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Die wir am meisten lieben - Roman

Die wir am meisten lieben - Roman

Titel: Die wir am meisten lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Schnipsel an den richtigen Orten. Und seine Taktik zeigte bereits Wirkung. Erst in der vergangenen Woche hatten die rivalisierenden Königinnen des Klatsch und Tratsch in Tinseltown Hedda Hopper und Louella Parsons Diane im Zusammenhang mit
Remorseless
in ihren Kolumnen erwähnt.
    |150| Zurückgelehnt im Plüsch der Limousine, die nun durch das Tor glitt und Kanters kurvige Auffahrt entlangfuhr, fühlte sich Ray Montane keineswegs so behaglich, wie er vorgab. Er hielt Dianes Hand. Sie beide waren in Gedanken versunken, blickten auf die Fackeln, die zwischen Palmen und Büschen links und rechts flackerten. Wie am Set eines Tarzanfilms.
    Ray sah dem Abend nicht besonders freudig entgegen. Normalerweise wurde er zu diesen schicken Partys nicht eingeladen. Er war nur wegen Diane hier. Obwohl er so tat, als kümmerte es ihn nicht, wusste Ray, dass er nicht auf die A-Liste gehörte. Er war gerade noch B.
    Diese Listen waren sowieso Schwachsinn. Er war berühmter als fast alle arroganten Trottel, die anwesend sein würden. Mehr Leute sahen
Sliprock
als all die gottverdammten Filme dieser Stars zusammengerechnet. Egal auf welcher Straße in Amerika, Ray Montane verursachte einen Menschenauflauf. Erst vor drei Wochen, bei der Eröffnung eines Supermarktes in Fresno, waren beinahe eintausend Leute gekommen, um dabei zu sein, wenn er das Band zerschnitt. Auch wenn man ihnen ihre Namen auf die Stirn schrieb, würde mancher dieser sogenannten Filmstars von niemandem erkannt werden. Wie dem auch sei: Jeder wusste, dass der Film in einer Krise steckte. Das Fernsehen hatte den Studios den Marsch geblasen; sie wussten nicht, was sie noch tun sollten. Außer, mehr und mehr Geld in immer größere Projekte stecken. Breite Leinwände, Cinerama, 3-D, zur Hölle, die waren so verzweifelt, sie machten schon Filme, die man riechen konnte. In weniger verbitterten Momenten war Ray klar, dass das Fernsehen immer der arme Verwandte bleiben würde. In Hollywood zählte allein der Film.
    Nicht, dass er keine Chance gehabt hätte. Er hatte ein Dutzend oder mehr Filme gedreht. Aber nie einen, der den Nerv getroffen hatte. Es waren B-Movies, die die Kids an einem Sonnabend sahen. Er hatte es seinem Agenten Enid hundertmal |151| gesagt, dass er keine Cowboys mehr spielen wollte, dass man ihn für andere Filme anbieten sollte, moderne wie die von Brando oder Jimmy Dean. Ray hatte die gleiche Ausstrahlung, Herrgott, die Kamera liebte ihn. Aber nichts geschah. Er hatte es auch den Anzugträgern bei Warner gesagt, und sie erwiderten:
Sicher, Ray, das ist eine großartige Idee, mal sehen, was wir finden
. Aber das war alles Blödsinn. Sie wollten immer nur eine weitere Staffel von
Sliprock
.
    Vor ein paar Jahren war er ganz nah dran gewesen, einen großen Coup zu landen, zusammen mit den Jungs, die für John Ford arbeiteten, der sogenannten Stock Company – Duke Wayne und Ward Bon, Ben Johnson, Dobe Carey, diese Bande. Ray kannte sie alle, hatte sich mit ihnen betrunken, war ein genauso guter Schauspieler wie alle anderen – na ja, vielleicht nicht so gut wie Duke, aber so gut wie die anderen allemal, oder sogar besser.
    Damals castete Ford für
The Horse Soldiers
und bestellte Ray in sein Büro. Die Sache sei geritzt, sagte Enid. Ray fand, das Treffen sei gut gelaufen, aber der Typ hatte nie zurückgerufen. Dann hatte er läuten gehört, dass Ford seine Art nicht gemocht hatte, der Ansicht gewesen war, Ray sei eingebildet oder so etwas. Als sie sich das nächste Mal begegneten, hatte Ray den mürrischen alten Bussard links liegenlassen. Der Film war letztlich ein Stück Scheiße, und so war er noch einmal davongekommen.
    Rays Gesichtsausdruck musste seine düsteren Gedanken verraten, denn Diane drückte seine Hand. Sie starrte ihn an. Er sagte sich: Kopf hoch! Verdirb ihr nicht ihren großen Abend!
    Der Wagen hatte sein Ziel fast erreicht, fuhr langsam vor die marmorne Veranda, die wie ein griechischer Tempel aus einem Film wirkte. Kammerdiener in rotgelbgestreiften Westen rannten die Treppen hoch und runter und öffneten die Wagentüren. Ray lächelte Diane an, und sie lächelte zurück. Sie sah so verdammt |152| sexy aus, dass er an sich halten musste, um nicht über sie herzufallen. Der schönste Arsch, den er je gehabt hatte. Er sollte dankbar sein.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Machst du Witze?«
    »Woran denkst du?«
    Die Kammerdiener hatten jetzt beide Türen geöffnet.
    »Dass ich der glücklichste Mann auf Erden bin.«
    Er beugte sich

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