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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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eifersüchtig
sein!« Cornelius lachte derb. »Wenn ich in deinen Augen nicht jedesmal die
Dollar hätte funkeln sehen, wenn ich hineinsah, so hätte ich innerhalb des
Hauses die ganze Zeit über eine dunkle Brille getragen.«
    Er holte tief Luft und sah dann
mich an. Seine Stimme klang ruhiger, als er weitersprach. »Sie haben mich
einmal gefragt, wie man sich als ausgehaltener Ehemann fühlt, Lieutenant. Ich
will es Ihnen sagen. Man fühlt sich großartig, solange man seine Frau nicht
allzu häufig zu sehen kriegt!«
    »Haben Sie sich jetzt alles von
der Seele geredet?« fragte ich.
    »Vermutlich ja«, murmelte er.
    »Dann gehen Sie vielleicht am besten
wieder ins Bett.«
    »Ich bin nicht...«
    »Ich könnte Sie auch für den
Rest der Nacht einsperren«, sagte ich, »zu Ihrem eigenen Schutz. Ganz wie Sie
wollen, Gibb.«
    »Okay«, sagte er. »Ich gehe
wieder ins Bett zurück. Und Sie brauchen keine Angst zu haben, daß Stella etwas
zustößt. Alle Prügel, von denen Sie hören werden, sind genauso ein Märchen wie
die, von denen Sie eben gehört haben.«
    Er verließ langsam das Zimmer.
Ich goß mir ein frisches Glas ein und zündete mir eine Zigarette an.
    Stella saß noch immer am Ende
der Couch und blickte auf den Boden. Langsam hob sie den Kopf und sah mich an.
Ihre Augen waren trübe. »Vermutlich habe ich nichts anderes verdient«, sagte
sie. »Ich hätte mir denken können, daß er sein Ohr am nächsten Schlüsselloch
hat. Er hat natürlich gelogen.«
    »Einer von Ihnen beiden hat
gelogen«, pflichtete ich bei. »Ich werde herausfinden müssen, wer es war. Im
Augenblick lege ich für keinen die Hand ins Feuer.«
    »Sie können ihm doch unmöglich
glauben«, sagte sie. »Dieser dreckige kleine...«
    »Bademeister?«
    »Wie ich die Männer hasse!«
sagte sie leidenschaftlich.
    Es war der Kernsatz der Woche.

NEUNTES KAPITEL
     
    I ch drückte auf den Summer an
der Tür des Dachgartenappartements und wartete. Da mir schien, als ob ich recht
lange zu warten hätte, drückte ich erneut auf den Knopf und ließ meinen Daumen
für etwa zehn Sekunden dort. Schließlich öffnete Candy die Tür.
    »Schläfst du eigentlich
überhaupt nie?« fragte sie. »Es ist zwei Uhr morgens.«
    »Wheeler, der vollblütige
Bluthund«, sagte ich.
    »Ich wußte nicht, daß ich eine
Polizeibeamtentagung leite«, sagte sie ohne jede Begeisterung.
    »Das Leben ist voller
Überraschungen«, sagte ich. »Für das Abendessen ist bereits alles geplant. Wir
werden eine riesige Papptorte servieren, und du steigst oben aus der Mitte
heraus, wenn sie auf dem Tisch steht.«
    »Mit freundlichem Lächeln und
in einem Bikini vermutlich?«
    »Mit bekümmertem Gesicht und
einem Feigenblatt«, verbesserte ich sie. »Und dein bekümmerter Gesichtsausdruck
steht in direktem Verhältnis dazu, wie gut das Feigenblatt befestigt ist.«
    »Ich habe mich schon oft
gefragt, wie man ein Feigenblatt befestigt«, sagte sie.
    »Am besten«, ich überlegte es
mir anders, »fragt man einen Feigenbaum.«
    »Vielleicht fordere ich dich am
besten auf, hereinzukommen«, sagte sie. »Du kannst ebensogut hier wohnen und Miete zahlen.«
    »Danke«, sagte ich höflich und
folgte ihr.
    Candy trug genau wie zuvor ein
Hemd. Nur bestand es diesmal aus blauer Seide und war mit goldenen Palmen
übersät.
    »Du hast dich verändert«, sagte
ich.
    »Zu meinem Vorteil?«
    »Es muß an deinem Hemd liegen.«
    »Das hier ist zum Schlafen«,
sagte sie. »Oder es war es jedenfalls, bevor du in mein Leben tratst.«
    Ich sank dankbar auf ihre
Couch. Sie setzte sich neben mich, aber in gebührendem Abstand. »Hast du viel
zu tun gehabt?« fragte sie höflich.
    »Nichts als reines gesundes
Vergnügen«, sagte ich. »Was ist das hier übrigens?«
    »Ich habe es immer für ein Paar
gehalten, das zusammen ein Bad nimmt«, sagte sie.
    »Harry Weisman ist heute abend ermordet worden«, sagte ich gelassen.
    Sie schauderte plötzlich. »Wer
hat ihn umgebracht?«
    »Das versuche ich eben noch
herauszufinden«, gestand ich ein. »Jetzt muß ich mir über zwei Morde den Kopf
zerbrechen. Ich kam eben rechtzeitig in seine Wohnung, um seinen letzten Atemzug
mitzuerleben. Was für ein Zufall, daß du mich zu ihm geschickt hast und ich ihn
in diesem Zustand angetroffen habe.«
    »Ich muß hellseherische
Fähigkeiten haben«, sagte sie steif. »Oder willst du in deiner gewohnt
geradlinigen Weise behaupten, ich habe gewußt, was sich ereignen würde?«
    »Ich habe überhaupt nichts
behauptet«, sagte ich.

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