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Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Titel: Die Witwen von Paradise Bay - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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mit unnötigem Kraftaufwand aus. »Betrachten wir ihn als tot.«
    »Nein«, widerspreche ich hartnäckig. »Das war dumm. Das war das Dümmste, was du je getan hast, und das will etwas heißen.«
    »Nun sei nicht so, Prissy«, sagt meine Mutter mit weicherer Stimme. »Ich finde es entsetzlich, dass er dir wehgetan hat, ich will doch bloß helfen. Und er hat, weiß Gott, nicht nur dein Herz gebrochen.«
    Sie klingt so müde und traurig, dass ich gleich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich so harsch zu ihr war. Auf ihre sehr eigene Weise versucht meine Mutter tatsächlich, mir zu helfen. Bei einem Schluck Tee frage ich mich, was ich empfinden würde, wenn Howie wirklich tot wäre. Ich wäre sicher traurig, ja, am Boden zerstört, aber ich käme mir nicht wie eine Verstoßene vor. Erstaunlicherweise geht es mir bei der Vorstellung, Witwe zu sein, schon deutlich besser.

Kapitel 4
    Georgia
    In ganz Paradise Bay und entlang des Baccalieu Trail nennt man mich nur noch die Karamell-Dame, obwohl natürlich alle meinen Namen kennen oder zumindest wissen, wer ich bin. Dass ich so bekannt bin, liegt jedoch nicht an meinem Karamell.
    Karamell zu kochen habe ich gelernt, weil Joseph eine Schwäche für Süßes hatte. Ich habe mir also die entsprechenden Zutaten gekauft und es so oft probiert, bis mein Karamellkonfekt perfekt war: nicht zu süß, mit weicher Textur und satter Farbe. Es schmolz wortwörtlich im Mund. Joseph unterstützte meine Bemühungen, indem er einen ganzen Block aß und auf Nachschub bestand. Ich hatte das für reine Nettigkeit gehalten, aber als er mein Karamell zu Weihnachten an die Mädchen bei der Deponie verteilte und plötzlich alle möglichen Leute von mir Konfekt wollten, begriff ich, dass mir da etwas gelungen war.
    Ich verkaufe jetzt seit fast drei Jahren mein Karamell auf dem Regionalmarkt von Paradise Bay, und Joseph wäre bestimmt stolz auf mich. Dieses Jahr will ich zusätzlich Kuchen anbieten, denn Joseph war verrückt nach Kuchen, besonders im Sommer, mit einem Schlag Vanilleeis darauf. Ich sehe im Geiste vor mir, wie Joseph seine Gabel in die Kuchenkrümel drückt und dann die Zinken sauberleckt, und ich empfinde eine solch schmerzliche Sehnsucht, dass mir schwindlig wird. Also konzentriere ich mich auf Zucker und Butter und verrühre beides, bis die Konsistenz stimmt. Das vertraute Wirbeln des Quirls beruhigt mich, doch da stört das schrille Läuten des Telefons sein Summen. Verwirrt schaue ich auf das Telefon an der Wand. Den Ton habe ich ewig nicht gehört. Hier ruft niemand an, oder, besser gesagt, niemand mehr.
    »Hallo?«, antworte ich zögernd und klemme das Telefon zwischen Kinn und Schulter, um mir die Hände in der Spüle abzuwaschen.
    »Georgia?«, schallt mir mein Name laut ins Ohr.
    Ich erkenne die Stimme nicht, doch die vertraute Anrede lässt vermuten, dass es sich weder um Telefonwerbung noch einen Irrtum handelt. Trotzdem bleibe ich förmlich. »Ja, hier ist Georgia. Darf ich fragen, wer Sie sind?«
    »Was soll das vornehme Getue? Hier ist Clara. Clara Hallorhan«, sagt die Anruferin mit wachsender Verstimmung, weil ich nicht sofort reagiere.
    Sie klingt so beleidigt, als würden wir jeden Tag um diese Zeit telefonieren und als hätte ich es wissen müssen. Ich kenne Clara nicht gut, aber ich weiß natürlich, wer sie ist. Joseph ist mit ihrer Tochter zur Schule gegangen, aber sie war schon fortgezogen, als ich Joseph kennengelernt habe. Clara sehe ich manchmal in der Stadt, wenn ich Spülmittel oder Papierhandtücher kaufe und sie in der Apotheke auf ihre Medikamente wartet, gelegentlich treffe ich sie auch, wenn sie mit ihrem Sohn bei Lawlor’s frühstückt. Wir grüßen uns, aber über etwas anderes als das schlechte Wetter oder die späte Fliederblüte haben wir nie gesprochen.
    »Ja, natürlich. Was kann ich für Sie tun?« Weshalb sie auch anruft, Höflichkeitsfloskeln will sie bestimmt nicht austauschen.
    Clara räuspert sich. »Ich rufe wegen unserer Familientragödie an – sicher haben Sie es ja in der Zeitung gelesen.«
    Ich schweige, ich weiß nicht, wovon sie spricht. Seit das mit Joseph passiert ist, lese ich keine Zeitung mehr. Wenn ich eine in der Hand halte, sehe ich immer Josephs zerquetschten Geländewagen vor mir, ganz gleich, welches Bild wirklich auf der Titelseite prangt.
    Clara hält mein Zaudern offenbar für Entsetzen: »Ich weiß, da ist man sprachlos. Was soll man dazu auch sagen?«
    Offenbar handelt es sich um schlechte Nachrichten. Ich wappne

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