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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Haus läutete sanft ein Glockenspiel. Ich
zündete mir eine Zigarette an und schloß die Augen, wobei ich mir vorzustellen
versuchte, wie ein Bett aussah.
    Als die Tür geöffnet wurde,
öffnete ich auch meine Augen. Stella Gibb stand im Türrahmen und trug etwas
noch Kühleres am Leib als das letztemal . Genau
besehen, trug sie ein kurzes Nachthemd, unter dessen Saum spitzenbesetzte kurze
Höschen hervorlugten. Das Ganze wirkte für eine so ausgewachsene Frau wie
Stella ein wenig zu niedlich.
    »Liegt es an meiner
unwiderstehlichen Anziehungskraft?« fragte sie mit leicht spöttischer Stimme.
    »Ich habe noch ein paar Fragen,
die dringend der Beantwortung bedürfen«, sagte ich. »Ich wollte sie Ihnen oben
auf dem Bald Mountain stellen, aber ich wurde aufgehalten, und als ich
schließlich in Ihren Bungalow kam, hatten Sie ihn bereits verlassen. Weshalb
waren Sie überhaupt dort oben?«
    »Um die Fahrt zu genießen«,
sagte sie leichthin. »Es war eine solch schöne Nacht. Ich fühlte mich ruhelos.
Ich wußte, daß ich doch nicht schlafen würde, wenn ich früh zu Bett ginge.«
    »Hat Cornelius irgendwelche Freunde
in der Stadt aufgegabelt?«
    »Keine Ahnung«, sagte sie. »Er
war betrunken und im Bett, als ich heimkam. Beides ist er noch. Wollen Sie
nicht hereinkommen? Es ist kühl hier draußen.«
    Ich folgte ihr ins Wohnzimmer
und ließ mich auf die Couch plumpsen.
    »Sie haben vermutlich nichts
dagegen, wenn ich Ihnen etwas zu trinken einschenke«, sagte sie. »Das ist doch
so ziemlich Ihr einziges Laster, Al, nicht wahr?«
    »Im Augenblick bestimmt«,
pflichtete ich bei. »Wenn es Ihnen noch immer kühl ist, warum ziehen Sie sich
dann nicht irgend etwas an?«
    Sie blickte mich über ihre
Schulter weg an, und ein träges Lächeln lag um ihren Mund. »Stört es Sie?«
    »Nein«, sagte ich. »Vielleicht
würde es mich stören, wenn ich einen Bart und ein Lendentuch trüge.
Andererseits allerdings — vielleicht aber auch nicht?«
    Sie wandte schnell den Kopf ab,
aber ich hatte ausreichend Zeit, das Lächeln von ihren Lippen verschwinden zu
sehen. Sie goß die Gläser ein, trug sie zur Couch und setzte sich neben mich.
Ich nahm mein Glas aus ihrer Hand und nippte daran.
    »Was für Fragen haben Sie denn
auf dem Herzen, Honey?« fragte sie. »Wollen Sie Näheres über mein Liebesleben
wissen, oder was sonst?«
    »Harry Weisman ist heute abend ermordet worden«, sagte ich.
    Sie saß regungslos da.
»Ermordet?« sagte sie schließlich.
    »Ja«, sagte ich. »Mit einem
weiteren Dolch erstochen. Wie viele dieser Dolche haben Sie eigentlich?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Einer wurde dazu benutzt, um
Julia umzubringen«, sagte ich geduldig. »Den zweiten habe ich von Ihrer Eßzimmerwand genommen. Nun hat jemand einen dritten dazu
verwendet, um Weisman umzubringen. Haben Sie vielleicht im Keller eine
Dolchfabrik?«
    Sie biß sich auf die volle
Unterlippe, eine weitere Schwellung zu der bereits vorhandenen hinzufügend.
»Ich — ich weiß nicht recht, wovon Sie reden, Al.«
    »Sie dürfen mich Lieutenant
nennen«, sagte ich. »Ich werde es Ihnen klarmachen, Stella. Sie rieten mir, mit
Romair zu reden. Er riet mir, mit Candy Logan zu reden. Ich habe mich an diesem
Spiel beteiligt — genau das habe ich getan. Wissen Sie, was sie zu mir gesagt
hat — was Romair sie gebeten hat, mir zu sagen?«
    »Was dieses Luder auch über
mich gesagt hat, es kann nichts Gutes gewesen sein«, sagte Stella mit gepreßter
Stimme. »Weiter!«
    »Sie erzählte mir, der Streit,
den Sie gestern abend mit Julia gehabt haben, sei
wegen Weisman gewesen«, sagte ich, »und daß Sie, nachdem Sie nun einmal wußten,
daß er Julias Freund war, ihn ihr wegnehmen mußten — und wenn es auch nur
spaßeshalber war.«
    Stella trank ihr Glas aus,
stand von der Couch auf, ging zur Bar und goß sich erneut ein.
    »Julia wurde mit einem Dolch
erstochen, der von der Wand im Zimmer nebenan stammt«, sagte ich gelassen. »Sie
haben für die Zeit, in der sie ermordet wurde, kein Alibi. Sie hätten sich auf
Ihrer eigenen Party betrunken, behaupten Sie. Sie seien praktisch besinnungslos
gewesen. Heute nacht wurde Weisman mit einem weiteren dieser Dolche ermordet. Ich kam in dem Augenblick zu ihm,
als er starb. Fast unmittelbar danach rief ich Sie an. Sie waren nicht zu
Hause.«
    Sie wandte mir ihr Gesicht zu,
das Whiskyglas fest in beiden Händen. »Ich — ich war zu dieser Zeit
wahrscheinlich auf dem Weg zum Bald Mountain —

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