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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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verprügelte mich. Ich dachte, er
würde mich umbringen. Aber hinterher kühlte er ab, und dann passierte etwas
Komisches.«
    »Erzählen Sie es mir, so daß
wir beide lachen können«, sagte ich. »Im Augenblick habe ich es nötig.«
    »Was mich anbetraf, so schien
alles wieder in bester Ordnung zu sein«, sagte sie. »Er schien plötzlich seinen
ganzen Haß und seine Wut auf Julia zu konzentrieren. Vermutlich hatte die
Tatsache, daß er mich verprügelt hatte, sein Ego beruhigt, und er begann statt
dessen Julia zu hassen, weil sie ihm die ganze Sache überhaupt erzählt hatte.
Ich hörte danach auf, mich mit Harry zu treffen. Ich hatte zu sehr Angst, um
das noch zu riskieren. Aber Julia glaubte mir das nicht.«
    »Und deshalb begann gestern abend der Streit zwischen euch beiden?«
    Stella nickte. »Sie behauptet,
ich träfe mich nach wie vor mit Harry, und ich bestritt es. Sie sagte, ich löge
und sie würde es mir schon besorgen. Sie wußte, daß Cornelius mich beim
erstenmal verdroschen hatte. Sie sagte, sie würde ihm erzählen, daß ich mich
noch immer mit Harry träfe.«
    »Und wenn sie das getan hat«,
sagte ich, »dann hat Cornelius vielleicht diesen ersten Dolch von der Wand genommen
und sie umgebracht. Vielleicht hat er sogar ihre Leiche hinauf auf den Bald
Mountain geschafft und sie auf den Altar gelegt. Vielleicht hat er, wenn er
schon so verrückt war, sie umzubringen, auch Ihren vermeintlichen Liebhaber
Harry Weisman umgebracht?«
    Sie vergrub das Gesicht in den
Händen und begann zu schluchzen. »O Himmel!« sagte sie mit erstickter Stimme.
»Ich habe mir die größte Mühe gegeben, zu glauben. Diese letzten vierundzwanzig
Stunden dachte ich, ich würde verrückt werden. Aber es kann kein anderer
gewesen sein — es muß Cornelius gewesen sein!«
    Ich hörte einen scharrenden
Laut an der Tür, blickte auf und sah dort Cornelius Gibb im Pyjama stehen. Mit
wilden, von brennendem Haß erfüllten Augen starrte er auf Stella.
    »Du dreckige, verlogene Hure«,
sagte er mit schwerer Stimme. Dann kam er durch das Zimmer auf sie zu, die
Hände ausgestreckt, die Finger gekrümmt. »Ich werde die Wahrheit aus dir
herausholen!« schrie er, »und wenn ich dir das Genick brechen muß!«
    Es sah so aus, als würde es
eine arbeitsreiche Nacht für Polizeilieutenants .
    Ich streckte das Bein vor, als
er an mir vorüberkam, und er stolperte und fiel geradewegs auf die Nase. Er
raffte sich wieder auf, das Gesicht vor Wut verzerrt, und strebte erneut Stella
zu. Aber diesmal hatte ich die Achtunddreißiger in der Hand, um ihm seine
Absicht auszureden. Er blieb zögernd einen guten Meter weit von ihr entfernt
stehen.
    »Tun Sie das nicht, Cornelius«,
sagte ich. »Mit einem Loch im Gesicht würden Sie gar nicht mehr hübsch
aussehen.«
    »Dieses verlogene Luder«, sagte
er mit belegter Stimme. »Sie lügt, das kann ich Ihnen versichern. Alles waren
Lügen. Ich habe hinter der Tür gestanden und gelauscht. Ich habe alles gehört,
was sie gesagt hat. Es ist von A bis Z erlogen.«
    »Vielleicht«, sagte ich.
»Erzählen Sie mir die Wahrheit, Cornelius. Ich habe eine Menge Zeit. Ich werde
zuhören.«
    »Glauben Sie, ich würde mich
den Teufel um sie und Weisman scheren?« Er spie mir die Worte beinahe ins
Gesicht.
    »Nur heraus mit der Sprache«,
sagte ich milde. »Erzählen Sie Ihre Version.«
    »Weisman!« wiederholte er. »Er
war doch nur das Ende einer langen Reihe, die vor Jahren, bevor ich Stella auch
nur kennenlernte, begonnen hat. Vielleicht hat Julia sich darüber Sorgen
gemacht, daß Stella ihr ihren neuen Freund weggeschnappt hat, aber doch nicht
ich. Wenn ich mir irgendwelche Gedanken über irgendeinen der anderen Männer in
Stellas Leben gemacht hätte, wäre ich bereits im ersten Monat unserer Ehe
verrückt geworden!«
    Er blickte Stella an, und sein
Mund bewegte sich. »Du!« sagte er mit seltsam verschwommener Stimme. »Du bist
für mich nichts als ein Essenabonnement, nicht mehr und nicht weniger. Das
wußte ich von dem Augenblick an, als deine gierigen kleinen Augen sich an
diesem ersten Tag am Strand in meinen Bizeps bohrten. Ich habe mitgespielt,
weil du stinkend reich warst! Du hattest kein Niveau, du warst alt genug, um
meine Mutter sein zu können — aber solange jeden Monat die Banknoten in meine
Hand gedrückt wurden, war ich bereit mitzuspielen!«
    Stellas Gesicht schien zu
zerknittern. Plötzlich sah sie müde und um zehn Jahre älter aus. Sie wandte
rasch den Kopf ab.
    »Ich — auf dich

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