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Die wir am meisten lieben - Roman

Die wir am meisten lieben - Roman

Titel: Die wir am meisten lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wieder an zu lachen, hatte sich jedoch schnell unter Kontrolle und trank noch einen Schluck Wasser.
    »Haben Sie nichts Stärkeres?«
    |163| Tom bewahrte für Gäste zwei Flaschen Wein im Schrank auf. Alkohol im Hause zu haben und keine Versuchung zu verspüren verlieh ihm Selbstbewusstsein. Karen entschied sich für den Pinot Noir, er entkorkte die Flasche und füllte ein Glas. Sich selber schenkte er ein Wasser ein. Sie legte den Deckel wieder auf den Karton und sagte, das, was geschehen sei, löse eigentlich ein Problem. Der Freund ihrer Mutter sei Anfang des Jahres auf und davon, und ihre Mutter habe vor, ihr Leben zu ändern. Sie wolle nach Frankreich ziehen. Das Einzige, was sie davon abgehalten habe, sei Maurice gewesen. Jetzt habe sie keine Ausrede mehr.
    Sie setzten sich auf die Veranda mit Blick über den Bach. Tom zündete die Kerzen an, die in Glasbechern auf dem Geländer standen, und sie unterhielten sich noch eine Stunde. Über ihre Eltern, ihre Arbeit, womit Karen sich beschäftigte. Nicht einmal erwähnte sie einen Freund, stellte er fest. Sie hatte den Artikel gelesen, den er für den
Missoulian
über die Holy Family Mission geschrieben hatte, und sagte, wie sehr er ihr gefallen habe.
    »Ich weiß, Sie hatten das schon in Ihrer Fernsehserie erwähnt«, sagte sie. »Aber das wäre ein Thema für einen eigenen Film.«
    »Meinen Sie?«
    »Absolut.«
    »Ich habe noch eine Menge Material auf Band. Vielleicht sollten wir zusammenarbeiten.«
    »Das würde mir gefallen.«
    Tom versprach, sie anzurufen, sobald er aus L. A. zurück war. Danny erwähnte er nicht oder den wahren Grund seiner Reise. Es würde Karen mehr beeindrucken, dachte er, wenn er ihr dieselbe Lüge auftischte wie seinem Sohn, dass er wegen ein paar geschäftlicher Termine hinunterfuhr. Er ging nicht näher darauf ein, machte ein paar Andeutungen von einem Filmvertrag.
    Später, als er im Bett lag, musste Tom an Karen denken und |164| ebenso am nächsten Tag auf dem Flug nach L. A. Es war lächerlich. Er hätte ihr Vater sein können.
     
    Danny ließ – wie gewöhnlich über Gina – verlauten, dass er etwas dagegen habe, wenn Tom zur Kaserne käme. Sie sollten sich im Fisherman’s Restaurant in San Clemente treffen. Das Flugzeug landete früher als geplant, und trotz des dichten Verkehrs auf dem Interstate 5 kam Tom eine halbe Stunde zu früh. Das Restaurant am Strand war auf Stelzen gebaut, auf dem gebleichten Holzdeck standen Tische unter blauen Sonnenschirmen. Dahinter Palmen, davor ein langer Pier. Der Ozean war glatt und gläsern, rosa Dunst hing über dem Wasser.
    Tom spazierte auf den Pier hinaus, Möwen krächzten über ihm. Ein paar Jungen angelten in der Nähe eines Ladens für Anglerbedarf. Ihre Haut war voller Salzflecken. Sie machten eine Menge Lärm, zum Ärger einiger alter Männer, die offenbar nicht so viel Glück hatten. Ein Junge zog einen riesigen silbrigen Fisch aus dem Wasser, der aussah wie ein Thunfisch; ein wildes Durcheinander entstand, als zwei andere versuchten, ihn still zu halten, während der Angler den Haken aus dem Maul des Fisches entfernen wollte. Dann stieß einer ein Messer in den Kopf. Der Fisch zuckte hin und her und lag schließlich still da. Blut breitete sich in einem schimmernden Kreis aus. Einer der Jungen legte seine Hand in das Blut und drückte einen Abdruck auf den Rücken eines anderen, der schrie und verfolgte den Übeltäter.
    Tom begab sich zurück zum Restaurant. Danny saß an einem Tisch in einer Ecke des Decks. Tom hatte ihn in Uniform erwartet. Sein Sohn aber trug eine Jeans, ein weißes kurzärmeliges Hemd und eine Fliegersonnenbrille. Als er seinen Vater erblickte, erhob er sich, kam aber nicht auf ihn zu, sondern wartete. Tom nahm seine Sonnenbrille ab. Danny nicht.
    »Danny, hi.«
    |165| »Hi.«
    Tom hatte sich vorgenommen, seinen Sohn zu umarmen, aber dessen Körpersprache ließ ihn davon Abstand nehmen. Also streckte er ihm die Hand hin. Danny schüttelte sie kurz, beinahe förmlich.
    »Entschuldige«, sagte Tom. »Ich war etwas zu früh hier und bin noch spazieren gegangen auf –«
    »Ja, ich habe dich gesehen.«
    Dannys Kopf war kahlgeschoren, und seine Haut sah aus, als hätte er unter einem Felsen gelebt. Er war so dünn, wie Tom ihn noch nie gesehen hatte. Auf dem Unterarm trug er eine Tätowierung des US Marine Corps. Es entging ihm nicht, dass Tom sie bemerkte. Danny zuckte mit den Schultern und lächelte, sagte jedoch nichts. Vor ihm stand ein Glas Eistee. Tom konnte

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