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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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schnell
Wasser aufstellen. Ich weiß, daß Peter liebend gern eine Tasse Tee möchte.«
    Romair verschwand in der Küche.
Ich zündete mir eine Zigarette an und sah mich im Zimmer um. Vier gerahmte
Theaterplakate hingen an den Wänden, auf denen Edgar Romair als Hauptdarsteller
genannt war. An eins der Stücke erinnerte ich mich vage, es war vor zehn Jahren
ein großer Erfolg gewesen.
    Das war unmittelbar danach
gewesen, als ich meinen Job beim Intelligence Service
in der Armee aufgegeben hatte, meinen Verstand verloren hatte und Polyp in Pine City geworden war. Ich glaube, der Gedanke an all die
schönen Orangen hatte mich dazu bewogen; es konnte nicht der Gedanke an all die
schönen, männerhungrigen Starlets gewesen sein, die es in Kalifornien gibt.
    Ich blickte zu Pines hinüber.
»Wohnen Sie hier?«
    »Jawohl«, sagte er. »Aber Sie
brauchen nicht so ein Gesicht zu machen, Lieutenant. Zwischen uns besteht keine
heikle weibische Beziehung. Sowohl Edgar als auch ich sind völlig normale
Männer.«
    »In Ihnen hätte ich mich glatt
täuschen können«, sagte ich.
    Romair kehrte forschen Schritts
ins Zimmer zurück. »Ja, wie ich schon sagte, Lieutenant, Weisman ist ein höchst
widerwärtiger Charakter. Ein Mann, der sich durchs Leben schlägt und...«
    »Ich bin nicht hierhergekommen,
um mich über Weisman zu unterhalten«, sagte ich geduldig. »Ich bin
hierhergekommen, um über Sie selber zu sprechen. Gestern
abend , zwei Stunden bevor sie umgebracht wurde, hatte Julia Grant mit
Stella Ihretwegen einen Streit. Darüber möchte ich Näheres hören.«
    »Sie schmeicheln mir,
Lieutenant.« Er lächelte unsicher. »In dem alten Hund muß doch noch ein bißchen
Leben sein. Wie?«
    »Spar dir den zickigen Dialog,
Edgar«, sagte Pines brutal. »Bei Sardi’s mag
das Ende der zwanziger Jahre eine Wucht gewesen sein, aber bei diesem Bluthund
bringt dich das nicht weiter. Rede schlichtes Englisch mit ihm. Solange du dich
einfach ausdrückst, versteht er dich vielleicht.«
    Romairs Gesicht rötete sich langsam.
»Nun — ich — ich begreife nicht, wie Sie auf diesen Gedanken kommen können,
Lieutenant. Ich meine, daß sich die Mädchen wegen mir gestritten haben können.«
    »Ich habe es von Stella
erfahren«, sagte ich. »Und sie müßte es eigentlich wissen. Was haben Sie getan,
nachdem Sie gestern nacht Stellas Party verlassen haben?«
    »Das habe ich Ihrem Sergeant
schon gesagt«, erwiderte er im Ton der Verteidigung. »Ich ging kurz nach
Mitternacht weg, fuhr geradewegs hierher und ging zu Bett.«
    »Haben Sie einen eigenen
Wagen?«
    »Natürlich.«
    »Und Sie bestreiten, daß sich
die beiden Frauen Ihretwegen gestritten haben?«
    »Der Gedanke ist einfach
lächerlich, Lieutenant! Julia war in diesen Weisman vernarrt, und Stella ist
bereits verheiratet.«
    »Das scheint auf ihr Liebesleben
keinerlei Einfluß zu haben.«
    »Darüber weiß ich nichts
Näheres«, sagte er mit Festigkeit. Er richtete sich betont auf. »Ich weiß, die
Dinge haben sich seit früher ein wenig geändert, aber ich bin mit einem
gewissen Ehrenkodex aufgewachsen und dieser Kodex...«
    »Edgar!« sagte Pines mit
mordlüsterner Stimme.
    »Entschuldigung«, murmelte
Romair.
    »Ich kenne den Abschluß dieses
Geschwafels, Lieutenant«, sagte Pines erschöpft. »Noch weitere fünf Minuten und
er steht in Habt-acht-Stellung da, die Stars and Stripes forever singend.«
    »Eine maßlose Übertreibung«, sagte
Romair finster.
    »Haben Sie eine Ahnung, was
jemanden bewogen haben mochte, Julia Grant umzubringen?« beharrte ich.
    »Ja.« Er lächelte flüchtig.
»Aber es ist natürlich nichts, was ich beweisen könnte, Lieutenant. Ich kann
nur eine Vermutung äußern. Warum sprechen Sie nicht mit Candy Logan?«
    »Stella Gibb schlug vor, ich
solle mit Ihnen sprechen, und dabei ist nichts herausgekommen«, sagte ich. »Nun
schlagen Sie vor, ich solle mit Candy Logan sprechen. Warum?«
    »Ich dachte nur, Sie könnte
Ihnen vielleicht helfen, Lieutenant.«
    Aus der Küche drang ein
schrilles Pfeifen. »Ah!« Romair lächelte beglückt. »Das ist der Wassertopf.
Wollen Sie ganz bestimmt keine Tasse Tee haben, Lieutenant?«
    »Bestimmt nicht«, sagte ich.
    »Dann entschuldigen Sie mich,
ich gieße ihn jetzt auf«, sagte er und eilte in die Küche hinaus.
    Ich blickte zu Pines hinüber.
»Wenn wir schon bei dem Thema sind: Wo waren Sie gestern
nacht zwischen eins und drei?«
    Seine Augen hinter den dicken
Brillengläsern funkelten.
    »Ich habe ein Alibi,

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