Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)
dem Welpen seinen Maulkorb anlegen.«
Serrashil biss die Zähne zusammen und wandte sich wieder dem Schauspiel zu. Sie konnte nur hoffen, dass es in der Halle Magier gab, die im Notfall hilfsbereiter waren als Seran.
Yua hob seine Hände vor seinen Körper und schirmte seinen Geist vor sämtlichen Eingriffen von außen ab. Stechender Schmerz pulsierte von der Schulter ausgehend durch seinen ganzen Körper. Der Galdana hatte ihn unvorbereitet getroffen, doch dieser Fehler würde Yua kein weiteres Mal unterlaufen.
»Was willst du, Carath?«, fragte er ihn mit ruhiger Stimme. Der Winterelf wirkte so verstört wie die ganze Zeit über, seitdem er an die Hohe Schule gekommen war, aber heute war etwas anderes hinzugekommen: Entschlossenheit. Was auch immer er vorhatte, er würde viel riskieren, um es zu erreichen.
»Wenn du ein Problem hast, kannst du dich jederzeit an mich wenden. Ich kann dir helfen, Carath.«
Der Galdana blieb in geduckter Haltung wenige Meter von Yua entfernt stehen. Ganz so, als wäre er zum Sprung bereit. Seine Antwort war eindeutig: Die Zeit des Redens war vorüber. Nein, korrigierte sich Yua. Es hatte sie nie gegeben.
Seine Arme wurden ihm schwer und Schwindel überkam ihn. Mit Besorgnis bemerkte Yua aus den Augenwinkeln das viele Rot an seiner Robe. Er verlor zuviel Blut. Seine Sinne schwanden, doch er mühte sich verzweifelt, standhaft zu bleiben. Carath würde beim kleinsten Anzeichen von Schwäche zuschlagen, das wusste er.
Am Rande nahm er wahr, dass sich weitere Personen der Kampffläche näherten. Seine Studenten der Wortmagie und Serans Studenten der Gedankenmagie. Außerdem war da noch eine andere Präsenz, die einzige, die er durch seinen Schutzwall spürte. Sie würde er immer spüren, egal wo er war. Mashdin war ganz nahe, es war eine Frage von Sekunden, bis er in der Arena eintraf.
Die im Fieberwahn durchgearbeiteten Nächte der letzten Tage forderten ihren Tribut und Yua ließ erschöpft die Arme sinken. Irgendetwas in ihm wollte ihn an seine Sorgen erinnern, ein leiser Funke der Angst stob auf. Mashdin sollte nicht kommen, flüsterte eine leise Stimme in Yua. Es war ein Fehler. Aber er wusste nicht mehr warum.
Yuas Augenlider wollten einfach zufallen, sein Körper der Schwerkraft nachgeben und sich ganz der süßen Dunkelheit zuwenden. Er war in Sicherheit, Carath konnte nichts gegen all die Magier auf einmal ausrichten. Yua hatte den Blick des Galdanas bemerkt, wie er unruhig umhergehuscht war. Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des Schulleiters.
»Lass es, Carath. Es hat keinen Sinn. Lass das Kämpfen. Es bringt nur Leid und Schmerz.«
Schneller, als er reagieren konnte, sprang der Winterelf auf ihn zu. Etwas Hartes traf ihn auf die Brust und presste ihm die Luft aus den Lungen. Yua wurde von den Füßen gerissen und schlug kurz darauf hart auf den Erdboden. Sand wirbelte um ihn herum. Er keuchte auf. Die Schmerzen in seiner Schulter trieben ihm Tränen in die Augen. Verflucht! Wenn er sich nicht langsam beherrschte, war der Kampf vorbei, ehe er wirklich begonnen hatte.
Mit der rechten Hand fuhr er über den sandigen Boden. Flüsternd rief er den Namen der Erde darin. Der Sand war schwer davon zu überzeugen, ihm zu gehorchen, brauchte er doch eine ganze Menge Luft, um sich in die Höhe zu erheben. Schließlich gelang es Yua jedoch, einen kleinen Sandsturm zu entfachen, der Carath fürs Erste zurückhielt.
Mühsam rappelte sich Yua auf und sammelte sich. Wo blieben nur die anderen Magier? Sie ließen sich doch nicht von seinem billigen Sandsturm täuschen?
Yua spürte durch seinen Sand eine Bewegung und konnte gerade noch rechtzeitig aus den umherfliegenden Körnern einen Schild errichten, bevor er von den Eisspeeren aufgespießt wurde, die durch die Luft flogen. Zwei zersplitterten an seinem Schild in tausend Stücke, der Rest sauste an ihm vorbei und zerklirrte wenige Schritte hinter ihm.
Moment – hinter ihm? Hinter ihm befand sich freier Raum, das Ende der Arena war gute dreihundert Meter entfernt. Woran war das Eis zersplittert? Vorsichtig tastete er sich rückwärts zurück, bis er ein Kraftfeld spürte, von dem starke magische Energie ausging. Mit geweiteten Augen betrachtete er die Membran, die aus dem Boden wuchs und ihn und Carath kreisförmig umschloss. War das etwa das Werk des Galdana? Unmöglich! Ohne eine Ausbildung konnte Carath nie in der Lage sein, derart komplexe Zauber zu wirken.
Eine Bewegung aus den Augenwinkeln ließ Yua
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