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Die wir am meisten lieben - Roman

Die wir am meisten lieben - Roman

Titel: Die wir am meisten lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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dazu verleitet hatten, sich zu fest an diesen Mann zu binden. Die Beweise allerdings sprachen eine andere Sprache: Welch ein Glück sie gehabt hatte, ihn gefunden zu haben.
    Julian, ihr Londoner Agent, wurde mit Angeboten überschüttet. Jeder Produzent in England war hinter ihr her. Aber Diane lehnte ab. Die einzige Rolle, die sie spielen wollte, bevor die Dreharbeiten zu
Remorseless
im Dezember begannen, war die der Mutter für ihren Sohn. Sie wollte für ihn da sein, wenn er sie brauchte, mit ihm spielen, für ihn kochen, ihn zu seiner neuen Schule bringen und ihn nachmittags abholen; all diese Dinge, die ihr in den Jahren der Täuschung versagt geblieben waren, wollte sie tun.
    Zwei Wochen vor Dianes und Tommys Abreise war Ray wegen ein paar geschäftlicher Angelegenheiten nach Los Angeles zurückgeflogen. Sie sehnte sich so sehr nach ihm, dass es schmerzte. An ihrem ersten Abend auf der Terrasse in den Hügeln – das glitzernde Lichtermeer der Stadt lag wie tausend Versprechen ihnen zu Füßen, Tommy schlummerte in seinem neuen Bett – zog Ray eine kleine samtene Schachtel aus der Tasche und reichte sie ihr. Der Ring war aus Rotgold. Die verschlungenen Initialen
D&R
aus Saphir waren eingebettet in Diamanten. Weihnachten würde die Hochzeit sein.

|148| ZWÖLF
    Herb und Ellie Kanters Haus ließ alle vor Neid erblassen. Es lag auf einem Felsen in einem der exklusivsten Canyons in Beverly Hills mit Blick über die Oliven- und Zitronenhaine. In ihrem großen Garten, der von einem namhaften Architekten aus der Toskana entworfen worden war und von einer kleinen Armee von Männern in grünen Uniformen gepflegt wurde, gab es einen Hubschrauberlandeplatz, einen Tennisplatz und einen Rasen, um Crocket zu spielen, und zwei Gästehäuser, jedes mit Sauna, Pool und Whirlpool.
    Die Empfangsräume im Haupthaus waren geräumig und ausnehmend schön beleuchtet, der Boden war aus poliertem Kalkstein, an den Wänden hing Herb Kanters berühmte Bildersammlung. Monets und Gauguins im Wohnzimmer, Cézannes und Picassos im Foyer. Nur sein Anwalt und sein Buchhalter wussten, dass es perfekte Duplikate waren und die Originale in einem klimatisierten Gewölbe mit Stahlwänden lagerten, das ins Fundament unter der Kellergarage eingelassen war.
    Diese Kombination aus Vornehmheit und Umsicht kennzeichnete Herbs gesamte Laufbahn. Seine Filme spielten nicht nur Geld ein, sondern bekamen ausnahmslos Wagenladungen von Oscars in allen Sparten, darunter auch drei in der Rubrik »Bester Film«. Die Trophäen wurden bescheiden (wenn auch unübersehbar angeleuchtet) im Arbeitszimmer aufbewahrt. Herb war für seine Skrupellosigkeit und Knausrigkeit bekannt und so ehrlich, wie es das Geschäft erlaubte.
    Vor allem hatte Herb Kanter gute Beziehungen. Ellie und er waren Mitglieder des inneren Kreises des jungen, bezaubernden |149| neuen Präsidentschaftskandidaten John F. Kennedy. Während des letzten Parteitags der Demokraten in Los Angeles hatten sie mit John und Jackie in der Nische Nummer eins im
La Scala
zu Abend gegessen, später wurde ein spezielles Präsidententelefon installiert. Wenn John und Bobby Kennedy mit dem Hubschrauber zum Lunch mit den Lawfords in Louis B. Mayers altem Strandhaus in Santa Monica angeflogen kamen, waren Herb und Ellie mit all den Großen und Schönen mit von der Partie. Und wenn einer der Kennedy-Brüder einen Ort für Verabredungen der sinnlicheren Art benötigte, dann überließ Herb ihnen diskret eines seiner Gästehäuser.
    War man also auf eine Party bei Kanters eingeladen, bekam man Zutritt zu Hollywoods Allerheiligstem, hatte man Umgang mit den Göttern und Göttinnen an der Spitze der A-Liste. Diane Reed stand auf noch keiner Liste. Im Augenblick besaß sie lediglich die aufregendste, wenn auch heikelste aller Eintrittskarten, die ihr überall Zugang verschafften: Potential.
    In den letzten Monaten hatte Herb das getan, was ihm am meisten Spaß machte: die Nachricht verbreitet. Beim Dinner im Bistro, über Cocktails in der Polo Lounge, beim Lunch im
Brown Derby
und der Kantine von
Paramount
. Er sagte es denen, die es am wirkungsvollsten weitergaben, dass er die
nächste Sensation
entdeckt habe.
    Diane Reed, vertraute er jemandem an, sei die neue Liz Taylor; sie sei wie Marilyn, nur klüger und zurechnungsfähiger; wie Audrey Hepburn, aber mit Titten, von denen die Zensoren in dem Hays Office einen kollektiven Herzanfall bekommen würden. Herb wollte nicht zu früh zu viel Publicity, nur die richtigen

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