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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wogegen ich versichert sein möchte«, sagte er.
    »Sie könnten dieses Hemd
versichern lassen«, sagte ich, »und mich glücklich machen.«
    »Sie sind gelungen, Jack«,
sagte er. »Wirklich gelungen!«
    »Und außerdem bin ich ein
Polyp«, sagte ich und zeigte ihm zum Beweis meine Dienstmarke.
    »Was wollen Sie?«
    »Ihnen ein paar Fragen
stellen.«
    »Na schön, aber machen Sie ein bißchen
dalli, Jack. Ja? Ich bin verabredet.«
    »Womit — mit einer
Farbenharmonisierungstabelle?«
    Ich folgte ihm in die Wohnung.
Sie mußte vom Hauswirt eingerichtet worden sein. Die Möbel paßten zum Ganzen.
    »Sie sind Harry Weisman?«
fragte ich.
    »Klar. Und?«
    »Kennen Sie ein Mädchen namens
Julia Grant?«
    »Klar, mit ihr bin ich heute abend verabredet.« Es setzte bei ihm die Art
verspäteter Reaktion ein, wie man sie aus den Filmen kennt — und neuerdings
auch im Fernsehen erlebt. »Hören Sie, Jack: Sie steckt doch nicht in
irgendwelchen Schwierigkeiten, oder?«
    »Haben Sie heute noch keine
Abendzeitungen gelesen?«
    »Ich habe keine Zeit gehabt.«
    »Wo waren Sie gestern nacht ?«
    »Überall rum. Was soll das
Ganze? Hat Julia was angestellt?«
    »Wo waren Sie zwischen ein und
drei Uhr heute früh?«
    »Ich war von Mitternacht bis
gegen vier Uhr dreißig, als wir aufhörten, an einem einzigen Ort.«
    »Womit aufhörten? Wenn das
keine allzu taktlose Frage ist.«
    »Mit Pokern. Ich und vier von
den Jungens haben hier gestern nacht gespielt. Wozu wollen
Sie das überhaupt wissen?«
    »Julia Grant ist gestern nacht ermordet worden«, sagte ich.
    Die schwarze Fliege hüpfte
krampfhaft, und sein Unterkiefer fiel plötzlich herab, als ob die Halteschnur
gerissen wäre. »Ermordet!« wiederholte er verständnislos. »Ermordet — Julia?«
    »Wenn Sie sich was zu trinken
einschenken wollen, habe ich nichts dagegen«, sagte ich großmütig. »Sie können
mir auch was einpressen.«
    »Ermordet!« Er setzte sich
abrupt in einen Lehnsessel. »Ich begreife das nicht.«
    »Julia hat es erwischt«, sagte
ich geduldig. »Erinnern Sie sich, wer bei dem Poker mitgespielt hat?«
    »Natürlich.« Er gab mir vier
Namen und Adressen an. Ich schrieb sie mir auf. Der scharfe Polyp trägt immer
einen stumpfen Bleistift bei sich.
    »Erzählen Sie mir von Julia und
Ihnen«, sagte ich, »von Ihren Rendezvous!«
    »Sie war ein nettes
Frauenzimmer«, sagte er mit zitternder Stimme. »Wirklich nett. Sie war hinter
mir und ich hinter ihr her. So war es eben. Warum konnte sie jemand ermorden
wollen?«
    »Diese Frage nimmt mir jeder vorweg«,
sagte ich. »Sie waren also hintereinander her. Womit denn — mit Hackebeilchen ?«
    »Das ist alles andere als
komisch, Jack. Ich war wirklich hinter ihr her.«
    »Und nun ist sie wirklich im
Jenseits.«
    Er nahm den schlaffen
Zigarettenstummel aus dem Mund und ersetzte ihn durch eine schlaffe Zigarette.
Seine Hände zitterten, während er das Streichholz anzündete. »Ich verstehe
nicht, wieso jemand Julia umbringen konnte«, sagte er. »Sie war ein großartiges
Mädchen, einfach großartig! Wo ist es passiert?«
    »Oben auf dem Bald Mountain.«
    Die Zigarette fiel von seinen
Lippen auf den Boden. Er bückte sich und hob sie auf. »Bei diesem verrückten
Propheten oben?«
    »Ja.«
    »Ich habe ihr gesagt, sie soll
die Finger davon lassen«, murmelte Weisman. »Ich habe ihr gesagt, daß nichts
Gutes dabei herauskommt, wenn sie sich bei diesem Gesindel dort oben
herumtreibt.«
    »Sie hat nicht auf Sie gehört.
Hat sie je darüber gesprochen?«
    »Klar, sie war ganz verrückt
danach. Sonnenanbetung! Das sei was für Vögel, habe ich ihr gesagt, aber sie
wollte nicht darauf hören.«
    »Ein Jammer«, sagte ich. »Da
Sie nun also keine Verabredung mehr haben und nirgendwohin zu gehen brauchen,
können Sie mir alles erzählen, vom erstenmal an, als Sie sie trafen.«
    »Gut, Jack.« Seine Stimme
zitterte. »Wie Sie meinen.«
    »Und der Information halber — mein
Name ist Al«, sagte ich. »Aber Sie können mich Lieutenant nennen.«
    »Wie Sie meinen, Jack.«
    Ich ließ mich erschöpft in
einen Stuhl plumpsen. »Na gut, eins zu null für Sie. Heraus mit der Story.«
    Er brauchte eine halbe Stunde,
um die Geschichte zu erzählen. So, wie er sie erzählte, war sie kaum des
Zuhörens wert. Er hatte sie eines Nachts in Harrys Bar aufgelesen. Eine
prachtvolle Blonde und sie hieß Julia Grant. Nach der ersten Nacht hatte er
angefangen, sich regelmäßig mit ihr zu verabreden. Was sie bei diesen
Verabredungen taten, konnte

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