ihn kläglich an. Die Hohe Schule war sehr streng, wenn es um das Einhalten von Regeln ging und die Worte der Meister waren Gesetz.
    Carath nickte ungelenk, und verschwand im hinteren Bereich des Raumes. Zum ersten Mal war Serrashil froh über ihr Gipfelzimmer, denn durch das Treppenhaus in der Mitte, welches das Sichtfeld deutlich einschränkte, hatte man auch zu zweit ein wenig Privatsphäre.
    Sie erhob sich und ging zu ihrem Schrank, um passende Kleidung herauszusuchen. Nach rascher Suche entschied sich Serrashil für ein langes, himmelblaues Hemd, das sie mit einem weißen Tuch um die Hüfte befestigte, und einer schlichten schwarzen Hose. Nachdem sie sich umgezogen hatte, wusch sie sich nachlässig, bürstete sie sich durch das Haar und band es sich locker im Nacken zusammen.
    Carath stand bereits an der Tür, als sie fertig war. Sie nickte ihm zu und trat hinaus ins Treppenhaus, wo Seran mit verschränkten Armen an der gegenüberliegenden Wand lehnte.
    »Da seid ihr ja endlich. Ich dachte schon, ihr wärt von einem Goshi gefressen worden.« Der Großmeister begann, die Treppe hinabzusteigen. Sein roter, aus mehreren Schichten bestehender Umhang wehte Serrashil dabei beinahe um. Sie konnte gerade noch rechtzeitig die Arme hochreißen, um nicht von einer geballten Ladung Stoff erschlagen zu werden.
    Sie schnaufte und beeilte sich, Seran zu folgen. Carath zögerte noch, aber bald gesellten sich die leisen Geräusche seiner Lederschuhe auf dem Stein zu den ihren.
    »Was ist ein Goshi?«, wagte Serrashil den Großmeister zu fragen. Sie kannte sich zu gut; würde sie es nicht tun, würde sie vor Neugierde die nächsten Abende in der Bibliothek verbringen, um herauszufinden, um was für ein Wesen es sich dabei handelte. Manchmal bereute sie es, dass sie Bestia nicht als Nebenfach gewählt hatte.
    Seran blieb so ruckartig stehen, dass sie zuerst auf seine wertvoll aussehende Robe trat und dann gegen seinen Rücken stolperte. Der Stoff strich angenehm über Serrashils Haut, ehe sie unsanft auf der Steintreppe landete. Der Utera hatte sich keinen Millimeter

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