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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Namen
ein paarmal erwähnt«, sagte sie. »Glauben Sie, daß er sie umgebracht hat?«
    »Er hat ein Alibi«, sagte ich.
»Ich habe es bis jetzt noch nicht nachgeprüft, aber ich habe entschieden das
Gefühl, daß es stichhaltig sein wird. Es hat mich nur interessiert. Er gehört
wohl nicht zu den Jüngern des Propheten?«
    »Bisher habe ich ihn nie
kennengelernt«, sagte sie. »Vielleicht sollte ich das jetzt nachholen. Er wird
sich einsam fühlen, nun nachdem Julia nicht mehr da ist.«
    Ich trank noch einen Schluck
Scotch. »Was war mit dem Streit, den Sie und Julia hatten?«
    »Streit?« Sie zuckte die
üppigen Schultern. »Ich erinnere mich an keinen Streit.«
    »Sie haben ihr zwei Ohrfeigen gegeben«,
erinnerte ich sie. »Ich habe es gesehen, ich war dabei.«
    »Ach das! Das war kein Streit,
nur eine Unstimmigkeit. Wir pflegten die ganze Zeit über Unstimmigkeiten zu
haben — meistens wegen Männern.«
    »Entstand diese Unstimmigkeit
wegen Männern im allgemeinen oder wegen einem im besonderen?«
    »Julia konnte auf so lästige
Art moralisch werden, wenn es sich um andere Leute handelte.« Stella gähnte
diskret. »Sie hatte die wunderliche Idee, daß ich Cornelius treu sein müsse,
nur weil ich mit ihm verheiratet bin.«
    »Deshalb haben Sie sie
geschlagen?«
    »Nein, diesmal handelte es sich
um eine Auseinandersetzung wegen eines anderen Mannes. Sie fand, ich jagte in
ihrem eigenen Revier. Das paßte ihr nicht, denn dieser Mann zog mich ihr vor.«
    »Wer war dieser Mann?«
    »Edgar Romair. Ich glaube, Sie
haben ihn kennengelernt. Nicht wahr?«
    »Der Bursche, der den Broadway
stillgelegt hat, nachdem er dort seinen Abschied genommen hatte? Ja, den habe
ich kennengelernt. Haben Sie Julia noch einmal gesehen, nachdem sie gestern abend Ihre Hütte verlassen hatte?«
    »Nein, ich habe keine Ahnung,
wohin sie gegangen ist. Zufällig habe ich auch Edgar gestern
nacht nicht gesehen.« Sie kicherte plötzlich. »Ich hatte auf der Party
ein bißchen zuviel getrunken und war total blau. Ich habe von nichts mehr eine
Ahnung, bis Ihr Freund, der Sergeant, mich aufweckte. Dabei hatte ich nicht
einen Fetzen am Leib.«
    »Er wird es überstehen«, sagte
ich.
    »Wenn ich es mir recht
überlege«, sagte Stella verschmitzt, »vielleicht hat Julia gestern
nacht versucht, sich schließlich doch noch mit Edgar zu treffen. Haben
Sie ihn gefragt, Al?«
    »Ich werde es mir merken«,
sagte ich. »Was hat Julia eigentlich damit gemeint, als sie sagte, sie werde es
Ihnen besorgen — für alle Zeiten?«
    »Ich glaube, sie wollte
Cornelius mitteilen, daß ich mich mit Edgar abgebe«, sagte Stella einfach. »Als
ob ihm das nicht völlig egal wäre!«
    »Hm«, sagte ich. »Kennen Sie
jemanden, der guten Grund hatte, Julia zu ermorden?«
    »Eine Menge Leute«, sagte sie
prompt, »ich zum Beispiel. Aber ich habe es nicht getan. Sie hat immer ihre
Nase in Dinge gesteckt, die sie nichts angingen. Ich muß schließlich die
Wahrheit sagen, Al. Nicht?«
    »Wenn es möglich ist, ja«,
pflichtete ich bei.
    »Nun, ich glaube, keiner von
uns mochte sie besonders leiden. Sie redete immer schlecht über die anderen,
verbreitete Gerüchte und Lügen. Ich vermute, daß sie von ihrem gerechten
Schicksal ereilt worden ist.«
    »Wissen Sie was?« sagte ich.
»Sie sind eine sehr feinfühlige Frau. Geradezu eine Boa constrictor .«
    »Bis jetzt habe ich noch
niemanden erdrückt.« Sie lächelte. »Aber vielleicht würde es mir Spaß machen,
es zu versuchen. Haben Sie heute abend etwas
Wichtiges vor, Al?«
    »Ich versuche, einen Mord
aufzuklären«, sagte ich. »Aber ich komme nicht weiter.«
    »Ich finde, Sie sollten mit
Edgar reden«, sagte sie. »Er kann Ihnen vielleicht helfen.«
    Sie rückte auf der Couch näher
an mich heran und ihr schwerer Oberschenkel preßte sich dicht an den meinen.
Ich kam mir vor wie die Mauern von Jeridio , die auf
den letzten Trompetenstoß warten. »Ja«, murmelte sie, »ich finde, Sie sollten
mit Edgar reden — später.«
    »Warum nicht jetzt?«
    »Mögen Sie mich nicht leiden?
Wir sind ganz allein im Haus. Cornelius wird nicht vor morgen früh
zurückkommen. Ich dachte, Sie würden wenigstens zwei Stunden dableiben, um mich
zu unterhalten. Ich habe mich noch nie zuvor mit einem Polizeibeamten
eingelassen. Das wäre mal etwas Neues. Nicht?«
    »Sind Sie da sicher!« fragte
ich sie. »Gerüchtweise rutscht der hier zuständige Streifenbeamte nur noch auf
den Knien.«
    »Sie sind gemein.«
    »Vermutlich ja«, sagte ich.
»Sie

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