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Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Titel: Die Witwen von Paradise Bay - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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meine Lieblingsgerichte aus Kindertagen: mit Malzessig besprenkelte Bratkartoffeln, Bratwurst mit Ketchup oder die Erbsensuppe, die so sämig und salzig ist, dass man abends völlig ausgedörrt ist. Ich habe auf nichts wirklich Appetit, aber ich will meine Mutter auch nicht vor den Kopf stoßen, und so esse ich immer genug, um sie zufriedenzustellen. Quentin hat da weniger Bedenken. Er rümpft über jedes Essen die Nase. Wenn es Kohl gibt, fragt er, wer gefurzt hat, und wenn seine Großmutter Fleischbällchen und Kartoffelküchlein formt, tut er so, als müsste er würgen.
    Ich hatte gedacht, Mom wäre froh, einen Abend frei zu haben und die Küche zu räumen, doch sie verfolgt jeden meiner Schritte mit Argwohn. »Was ist das?«, fragt sie kritisch, als ich Kapern und Basilikum in den Einkaufswagen lege. Als ich eine Knoblauchknolle nehme, fragt sie, ob wir Vampire vertreiben oder Abendessen kochen wollen. Sie möchte wissen, warum ich die Sauce selbst mache, obwohl es bei Sobey’s in Gang sieben eine riesige Auswahl an Fertigsaucen gibt. Am liebsten würde ich erwidern, dass es auch Bratensauce in Gläsern gibt, die zu kaufen meiner Mutter aber im Traum nicht einfallen würde. Mom beäugt mich, während ich schneide, würfle und rühre, und sagt nur hin und wieder »Iiih«. Es ist, als hätten meine Mutter und mein Sohn die Rollen getauscht. Und wie kann jemand, der Fischkonserven isst, etwas so Harmloses wie Tomatensauce widerlich finden?
    Ich sollte meiner Mutter keinen Vorwurf machen. Sie kennt nur Fleisch, Kartoffeln, Salz und Pfeffer, verständlich also, dass sie sich gegen den Geschmack von Knoblauch sperrt oder das kräftige Aroma von frisch geriebenem Parmesankäse scheut.
    Als Charlie und Quentin endlich aus dem Schuppen kommen, lasse ich die Sauce vor sich hin köcheln. Die beiden riechen nach frischem Holz und ziehen eine Spur Sägemehl hinter sich her.
    »Gott, ich fall fast um vor Scheißhunger«, sagt Charlie. »Was gibt’s denn?« Er schiebt sich einen Keks, der seit dem frühen Nachmittag auf der Kunststofftischdecke liegt, in den Mund.
    »Frag deine Schwester«, sagt Mom und bläst eine Rauchwolke Richtung Küche. »Sie bekocht euch heut Abend, obwohl ich nicht glaube, dass ihr von Tomaten und Spaghetti was auf die Rippen bekommt.«
    »Na, ich will doch diesen Sommer Fleisch auf die Knochen kriegen.« Zur Bekräftigung spannt er seinen Bizeps an. Mom und ich müssen lachen.
    »Scheiße, was gibt’s da zu lachen?«
    »Ach, Charlie, da sieht man ja an Karfreitag noch mehr Fleisch«, sagt Mom und drückt ihre Zigarette im Aschenbecher aus.
    »Kann ich was dafür, dass ich so dünn bin?«, erwidert Charlie, als wäre Dünnsein ein Makel. »Dabei ess ich wie ein Pferd.«
    »Heute Abend wirst du wie ein Kaninchen essen müssen«, sagt meine Mutter. Ich beiße mir auf die Zunge. Ich will keinen Streit anfangen und Quentins Abend ruinieren. »Du weißt, dass ich diese fremdländische Küche nicht mag«, fährt Mom fort, der ihre bisherige Klagelitanei wohl noch nicht reicht. »Davon krieg ich immer die Scheißerei.«
    Ich verdrehe verzweifelt die Augen. Ich weiß nicht, was mich wütender macht, die Tatsache, dass meine Mutter Spaghetti als fremdländische Küche bezeichnet, oder die Unterstellung, dass sie von meinen Kochkünsten Durchfall bekommen wird. »Soll ich lieber Fish and Chips holen?«, keife ich und werfe den Holzlöffel in die Spüle. Eine Spur Tomatensauce zieht sich vom Herd bis zur Spüle über den Linoleumboden, und schon nehme ich ein Papiertuch und bücke mich.
    »Beruhig dich, Prissy«, sagt Mom. »Große Güte, du warst immer so empfindlich. Man konnte nicht mal Buh! sagen, sonst wärst du gleich heulend in dein Zimmer gerannt.«
    Ihre Bemerkung verletzt mich sehr, und ich will schon entsprechend reagieren, doch nur eine sehr empfindliche Person wäre wohl wegen solch einer Bemerkung gekränkt.
    »Wann gibt’s denn Essen?«, fragt Charlie. »Riecht echt scheißgut.«
    »In ’ner halben Stunde«, erwidere ich.
    Charlie seufzt, als müsste er noch drei Tage auf die nächste Mahlzeit warten. »Ich hab ’nen Scheißhunger«, sagt er, womit er den Kochprozess auch nicht beschleunigt. »Gott, Prissy, es ist fast fünf. Mom hat das Essen sonst immer um halb fünf fertig. Um die Zeit hätte sie längst gespült.«
    Mom strahlt über so viel Lob. »Klar, aber dafür haben wir heute nicht schon um acht wieder Hunger«, sage ich mit einem kleinen Seitenhieb auf meine Mutter, denn manchmal

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