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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wecken alles Schlechte in mir.« Ich sah das schnelle einladende Lächeln
auf ihrem Gesicht und rutschte hastig zur Seite. » Das Schlechte meine
ich nicht. Ich glaube, ich werde jetzt mit Romair reden.«
    »Wenn Sie darauf bestehen«,
sagte sie. Ihre Stimme klang plötzlich finster. »Vielleicht ist es eine gute
Idee, Al.« Dann schöpfte sie wieder Hoffnung. »Warum erledigen Sie es nicht
gleich und kommen dann schnellstens wieder hierher zurück? Dann quengeln Sie wenigstens
nicht die ganze Zeit wegen Ihrer dienstlichen Verpflichtungen herum, oder
weshalb Sie immer herumquengeln. Das wäre wesentlich besser. Ich hasse Männer,
die es immer eilig haben.«
    »Das kann ich mir denken«,
sagte ich.
    Sie begleitete mich zur Haustür.
    »Polnik hat mir erzählt, Sie
wüßten nicht, auf welche Weise dieser Dolch von Ihrer Wand in Julias Herz
gesprungen ist«, sagte ich.
    »Ich habe nicht die geringste
Ahnung«, sagte sie gleichmütig. »Ich wußte gar nicht, daß er verschwunden war,
bis er es mir erzählte. Ich vermute, daß ihn jemand gestohlen hat. Vielleicht
Julia selber. Sie war immer grün vor Neid wegen meiner Einrichtung. Daß sie
Selbstmord begangen hat, ist wohl unmöglich, wie?«
    »Möglich ist es«, sagte ich.
»Wenn Sie den Dolch in die Luft gehängt hat und mit Anlauf hineingesprungen
ist.«
    »Ich habe ja nur gefragt«,
sagte sie.
    »Ich habe ja nur geantwortet.«
    Ich trat auf die Zufahrt hinaus
und ging auf den Healey zu. Stella folgte. Nur einer der Continentals stand
dort. Das Kabriolett fehlte. Die Wagen wurden also offenbar doch benutzt.
    »Kommen Sie raschestens zurück,
Al«, sagte Stella, als ich in den Healey stieg. »Wollen Sie mir keinen
Abschiedskuß geben?«
    »Ich glaube nicht«, sagte ich.
»Wo wohnt Romair? Polnik hat eine Liste der Adressen, aber dann müßte ich erst
im Büro anrufen.«
    Sie nannte mir die Adresse. »Es
ist keine besonders großartige Wohnung«, sagte sie. »Manchmal frage ich mich,
ob der arme Junge nicht allzulange Pause gemacht
hat.«
    »Sein Verlust bedeutet einen
Gewinn für den Broadway«, sagte ich.
    Etwa eine halbe Stunde später
traf ich vor Romairs Appartementblock ein. Wie Stella
gesagt hatte, war es nichts Besonderes. Seine Wohnung lag im Erdgeschoß, und
mehr konnte man darüber nicht sagen.
    Ich drückte auf den Summer, und
ein paar Sekunden später öffnete Romair die Tür. Er trug einen hellblauen
Morgenrock, und sein Haar war kunstvoll gekämmt, bewußt das griechische Profil
unterstreichend.
    »Lieutenant Wheeler«, sagte er
mit Wärme. »Stella hat mich angerufen und mir mitgeteilt, daß Sie auf dem Weg
hierher seien. Stella ist ein tolles Mädchen, nicht wahr?« Er grinste mich von
der Seite her an, was offenbar als ein Lächeln von Mann zu Mann gedacht war.
    »Sie denkt wirklich an alles«,
bestätigte ich.
    »Wollen Sie nicht
hereinkommen?« Er öffnete die Tür weiter.
    »Danke«, sagte ich und folgte
ihm in die Wohnung. »Was hat Stella sonst noch gesagt?«
    »Nichts, gar nichts. Nur daß
Sie hierherkommen wollten, um mit mir über die arme Julia zu plaudern und über
diesen schrecklichen Kerl, mit dem sie sich herumtrieb — Sie wissen schon, Weisman .«
    »Das war sehr rücksichtsvoll
von Stella«, bemerkte ich. »Hat sie Ihnen auch gesagt, was Sie sagen und was
Sie nicht sagen sollen?«
    »Mein lieber Junge! Natürlich
nicht. Ich beabsichtige, absolut offen Ihnen gegenüber zu sein. Sie kennen doch
übrigens Peter Pines, nicht wahr?«
    Ich blickte auf den Burschen
mit der schweren Hornbrille, der in einen tiefen Sessel versunken dasaß. Ein
sogenannter Dichter, der ebenfalls auf Stellas Party gewesen war. »Klar, wir
kennen uns.«
    »Sie wimmeln schon wieder mal
herum, Lieutenant«, sagte Pines.
    »Sei nicht unhöflich, Peter«,
sagte Romair energisch. »Ich bin überzeugt, der Lieutenant tut sein Bestes.
Möchten Sie gern etwas zu trinken, Lieutenant?«
    »Ja, bitte«, sagte ich.
    »Chinesischen oder indischen?«
    Ich blinzelte verblüfft.
»Chinesischen oder indischen was?«
    »Tee, natürlich. Sie können
beides haben.«
    Ich ließ mich auf einem Stuhl
nieder, welcher zu der Zeit, als Romair am Broadway tätig gewesen war, bessere
Zeiten gesehen haben mochte. »Ich glaube, ich verzichte auf den Tee«, sagte
ich. »Was wissen Sie über Harry Weisman?«
    »Ein überaus widerwärtiger
Charakter«, sagte Romair steif. »Nicht, daß ich viel über ihn weiß. Julia war
in den Mann vernarrt. Entschuldigen Sie mich bitte. Ja? Ich möchte

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