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Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Titel: Die Witwen von Paradise Bay - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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hätte ich reagiert wie du, ich wäre außer mir vor Kummer. Aber damals hatte sich Howie ja noch nicht entschieden, einer anderen das Bett zu wärmen, mich nicht mehr zu lieben und mich abzulegen, weil ich ihm nicht mehr genügte. Du hast es leicht. Du hast nicht versagt. Joseph ist nie von der Arbeit gekommen, um dir zu sagen, dass eure Ehe vorbei ist. Du weißt doch gar nicht, was passiert wäre, wenn Joseph nicht in jener Nacht gestorben wäre. Vielleicht hätte auch er mit einer anderen rumgemacht? Du weißt es nicht und wirst es niemals wissen, und darum beneide ich dich aus tiefstem Herzen.«
    Und dann ist auch Prissy fort, und ich bin alleine mit meinem Buch über Trauer und drei leeren Heften.
    Abends wälze ich mich stundenlang im Bett herum und denke über Prissys Worte nach. Gibt es eine Gewähr, dass wir glücklich geblieben wären? Ich stelle mir vor, Joseph hätte mir gesagt, dass er nicht länger mein Mann sein will. Ich muss mich aufsetzen und die Augen öffnen, um das Bild zu verscheuchen. Ich kann Prissys Schmerz nicht nachempfinden, aber sicher ist er so roh wie meiner. Und darum werde ich ihr Geheimnis hüten. Vorerst. Voller Bedauern schlafe ich ein. Aber zum ersten Mal seit langer Zeit denke ich dabei nicht an mich.

Kapitel 15
    Prissy
    Ich fühle mich trotz meiner schrecklichen Worte zu Georgia erstaunlich gut. Ich habe ja nur die Wahrheit gesagt, und das kommt dieser Tage nicht oft vor. Selbst die unangenehmen Nachwirkungen bleiben aus. Weder in der Stadt noch am Strand wirft man mir böse Blicke zu oder grinst mich hämisch an. Alle begegnen mir unvermindert mit großem Mitgefühl, und ich bin beinahe enttäuscht, dass mir bisher niemand auf die Schliche gekommen ist. Das überrascht mich sehr. Ich war fest davon ausgegangen, dass Georgia mein schreckliches Geheimnis verraten würde, aber nun hütet sie es, auch wenn sie sicher Bedenken hat, und damit geht es ihr beinahe wie mir.
    Ich war drauf und dran, Quentin zur Rede zu stellen und zu fragen, was er sich dabei gedacht habe, Georgia so etwas zu erzählen, aber ich kann doch mein Kind nicht tadeln, weil es die Wahrheit sagt. Und Quentin, scheint mir, hat den Vorfall ohnehin vergessen. Er verbringt so viel Zeit mit Charlie, dass ich eifersüchtig werde. Ich habe versucht, Quentin zu allen möglichen Unternehmungen zu bezirzen, aber was ich auch vorschlage, er rümpft nur die Nase. Ein gemeinsamer Bummel über den Markt? »Der Markt ist öde«, nuschelt er und sieht dabei nicht einmal in meine Richtung, aber nüchtern betrachtet ist das für einen Vierzehnjährigen tatsächlich langweilig. Daher habe ich vorgeschlagen, gemeinsam wandern oder reiten zu gehen, eine Bootstour zu den Eisbergen oder den Walen zu machen, zu campen oder zu angeln, doch er findet das eine so schwul wie das andere. Als er sagt, Seekajaken sei etwas für Schwachmatiker, begreife ich endlich, dass er keine Einwände gegen die Aktivitäten als solche hat, sondern gegen die Person, die sie vorschlägt.
    Wenn nämlich sein Onkel ruft: »Na komm, kleiner Scheißer, dreh’n wir ’ne Runde!«, strahlt Quentin. Er vergöttert Charlie, und Charlie genießt es offensichtlich, dass ihm jemand in blinder Hingabe folgt. Ich kann mir ungefähr vorstellen, was Howie sagen würde, wenn er wüsste, dass Charlie Quentin auf dem Motorrad durch die Gegend fährt, denn es macht auch mich ein wenig nervös. Aber ich vertraue darauf, dass mein Bruder aufpasst, und ich würde schon deshalb nicht Nein sagen, weil mein Sohn so viel Spaß bei diesen Touren hat. Die beiden gehen Fish and Chips essen, verbringen den Tag in den Wäldern und fahren mit Quads über Feldwege. Sie brausen auf Charlies Motorrad die Küste entlang, bis nach St. John’s, zum Signal Hill und den Ruinen von Fort Amherst. Heute jedoch sind sie schon seit vier Stunden in der Werkstatt meines Vaters und treiben Gott weiß was.
    Ich mache das Abendessen, denn Quentin hat mich ausdrücklich gebeten, ihm Spaghetti zu kochen. Dieser Wunsch kommt einer Umarmung gleich. Dass es etwas gibt, das nur ich für ihn tun kann, vermittelt mir das Gefühl, gebraucht zu werden – ein Gefühl, das ich seit Jahren nicht hatte, nicht seit Quentin klein war und ich vor dem Schlafengehen die Monster aus seinem Zimmer verscheuchen musste.
    Warum bin ich nicht schon früher auf die Idee gekommen, ihm etwas zu kochen! Es muss daran liegen, dass ich selbst seit einer Ewigkeit keinen richtigen Hunger mehr hatte. Mom kocht mit Leidenschaft all

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