Die Witwe
höre
ich auf, deine Zeit zu vergeuden, und halte den Mund.«
»Nur weiter«, sagte ich.
»Julia war verrückt nach
Weisman, und Stella sah sie zufällig eines Nachts zusammen in einer Bar. Das
war eine Herausforderung für Stella; jeder neue Mann, den Julia hatte, war eine
Herausforderung. Sie beschloß, Weisman zu verführen und Julia wegzunehmen. Es
entsprach ihrem Sinn für Humor, Weisman Julia wegzuschnappen und ihn sich
selber unter den Nagel zu reißen. Hinterher wollte sie damit vor Julia
prahlen.«
»Und ist es ihr gelungen?«
Candy zuckte ausdrucksvoll die
Schultern. »Keine Ahnung. Aber deswegen war der Streit in Wirklichkeit
entstanden. Julia warnte sie, ihre Finger nach Weisman auszustrecken.«
»Glaubst du, daß Stella sie
umgebracht hat?«
»Das kann ich nicht mit
Sicherheit sagen«, erwiderte Candy. »Aber eins weiß ich, sie ist dessen fähig.
Ich habe noch nie eine Frau kennengelernt, die so zutiefst bösartig ist wie
Stella.«
»Glaubst du nicht, daß der
Prophet sie veredelt? Mit all dieser vielen Sonnenbräune und dem ganzen Drum
und Dran?«
Candy lachte harsch. »Das ist
das Komischste, was ich seit langem gehört habe. Sie veredeln! Weißt du nicht,
daß...« Sie brach abrupt ab. »Ach, egal!«
»Nur zu«, sagte ich. »Ich bin
interessiert. Das ist noch besser, als die Skandalmagazine zu sein pflegen.«
»Ich meine, ich glaube einfach
nicht, daß Stella durch irgend etwas gebessert werden kann, außer vielleicht
durch einen Sarg«, sagte Candy. »Möchtest du noch etwas zu trinken?«
»Klar«, sagte ich. »Und
außerdem sehe ich gern zu, wie du durchs Zimmer gehst und mir etwas zu trinken
holst.«
»Du kannst beides haben«, sagte
sie, nahm mir das leere Glas aus der Hand und ging langsam durch das Zimmer auf
die Bar zu.
Ihre Hüften waren eine
Symphonie freizügigster Bewegung. Sie kehrte mit den frischgefüllten Gläsern
zurück und setzte sich neben mich. Ihre Beine waren lang und sonnengebräunt —
die beste Reklame für Sonnenanbetung, die ich bisher gesehen hatte.
»Also«, sagte sie. »Hast du
noch mehr Fragen an mich zu richten, mein Lieutenant? Wie du weißt, habe ich
für die Zeit des Mordes ein Alibi. Zufällig habe ich die Nacht mit einem Mann
verbracht. Natürlich, wenn du darauf bestehst, will ich dir seinen Namen
angeben, aber ich bin sicher, daß es ihm nicht recht wäre. Sieh mal, zufällig
weiß ich, daß er eine Frau und acht hungrige Kinder hat, und wenn er seinen Job
als Raumpfleger im Büro des Sheriffs verliert, so wird er...«
»Ich frage mich«, sagte ich,
»ob du unter diesem Hemd etwas trägst?«
»Keuche nicht so, wenn du eine
solche Frage stellst«, sagte sie. »Das erinnert mich an meinen verstorbenen
Mann. Es war ausschließlich diese Keucherei , die
seine Herzbeschwerden verursacht und...«
»Ich habe keine Immobilien«,
sagte ich. »Also brauche ich mir auch keine Sorgen zu machen.«
»Das könnte leicht geregelt werden«,
sagte sie beiläufig. »Warum heiratest du mich nicht?«
»Na klar«, sagte ich. »Und in
null Komma nichts haben wir das Haus voll kleiner Hanglagenappartements.«
»Im Ernst, Al«, sagte sie mit
leiser Stimme. »Warum willst du mich nicht heiraten? Ich glaube, ich würde gern
wieder heiraten. Du bist genau der Typ, den ich gern für meine zweite Ehe
hätte. Es ist ausreichend Vermögen vorhanden, daß wir beide davon leben können.
Du könntest deinen Job als Polyp aufgeben, und ich könnte...«
»Das ist das erstemal , daß mir ein weibliches Wesen einen moralischen
Antrag macht«, sagte ich. »Ich bin überwältigt. Ich weiß nicht einmal, ob mir
die Sache gefällt. Sag mal, hast du dich je mit Harry Weisman verabredet?«
»Versuch nicht, vom Thema
abzuweichen«, sagte sie.
»Niemand mag Harry Weisman«,
sagte ich. »Und niemand hat sich viel aus Julia Grant gemacht. Und wenn sich
niemand viel aus Julia gemacht hat, warum sollte sich dann jemand dafür
interessieren, mit was für einem Burschen sie sich herumgetrieben hat?«
»Ich weiß nicht.« Candy gähnte.
»Ich möchte nicht Räuber-und-Gendarm mit dir spielen. Ich möchte heiraten.«
»Du solltest dich an eine
Ehevermittlung wenden«, sagte ich. »Für fünfundzwanzig Dollar händigen sie dir
zehn Fotos von zehn Burschen aus, die alle verschieden aussehen und doch nur
alle eins im Sinn haben.«
Candy stand auf und blieb vor
mir stehen. Langsam schälte sie sich aus dem weißen Hemd. Dann ließ sie es auf
den Boden fallen und blieb stehen, auf mich
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