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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Lieutenant.
Ein nahezu perfektes, wenn ich so sagen darf.«
    »Sagen Sie es ruhig und
überlassen Sie es mir, zu beurteilen, wie perfekt es ist.«
    »Muß ich ihren Namen nennen? Es
war eins der Mädchen auf der Party.«
    »Wie weit reicht dieses Alibi?«
    »Weiter, als ich mich äußern
möchte«, sagte er sittsam. »Aber ich kann Ihnen sagen, wie weit es zeitlich
reicht, wenn Ihnen das recht ist, Lieutenant. Bis kurz nach halb vier Uhr
morgens.«
    »Ich bin sicher, daß ich Ihnen
irgend etwas anhängen kann«, sagte ich nachdenklich. »Ich muß mir nur etwas
einfallen lassen. Vielleicht Verbreitung unzüchtiger Schriften an Jugendliche.
Wer verlegt denn Ihr Zeug, Pines?«
    Tiefe Röte breitete sich über
seine Wangen aus. »Ich habe — äh — bis jetzt noch nichts veröffentlicht.«
    »Oh«, sagte ich, »zu der Sorte
Dichter gehören Sie!«
    »Es ist nur eine Frage der
Zeit«, sagte er eilig. »Zwei oder drei Verlage in New York sind im Augenblick
sehr interessiert.«
    »In New York ist ausgemistet
worden«, sagte ich. »Dieser Typ Verlag existiert nicht mehr.«
    »Ich wollte, Sie würden Ihre
billigen Witzchen für sich behalten, Lieutenant.« Sein Gesicht färbte sich noch
tiefer rot. »Bei Subjekten wie Ihnen wird mir immer übel, Sie schmieriger...«
    » Polizeilieutenant ?«
    Romair kam ins Zimmer
zurückgehüpft, zwei Tassen in der Hand, die vermutlich Tee enthielten. Wenn
nicht, so hatte er mich angeschmiert. Er reichte eine der Tassen Pines, setzte
sich dann mir gegenüber und rührte heftig in der dunklen Flüssigkeit. »Haben
Sie noch mehr Fragen an mich zu stellen, Lieutenant?«
    »Eigentlich nicht«, sagte ich.
»Trotzdem, ich möchte Sie an etwas erinnern. Das Verschweigen von Tathinweisen
vor einem Polizeibeamten ist strafbar.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ganz einfach. Wenn Sie mir
nicht alles mit diesem Fall Zusammenhängende erzählen, was Sie wissen, wandern
Sie unter Umständen für lange, lange Zeit ins Kittchen.«
    Ich sah zu, wie etwas Tee in
die Untertasse verschüttet wurde.
    »Laß dich nicht von ihm ins
Bockshorn jagen, Edgar«, sagte Pines. »Das ist ein alter Trick. Er versucht
einfach, dich einzuschüchtern, damit du etwas sagst, was du gar nicht so
meinst.«
    »Klar«, sagte ich. »Und ich
kann Sie so einschüchtern, daß Sie wie nichts hinter Schloß und Riegel sitzen,
wenn Sie mir etwas vorenthalten — alle beide.«
    Pines schnaubte hörbar. »Er versucht
lediglich...«
    »Halten Sie die Klappe!« sagte
ich. Er sah mich an, öffnete erneut den Mund und besann sich dann eines
Besseren. »Nun«, sagte ich zu Romair, »wenn Sie etwas wissen, ist es Zeit,
damit herauszurücken. Morgen kann es zu spät sein.«
    Erneut platschte etwas Tee in
die Untertasse. »Ich weiß nicht«, sagte Romair unglücklich. »Ich — ich weiß
wirklich nicht. Lieutenant, gibt es so etwas wie Zeugenschutz? Ich meine,
ich...«
    »Edgar«, sagte Pines in
scharfem Ton. »Um alles in der Welt, halt’ deinen verdammten Mund!«
    Ich fand, daß ich nun für einen
Abend von Pines genug hatte. Ich stand auf und ging zu ihm hin. »Seien Sie
still«, sagte ich.
    »Sie können nicht...« Er stand
langsam und mit hervorquellenden Augen auf.
    »Strecken Sie Ihre Hände aus«,
sagte ich in energischem Ton.
    Er gehorchte. Ich nahm die
Handschellen heraus, legte sie um seine Handgelenke und ließ sie zuschnappen.
    »Das können Sie nicht tun!« In
seine Stimme kam ein leicht hysterischer Unterton. »Warum nehmen Sie mich fest?
Wessen klagen Sie mich an? Das möchte ich wissen? Ich will meinen Rechtsanwalt
anrufen! Sie können mich nicht wie einen gewöhnlichen Verbrecher behandeln!«
    »Marsch!« befahl ich. »Hinaus
in die Küche.« Ich gab ihm einen Schubs gegen die Schulter, um nachzuhelfen.
    Er stolperte, immer noch
schrill protestierend, in die Küche hinaus. Ich schloß die Handschellen auf,
befreite sein linkes Handgelenk und sah mich im Raum um. Der Ausguß sah so aus,
als ob er das Richtige wäre. Ich schloß die Handfessel an dem Rohr an, das zum
Wasserhahn führte. »Hier überlasse ich Sie Ihren Meditationen«, sagte ich.
»Vielleicht fallen Ihnen ein paar Gedichte ein.«
    Ich kehrte ins Wohnzimmer
zurück und machte sorgfältig die Küchentür hinter mir zu, und ließ dabei Pines’
leidenschaftliche Proteste, die Gerechtigkeit im allgemeinen und die
Menschenrechte im besonderen betreffend, zurück.
    Ich setzte mich wieder auf
meinen Stuhl. Romair sah mich mit wütendem Blick an. »Wozu, um alles auf

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