Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)
Schulleiter überhaupt gefährlich werden konnte. Sie wusste es nicht.
»Es tut mir leid, Mashdin.« Serrashils leise Stimme wurde vom Wind davongetragen, doch der Utera wandte sich zu ihr um und sah ihr in die Augen.
»Ich wüsste nicht, was es zu entschuldigen gäbe.«
»Dass wir in dieser Klemme stecken, ist alleine meine Schuld. Ich hätte dir vertrauen sollen.« Stechender Schmerz schoss ihre Arme herauf und Serrashil bemerkte erst jetzt, dass sich ihre Fingernägel tief ins Fleisch ihrer Handballen gegraben hatten.
»Es ist so wie es ist.« Kie schenkte ihr ein entschlossenes Lächeln. »Wir schaffen das schon. Yua ist ein Chayli, er kann auf sich selbst aufpassen. Und im Falle des Falles hat er immer noch Seran, der ihn beschützen kann.«
Mashdin zog bei ihren Worten die Augenbrauen zusammen, lächelte jedoch, als er Serrashils fragenden Blick bemerkte. »Kie hat recht. Wir haben dich da herausgeholt, Rinartin und Carath werden wir ebenfalls zu helfen wissen.«
Kapitel 19
Er bemerkte, dass sich seine Hände um die Zügel gekrampft hatten, und entspannte sie bewusst. Sie hatten Serrashil früher gefunden, als er zu hoffen gewagt hatte. Das Tier unter ihm gab sein Bestes, so schnell zu laufen wie es nur konnte. Ob es spürte, dass von seiner Eile Leben abhingen?
Mashdin knirschte mit den Zähnen. Von wegen! Yua war nicht in Gefahr. Der Galdana würde ihm nichts anhaben können. Yua war stark. Mashdin schloss die Augen und atmete tief durch. Palsashis Worte hatten ihn verunsichert, das musste er zugeben. Was musste der wechselhafte Flussgott auch ständig in Andeutungen sprechen? Mashdin solle sich um die Menschen kümmern, die er liebt, statt Serrashil zu retten … Meinte Palsashi damit, dass Yua in Gefahr war und sie durch die Rettung der kleinen Kämpferin zu viel Zeit verloren hatten, um ihm zu helfen?
Nein. Yua brauchte seine Hilfe nicht. Das hatte er oft genug bewiesen. Mashdin seufzte leise. Hoffentlich konzentrierte sich sein Mensch nicht zu sehr auf den Verfluchten Fünften Gott und hielt die Augen für andere Gefahrenquellen offen. Mashdin wusste nicht, inwieweit Yuas Verdacht zutraf, und er wollte es auch nicht wissen. Er war alt genug, um gelernt zu haben, dass man sich in die Belange der Götter nicht einmischte. Der Gott von Chaos und Zerstörung war ebenso ein Teil dieser Welt wie die Göttin der Güte und des Lebens. Man musste ihn akzeptieren und mit ihm leben, ob man es wollte oder nicht. Die einzige Flucht vor ihm bestand im Tod, im Dahinscheiden aus der Welt. Selbst wenn Yua den Verfluchten Gott entdeckt hatte, tat es nichts zur Sache. Am Besten vergaß er es und lebte weiter, bis der Tod ihn einholte. Doch wie Mashdin seinen Menschen kannte, würde er es nicht damit beruhen lassen.
»Mashdin?«, fragte eine Stimme von hinten und jemand lehnte sich an seinen Rücken. Es war Serrashils Freundin Kie. Mashdin ließ die Berührung zu. Die Menschentochter hatte eine angenehme Ausstrahlung, die ihm das Herz erwärmte. Sie musste ein gutes Wesen sein.
»Ich höre dich.«
»Warum hast du dich an einen Menschen gebunden?«
Mashdin schwieg überrascht. Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. »Weil ich es für richtig empfunden habe.«
Er spürte ihre Unzufriedenheit mit seiner Aussage. Ihr Geist war für ihn zu lesen wie ein offenes Buch, mehr noch als bei anderen Menschen, die nicht um die verheerende Macht der Gedankenkontrolle wussten. Jemand, der Gedankenmagie beherrschte, würde mühelos in sie eindringen und ihren Körper übernehmen können. Doch es schien Mashdin geradezu, als würde sie ihn absichtlich mit ihrem Sein bedrängen. Er berührte sie mental und ihr Geist hieß ihn bereitwillig willkommen.
Es ist gefährlich, was du tust, Menschenmädchen, flüsterten seine Gedanken ihr zu.
Was bringt einen Utera dazu, seine Unsterblichkeit mit einem Menschen zu teilen?, fing er die Frage auf, die sie ihm übermittelte.
Mashdin verzog das Gesicht und ließ sie seinen Unmut spüren. Wieder ein sterbliches Geschöpf, das nach der Verzögerung seines Todes strebte.
Ich sehne nicht nach Unsterblichkeit, sondern nach Liebe. Das ist es, weshalb man diesen Pakt schließt, nicht wahr? Liebe , erklärte sie und das Gefühl von Trauer schwappte zu Mashdin hinüber.
Ja. Liebe. Liebe in all ihren Facetten. Ich habe Yuas Schicksal zu meinem gemacht, weil ich ihn … bewundere. Mashdin war mit der Wahl seines Wortes nicht zufrieden, aber es gab kein besseres. Man konnte dieses
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