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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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eben herein und sieh
selbst.«
    Ich folgte ihr in die Wohnung
und stellte flüchtig fest, daß das Wohnzimmer modern möbliert und kostspielig,
aber nicht orientalisch ausgestattet war. Das war schon etwas. Aber da Candy
vor mir ging und die Hemdenzipfel von einer Seite zur anderen wippten, konnte
ich auf nicht allzuviel anderes achten.
    Sie ging zu der Bar in der Ecke
des Zimmers. Ich sank atemlos auf die Couch und sah zu, wie sie zwei Drinks
zurechtmachte. Sie goß etwas Chivas Regal ein und
fügte dem einen Schuß aus einer schicken Mineralwasserflasche zu.
    »Man hat eine schöne Aussicht
aus dem Fenster«, sagte sie im Plauderton.
    »Ich habe eine ganz prachtvolle
Aussicht von hier aus«, sagte ich. »Und wenn du glaubst, ich tausche sie gegen
die aus einem lausigen Fenster ein, dann bist du verrückt.«
    Sie brachte die Gläser mit zur
Couch und setzte sich neben mich. Ich nahm dankbar mein Glas in Empfang und
trank.
    »Wie nett von dir, daß du Zeit
gefunden hast, mich zu besuchen«, sagte sie. »Ich dachte, du seist sicherlich
so mit dem Mord beschäftigt, daß ich dich eine ganze Weile nicht mehr zu
Gesicht bekäme.«
    »Was hat dir Romair gesagt, als
er anrief?« fragte ich sie.
    »Romair?« Sie hob die Brauen.
»Wovon redest du?«
    » Heute abend werde ich von einem zum anderen geschickt«, sagte ich. »Wenn du nicht als nächste
an der Reihe gewesen wärst, hätte ich die Sache aufgegeben.«
    »Warum machst du es dir nicht
bequem?« sagte sie. »Laß dir Zeit, Al, und versuche, dich einmal klar
auszudrücken.«
    »Spar dir das für einen anderen
auf, Süße«, sagte ich. »Stella Gibb riet mir, mit Romair zu sprechen, und rief
ihn dann an, um ihm mitzuteilen, daß ich käme. Romair schlug vor, ich solle mit
dir sprechen, und ich wette, er hat dich angerufen, um dir zu sagen, daß ich
komme.«
    »Du traust niemandem, nicht?«
Sie seufzte.
    Sie schlug beiläufig die Beine
übereinander, und das Hemdenvorderteil rutschte ein wenig nach oben, jedenfalls
so weit, daß ich mich fragte, was sie wohl unter dem Hemd trüge — wenn
überhaupt etwas. Ich hatte das Gefühl, daß dies etwas war, was einer weiteren
Ermittlung bedurfte.
    »Ich habe einmal einem
weiblichen Wesen getraut«, sagte ich. »Bevor ich wußte, wie mir geschah, war
ich beinahe verheiratet.«
    »Das wäre vielleicht ein kluger
Schachzug gewesen, wenn sie irgendwelche Immobilien besessen hat«, sagte Candy.
    »Lenke nicht vom Thema ab«,
sagte ich. »Wie steht’s mit Romair, he?«
    »Edgar hat mich tatsächlich
angerufen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er meinte, ich sollte dir die
Wahrheit über Stella und Julia sagen. Er sagte, er glaube nicht, daß du ihm
jetzt noch etwas glaubtest; warum, weiß ich nicht. Er wollte dir eigentlich
alles erklären, aber irgendwie wurde die Unterhaltung unterbrochen.« Sie sah
mich stirnrunzelnd an. »Und er sagte so etwas Ähnliches wie: >Peter würde
bei seinem Versuch, vom Wasserhahn wegzukommen, fast wahnsinnig.<«
    »Pines ist paranoid«, erklärte
ich. »Er glaubt, der Wasserhahn in der Küche sei hinter ihm her. Überhaupt
seien alle Wasserhähne hinter ihm her — er hat seit drei Wochen nicht gebadet —
aber der Küchenwasserhahn ist der Gangsterboss. Es ist so eine Art
Patient-Chirurg-Problem. Peter hat vor einer Woche einen neuen Dichtungsring in
den Küchenwasserhahn eingesetzt und bildet sich ein, dabei etwas grob
vorgegangen zu sein.«
    Candy lehnte sich, die Hände
hinter dem Kopf, gegen die Couch zurück. »Na gut, wenn du nichts über Stella
und Julia hören willst.«
    »Ich möchte etwas hören.«
    »Edgar hat gesagt, du würdest
mir vielleicht glauben, wenn ich dir die Wahrheit über die beiden erzähle.«
    »Vielleicht. Versuch’s«
    »Sie haßten einander«, sagte
Candy leichthin. »Sie waren beide mannstoll, und Stella stahl Julia immer die
Männer, die sie gerade hatte.«
    »Das weiß ich bereits«, sagte
ich. »Ich habe das Lied schon vorher gehört, die Melodie ist allmählich ein
bißchen abgeleiert.«
    »Den Streit, den sie gestern abend in Stellas Hütte hatten, war nicht wegen
Edgar, sondern wegen Harry Weisman.«
    »Das fängt an, sich allmählich
zu einer chinesischen Tricknummer zu entwickeln«, sagte ich. »Sieben kleine
Chinesen auf der Bühne, und einer von den sieben zieht pausenlos Hüte aus
Kaninchen heraus. Aber man weiß nie genau, ob es dasselbe ist oder nicht.«
    »Jetzt fängst du wieder mit
diesem zweideutigen Geschwätz an«, sagte sie. »Wenn du mir nicht glaubst,

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