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Die wir am meisten lieben - Roman

Die wir am meisten lieben - Roman

Titel: Die wir am meisten lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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die Aufmerksamkeit der Kellnerin auf sich ziehen und bestellte das Gleiche.
    »Also«, sagte Tom. Er lehnte sich zurück und versuchte, entspannt auszusehen. »Was gibt es Neues?«
    Eine blöde Bemerkung.
    »Was es
Neues
gibt? Hm, lass mich nachdenken …«
    »Sorry, Danny. Ich –«
    »Würde es dir etwas ausmachen, mich nicht so zu nennen?«
    »Es tut mir leid, Dan. Deine Mutter hat es mir gesagt.«
    Kein guter Beginn. Tom wollte seinen Sohn bitten, die Sonnenbrille abzunehmen, damit sie sich in die Augen sehen konnten. Doch er hatte das Gefühl, er habe kein Recht dazu.
    »Wie geht es Kelly?«
    »Okay. Sie war die ganze letzte Woche hier.«
    »Sie ist wohl ein tolles Mädchen.«
    »Ja, das ist sie.«
    »Wäre schön, sie eines Tages kennenzulernen.«
    »Ja, klar.«
    Ein kurzes Schweigen entstand. Tom verlor den Mut. Auf |166| dem Pier warf eine alte Frau den kreischenden Möwen Futter zu.
    »Wie sind deine Treffen gelaufen?« Dannys Ton war sarkastisch.
    Tom brauchte einen Moment, um zu begreifen, wovon Danny sprach.
    »In L. A. Du sagtest, du kämst wegen irgendwelcher Termine.«
    »Ach ja. Gut. Danke.«
    »Schön.«
    Tom schluckte. Er wollte die Wahrheit sagen, dass es gar keine Termine gegeben hatte. Es war dumm von ihm gewesen, zu lügen. Irgendetwas aber hielt ihn zurück. Er beugte sich vor.
    »Junge, ich wollte nur sagen, wie leid es mir tut, was passiert ist zwischen uns. Es ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht an dich gedacht und mich gefragt habe, wie alles wieder ins Lot kommen könnte.«
    Danny zog die Schultern zurück und sah weg. Tom bemerkte, wie sich die Muskeln in seinem Nacken spannten. Der Junge war kurz davor zu explodieren. Als wartete er nur auf einen Anlass oder Vorwand. Die Kellnerin brachte den Eistee und die Speisekarten, sie zählte die Specials auf, als spräche sie für eine Rolle in einer Fernsehkomödie vor. Gleich, dachte Tom, macht sie eine Pirouette. Danny bestellte gegrillten Hummer, und weil er nicht weiter nachdenken wollte, bestellte Tom das Gleiche. Als die Kellnerin gegangen war, fuhr er fort. Leise, in einem Ton, den er für wohl überlegt hielt, sagte er, wie sehr er seine Bemerkungen von damals bereute, als Danny ihm offenbart hatte, er wolle sich freiwillig zur Armee melden. Dass er kein Recht gehabt habe, so voreingenommen zu sein und seine Unterstützung hätte anbieten sollen.
    Danny machte keine Anstalten, etwas zu erwidern. Er saß nur da, versteckt hinter seiner Sonnenbrille, wie ein abgeschirmter |167| Priester, der die Beichte abnahm. Sein Mund unbeweglich, nicht eine Regung in seinem Gesicht, während er zuhörte. Verzweiflung überflutete Tom, und nur, um irgendeine Reaktion zu bekommen, redete er weiter.
    »Tatsache ist, mein Sohn, ich war eifersüchtig. Ich war immer eifersüchtig.«
    »Was? Eifersüchtig worauf?«
    »Auf deinen Stiefvater. Dutch war dir ein besserer Vater, als ich es je war. Oder vielleicht je sein könnte. Und da warst du und tratst in seine Fußstapfen.« Er lachte. »Nicht, dass ich viel anzubieten gehabt hätte, das wert gewesen wäre, es nachzumachen. Das Einzige, was ich dir hätte beibringen können, war Trinken.«
    Als er sich reden hörte, wusste er, er war zu weit gegangen. Was als Entschuldigung gemeint war, verwandelte sich in rührseliges Selbstmitleid. Danny reagierte entsprechend. Er schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück.
    »Dad, das ist mir alles zu viel. Ich kann mich jetzt nicht mit der ganzen Geschichte befassen. Ich habe im Moment andere Sorgen.«
    »Ich weiß. Entschuldige. Ich wollte nur –«
    »Nein! Ich meine es ernst. Es reicht!«
    Sein Sohn hob beide Hände. Es war ein Befehl. Die Leute schauten sich zu ihnen um. Tom nickte. In dem Moment kam die Kellnerin mit den Hummern. Sie spürte die Anspannung, denn sie hörte auf zu grinsen und servierte wortlos. Tom starrte hinaus aufs Meer. Der Dunst löste sich langsam auf. Am Horizont bewegte sich die Silhouette eines riesigen Frachters in Richtung Süden.
    »Vielleicht war das hier keine gute Idee«, sagte Danny.
    Er starrte auf den enormen Hummer, und einen albernen Moment lang dachte Tom, Danny meinte das Gericht auf seinem Teller.
    |168| »Mom hat auf mich eingeredet, dass ich mich mit dir treffen soll, aber –«
    »Danny – Dan, bitte. Können wir das nicht einfach hinter uns lassen?«
    »Sicher, meinetwegen.«
    Der Sarkasmus ließ Tom zusammenzucken. Danny entging es nicht, vielleicht war er zu barsch gewesen.
    »Hör zu«, sagte er sanfter. »Ich

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