Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)
Gefühl nicht aussprechen oder denken. Er gewährte Kie für einen Augenblick einen tieferen Einblick in seine Seele, um ihr zu zeigen, was er empfand. Sie antwortete mit Erstaunen.
Du fühlst ganz anders als ich. Ganz anders als ein Mensch , stellte sie fest.
Ich bin auch keiner , dachte er trocken zurück. Zumindest nicht ganz. Mashdin spürte, wie sie darüber in Grübeleien verfiel, und ließ sie mit ihren Gedanken alleine. Ja, er fühlte anders als die Menschen. Und obwohl er bereits einige Zeit mit Yua verbunden war und von ihm viel über diese Wesen gelernt hatte, war ihre Gefühlswelt für ihn immer noch ein Rätsel. Auch Yuas Gefühle, seine Empfindungen, seine Gedankengänge, alles. Selbst wenn die Utera zunehmend unter den Menschen lebten und ihnen immer ähnlicher wurden, blieben sie doch grundverschiedene Geschöpfe.
Mashdin verbannte die Gedanken aus seinem Kopf und konzentrierte sich voll und ganz auf den Ritt. Es war noch ein weiter Weg bis nach Jadestadt und sie würden die Nacht hindurch reisen müssen, um rechtzeitig zum Jadefest anzukommen. Er tastete nach der Energie an der Wurzel um seinen Hals. Es war kaum noch von seinem Vorrat vorhanden, bei dem Kampf mit den ihnen schlecht gesonnenen Menschen hatte er das meiste davon verbraucht. In Hiu hatte er nur noch einen Lebenstropfen. Wenn dieser aufgebraucht war, würde er zurück in den Großen Wald Jerasta reisen müssen, um sich neue Energiespeicher von seinem Lebensbaum zu besorgen. Mashdin erschauderte beim Gedanken daran. Seit seiner Verbindung mit Yua waren ihm die Uterastämme alles andere als wohlgesonnen. Er würde auf der Hut sein müssen, damit sie ihn nicht erspähten.
Er griff mit seinem Bewusstsein nach dem Rest an Energie und ließ sie durch seinen Körper fließen. Kraft durchströmte ihn und er war versucht, damit die vielen kleinen Wunden zu schließen, die ihm zugefügt worden waren und unangenehm brannten. Mashdin beherrschte sich jedoch und leitete die Energie zu seinen Händen, die er auf die stetig rotierenden Schulterblätter des Rushkron gelegt hatte. Seine Handflächen erstrahlten in mattgrünem Licht, während seine Kraft in das Tier strömte. Erst als sich die Farbe in ein helles Gelb wandelte, hörte Mashdin auf und setzte sich wieder aufrecht in den Sattel. Nun hatte er nur noch seine Lebensenergie, nicht mehr und nicht weniger. Sollten sie wirklich in einen Kampf verwickelt werden, würde er darauf zurückgreifen müssen und damit sein und Yuas Leben verkürzen.
Das Rushkro unter ihnen bewegte sich mit neuer Frische. Es zählte im Moment nur, dass sie Jadestadt schnellstmöglich erreichten.
Kapitel 20
Das Jadefest war bereits in vollem Gange, als sie die Stadt erreichten. Durch die vielen Menschen und diversen anderen Kreaturen, die durch die Straßen Jadestadts wanderten, kamen sie nur noch langsam voran. Serrashils Herz schlug ihr bis zum Hals. An Müdigkeit oder die brennende Wunde an ihrem Arm war nicht zu denken, es ging nur noch darum, dass sie rechtzeitig zu Carath kamen und Delren ärztliche Hilfe bekam.
Es dauerte gefühlte Stunden, bis sie die Treppe zum Schulgelände erreichten, und noch länger, bis sich ihr Rushkro endlich nach oben geschleppt hatte. Das Tier war mit seinen Kräften am Ende.
Der Vorplatz der Hohen Schule war kaum wiederzuerkennen. Auch hier waren überall Stände errichtet worden, die bunt gemischten Roben der Studenten mischten sich mit den eintönigen Mänteln der Gäste und ergaben ein recht merkwürdiges Bild. Musiker gaben trotz des kalten Wetters ihre Stücke zum Besten und Akrobaten turnten durch die Menge. Hier und da befanden sich Feuerstellen, an denen sich die Leute wärmen konnten.
Mashdin lenkte das Rushkro nach rechts zu den Ställen. Serrashil wunderte sich einen Moment, woher er sich hier auskannte, zerbrach sich aber nicht weiter darüber den Kopf. Im Moment gab es Wichtigeres zu tun.
Der Utera pfiff drei Bedienstete herbei. Einem drückte er die Zügel des Rushkron in die Hand, den anderen beiden vertraute er Delren an, damit sie ihn in den Krankenflügel brachten.
»Ich gehe mit ihnen.« Kie nickte Serrashil zu. Sie warf ihr einen dankbaren Blick zu. Ihre Freundin würde ein gutes Auge auf Delren haben.
»Wir teilen uns am Besten auf, sonst finden wir hier nie jemanden. Wenn du Carath siehst, halt ihn um jeden Preis auf.« Mashdin zögerte nicht länger, sondern hastete in Richtung des Vorplatzes davon.
Serrashil beeilte sich, ihm zu folgen. Die
Weitere Kostenlose Bücher