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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich mir nicht recht vorstellen, aber eines war
sicher, viel geredet wurde dabei nicht. Harry Weisman war eine
Informationsquelle, die versickerte, bevor ich auch nur auf einen einzigen
Tropfen gestoßen war.
    »Okay«, sagte ich schließlich.
»Sie wissen also nichts.«
    Ich stand auf und ging auf die
Tür zu, während Weisman hinter mir herzottelte wie ein Spielzeugpudel, der nach
einem Gehsteig Ausschau hält, aber Angst vor dem Strafmandat hat.
    Ich trat in den Flur hinaus und
blickte für eine Sekunde zu ihm zurück. Die Zigarette zitterte in seinem einen
Mundwinkel, die Fliege war auf die Seite gerutscht.
    »Hoffentlich haben Sie in Pine City Geschäfte zu erledigen, die Ihre Anwesenheit hier
erforderlich machen«, sagte ich. »Wenn nicht, dann ist es ab jetzt so.«
    »Was meinen Sie damit?«
krächzte er. »Glauben Sie vielleicht, ich hätte sie umgebracht?«
    Ich betrachtete ihn einen
Augenblick lang und schüttelte dann bedauernd den Kopf. »Das glaube ich nicht.
Ich glaube nicht, daß Sie die Kraft dazu hätten — Jack.«
    Ich stieg die Treppe hinunter
und fragte mich, warum ich sie eigentlich hinaufgestiegen war.

FÜNFTES KAPITEL
     
    D ie beiden Continentals waren
graue Gespenster in der Nachtluft.
    Ich ließ meinen Healey hinter
dem Kabriolett stehen und ging zur Haustür hinauf. Sie wurde von Stella Gibb
geöffnet. Stella trug etwas Kühles, für die heiße Nacht Geeignetes; und das
Licht, das hinter ihr herausdrang, zeichnete ungehindert durch diese kühle
Hülle fein säuberlich ihre Rundungen als Silhouette ab. Mir war zuvor noch
nicht bewußt geworden, wie warm die Nacht war.
    »Hallo, All« sagte sie mit
weicher Stimme. »Ich dachte, Sie gingen mir aus dem Weg, da Sie mir diesen
kleinen Mann mit dem albernen Namen geschickt haben, der mir all diese albernen
Fragen gestellt hat. Ich dachte, Sie hätten vielleicht ein ganz klein wenig
Angst vor mir?«
    »Ich bin beschäftigt gewesen«,
sagte ich. »Ich habe keine Angst vor Ihnen. Ich vergewissere mich nur gern, daß
ich bei meinem Besuch Pistole, Peitsche und elektrischen Stuhl bei mir habe.«
    »Vielleicht kommen Sie herein«,
sagte sie.
    Ich folgte ihr ins Haus, und in
die Stell-Tang-Dynastie des Wohnzimmers.
    »Scotch auf Eis mit ein bißchen
Soda, wenn ich mich recht erinnere«, sagte sie.
    »Stimmt«, pflichtete ich bei.
    Sie beschäftigte sich mit den
Drinks. Cornelius Gibb trat ins Zimmer und blieb abrupt stehen, als er mich
erblickte.
    »Kennen Sie meinen Mann,
Lieutenant?« fragte Stella gleichgültig. »Vermutlich ja, denn er treibt sich
die meiste Zeit hier herum. Gehst du jetzt aus, Darling?«
    Cornelius trug eine weiße
Sportjacke, ein seidenes Hemd und dunkle Hosen. Einen verdrossenen Ausdruck auf
dem Gesicht, nickte er mir kurz zu. »Ich werde wahrscheinlich erst spät
zurückkommen«, sagte er zu Stella. »Ich werde in die Stadt fahren und sehen, ob
ich ein paar von den Jungens antreffe.«
    »Viel Vergnügen, Darling«,
sagte Stella. »Brauchst du Geld oder sonst was?«
    Über Gibbs Gesicht breitete
sich dunkle Röte aus. »Eine passende Bezeichnung für dich ist noch nicht
erfunden«, sagte er mit belegter Stimme. »Aber ich werde schon noch eine
finden.« Er verließ rasch das Zimmer, und ein paar Sekunden später knallte die
Haustür hinter ihm zu.
    »Armer Cornelius«, sagte Stella
gelassen. »Gelegentlich ist er so sensibel.«
    Sie brachte die gefüllten
Gläser zur Couch, setzte sich neben mich und lächelte voller Wärme. »Ich bin
froh, daß Sie heute abend gekommen sind, Al. Ich fing
schon an, mich zu langweilen. Es fiel mir überhaupt keine aufregende Beschäftigung
ein.«
    »Wie wäre es gewesen, wenn Sie
mit Ihrem Mann in die Stadt gefahren wären? Wäre das nicht sehr aufregend
gewesen?«
    »Alle Freunde von Cornelius
sind wie er selbst«, sagte sie. »Man kann keinen von ihnen als aufregend
bezeichnen, noch nicht einmal bei einem Altejungfernkränzchen .«
    »Nennen Sie ihn >Bubi<
oder > Corny < oder so was?«
    »Ich nenne ihn überhaupt
nichts. Er kommt ohnehin, wenn er Geld braucht. Was die meiste Zeit über der
Fall ist.«
    Ich trank einen Schluck Scotch
und erinnerte mich, daß ich dienstlich hier war. »Ich wollte Ihnen ein paar
Fragen stellen«, sagte ich.
    »Ich werde wahrscheinlich
automatisch alle mit >ja< beantworten«, sagte sie lächelnd. »Hoffentlich
stört Sie das nicht.«
    »Julia Grant hatte einen
Freund«, sagte ich. »Er heißt Harry Weisman. Wissen Sie etwas von ihm?«
    »Ich glaube, sie hat den

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