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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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der
Welt, haben Sie das getan?« fragte er.
    »Damit wir nicht ewig auf so
flegelhafte Weise unterbrochen werden«, antwortete ich. »Was wollten Sie noch
sagen?«
    Er schluckte etwas von seinem
Tee hinunter und sah mich dann fast flehend an. »Lieutenant, ich wollte Sie
fragen, ob es unter bestimmten Umständen einen Schutz für Zeugen gibt?«
    »Selbstverständlich«, sagte
ich. »Immer, wenn es die Umstände erfordern. Wovor fürchten Sie sich? Will Sie
jemand umbringen, wenn Sie erzählen, was Sie wissen? Wir lassen Ihnen liebend
gern Polizeischutz angedeihen, wenn es das ist — «
    »Das meine ich damit eigentlich
nicht«, sagte er. »Nun — um ehrlich zu sein, Lieutenant, habe ich speziell an
Erpressung gedacht.«
    »Bei Erpressung wird natürlich
Schutz gewährt«, sagte ich. »Der größte Fehler, den ein Mensch begehen kann,
ist, bei Erpressung zu schweigen. Das müssen Sie doch wissen.«
    »Vermutlich ja«, sagte er.
»Aber es ist nicht so einfach, wenn man sich gewissen Dingen gegenüber sieht.«
Er schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Ich bin ein verzweifelter Mann,
Lieutenant. Ich habe nur ein gewisses Einkommen. Als ich mich von der Bühne
zurückzog, hatte ich ausreichend Geld angelegt, um mir ein vernünftiges Einkommen
für den Rest meines Lebens zu sichern. Aber innerhalb der letzten beiden Monate
ist fast ein Drittel des Kapitals verschwunden.« In seiner Stimme lag ein
Unterton von Entsetzen. »Wenn das so weitergeht, bin ich innerhalb des nächsten
halben Jahres mittellos. Es darf nicht mehr so weitergehen! Was auch geschehen
mag, ich glaube nicht, daß ich es aushalten könnte —«
    »Wer erpreßt Sie?« fragte ich.
    »Weisman natürlich«, sagte er.
»Ich dachte, das hätten Sie schon vermutet.«
    »Mir fehlt die Gabe des
Propheten der Hellsichtigkeit«, sagte ich. »Warum erpreßt er Sie?«
    »Oh, Lieutenant, wirklich — ich
würde es lieber nicht sagen. Ich meine, muß ich das unbedingt sagen? Können Sie
sich denn nun, nachdem ich Ihnen das gesagt habe, nicht mit ihm befassen?«
    »Wir brauchen eine ganze
Kleinigkeit, allgemein als Tatbeweis bezeichnet«, sagte ich.
    »Oh!« sagte er matt. »Daran
hatte ich nicht gedacht. Dann können Sie mich nicht schützen, oder?«
    »Natürlich können wir das«,
sagte ich. »Wir können...«
    »Natürlich können Sie das
nicht«, sagte er. »Wenn ich Ihnen alles erzähle, werden Sie es Ihren
Vorgesetzten weiterberichten und das bedeutet, daß es vor Gericht zur Sprache
kommt und die Zeitungen werden... Entschuldigung, Lieutenant. Ich bin sehr
unhöflich zu Ihnen gewesen. Ich — ich habe nur Spaß gemacht.«
    »Hören Sie zu, Romair«, sagte
ich. »Wir sprachen über ein Motiv für einen Mord. Sie können nicht...«
    »Es tut mir leid, Lieutenant.«
Sein Gesicht war kalkweiß. Langsam hob er die Hände und preßte die Handgelenke
zusammen. »Nehmen Sie mich fest, wenn Sie wollen, aber meine Lippen sind für
immer versiegelt.«
    »Ach Quatsch!« sagte ich
angewidert. »Abgesehen davon, ist mein Handschellenvorrat erschöpft.«
    Ich öffnete unter der aus der
Küche dringenden wie wahnsinnigen Begleitmusik von Handschellen, die gegen
einen Wasserhahn klirrten, die Wohnungstür.
    »Noch etwas, Lieutenant«, sagte
Romair hinter mir mit nervöser Stimme. »Was ist mit Peter? Ich meine, mit
diesen Handfesseln? Wollen Sie ihn nicht befreien?«
    »Richten Sie ihm aus, daß ich
den Schlüssel mit der Post schicken werde«, sagte ich und schlug die Tür hinter
mir zu.

SECHSTES KAPITEL
     
    S ie wohnte natürlich in einem
Dachgartenappartement. Man kam durch ein Aluminiumgitter ins Haus und in ein
Foyer, an dem ein Innendekorateur gut zehntausend Dollar verdient hatte. Der
grau uniformierte Lakai begleitete mich bis zum Aufzug. Ich drückte auf den
entsprechenden Knopf und wurde schnell und lautlos hinaufgetragen.
    Das Dachgartenappartement hatte
einen Vorraum, der kleiner war als der im Erdgeschoß, aber um nichts weniger
kostspielig ausgestattet worden war. Ich drückte auf den Summer und wartete.
    Die Tür öffnete sich und Candy
Logan stand da und blickte mich an. Sie trug ein Männerhemd — weiß und hinten
lang. Das Vorderteil reichte ihr bis oben an die Schenkel.
    »Hallo!« sagte sie. »Ich
dachte, du wolltest anrufen?«
    »Seit wann sind Hosen außer
Mode?« fragte ich heiser.
    »Es ist kühler so«, sagte sie
gleichgültig. »Warum kommst du nicht herein und besiehst dir mein trautes
Heim?«
    »Du meinst, es gibt noch mehr
zu sehen?«
    »Komm

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