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Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Titel: Die Witwen von Paradise Bay - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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gesteckt. Erst hat er Mittel für die Hinweisschilder aufgetrieben, dann für einen Eintrag in den Touristenführer, und dieses Jahr hat er einen Zuschuss bekommen, um für alle Stände Zelte anzuschaffen. Von ihm verspreche ich mir am meisten Hilfe bei der Beschaffung von Geldern für unseren Witwenclub.
    »Gut«, sagt er und schaut wieder in seine Zeitung.
    »Kann ich dich etwas fragen?«
    »Was denn, Lottie?«, sagt er und legt die Zeitung beiseite. Er spürt, dass ich etwas auf dem Herzen habe, denn er ist schon seit zehn Minuten da, und ich habe ihm seinen Tee noch nicht gebracht.
    »Ich brauche deine Hilfe. Ich möchte öffentliche Fördermittel haben und weiß nicht, wie ich sie beantragen soll.«
    »Fördermittel? Wozu?«
    Sein ungläubiger Ton kränkt mich. Als wäre es unvorstellbar, dass ich noch etwas anderes will, als jeden Tag Gäste zu bedienen. Aber zugegebenermaßen ist es seltsam, so eine Frage aus dem Mund der Frau zu hören, die einem jeden Morgen Tee einschenkt.
    »Georgia und ich haben vor, eine Selbsthilfegruppe zu gründen. Für junge Witwen«, füge ich hinzu, als wäre das nicht völlig naheliegend, doch Fred schüttelt schon skeptisch den Kopf. »Ach, komm«, dränge ich. »Du wirst bestimmt Georgia helfen wollen, nach allem, was ihr beide durchgemacht habt.« Es ist nicht die feine Art, Georgia für meine Zwecke zu benutzen, denn sie würde sich niemals um Gelder bemühen, aber letzten Endes ist es auch zu ihrem Besten.
    Fred errötet, obwohl ich gar nicht auf ihre Begegnung angespielt habe. Trotz des Tellergeklappers und der Gespräche ringsum höre ich, wie er schluckt. »Was hat sie dir erzählt?«
    In seiner Frage schwingt eine winzige Hoffnung mit, und mir ist das furchtbar unangenehm. »Sie hat etwas von einem intimen Moment angedeutet, mehr nicht«, lüge ich. Ich verschweige ihm, dass sie fünf Tage lang im Bett gelegen hat, weil sie krank vor Reue war.
    »Hör zu«, sage ich und lenke die Aufmerksamkeit wieder auf wichtigere Themen. »Wir wissen beide, dass Josephs Tod Georgia völlig aus der Bahn geworfen hat. Die Selbsthilfegruppe ist seither das Erste, was bei ihr echtes Interesse weckt. Sie will anderen helfen, die auch in ihrer Lage sind. Darum die Frage, ob du uns helfen kannst, Fördermittel zu bekommen.«
    Fred sieht aus, als würde er meine Worte bedenken, aber dann runzelt er die Stirn, als ob ihm etwas eingefallen wäre, was einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen hat. »Georgia will meine Hilfe nicht.« Seine Miene verfinstert sich. Ich will ihm gerade widersprechen, da sagt er laut und energisch: »Und jetzt hätte ich gerne einen Tee.«
    Er gibt mir sehr deutlich zu verstehen, dass ich eine Grenze übertreten habe. Ich wende mich ab, um seine Bestellung durchzugeben und den Tee zu holen. Fred isst das Frühstück nur zur Hälfte. Ich fürchte, ich habe ihm den Appetit verdorben. Trotzdem ist das Trinkgeld so hoch wie immer.
    Doch mir bleibt keine Zeit zum Nachdenken. Dies wird einer der hektischsten Tage, seit ich hier arbeite. Bei dem kalten Wetter verlangt es allen nach etwas Warmem im Bauch. Erst gegen halb vier wird es so ruhig, dass ich meine Mittagspause machen kann. Ich setze mich mit einer Schüssel Erbsensuppe in eine Nische, da kommt Fred zurück. Wahrscheinlich will er etwas essen, weil er nicht richtig gefrühstückt hat, doch er rutscht mir gegenüber auf die Bank, als wären wir verabredet.
    »Glaubst du wirklich, dass ihr diese Gruppe eine Hilfe ist?«
    Ich nicke entschieden, mit hoffnungsvoll großen Augen. Ich habe nach der Radiosendung so viele Anrufe erhalten. Gerald Gosse hatte netterweise meine Nummer mehrmals im Radio durchgegeben, und mein Telefon hatte zwei Tage lang ununterbrochen geklingelt. Es waren alles junge Frauen aus der Provinz, die den Tod ihres Mannes betrauerten. Es gab zwei Krebsopfer, einen Motorradunfall, einen Jagdunfall, ein Opfer durch Ertrinken, drei Herzinfarkte, zwei Autounfälle und ein Aneurysma. Ich habe das Georgia noch nicht erzählt. Sie wirkt in letzter Zeit so abgelenkt.
    »Große Erfolgsaussichten hat das nicht«, sagt Fred. »Ich hab ein paar Freunde bei der Regierung angerufen, aber eure Gruppe umfasst nicht gerade einen großen Prozentsatz der Bevölkerung. Sie meinen, das öffentliche Gesundheitswesen regelt die Betreuung von Witwen.«
    »Ach, hör auf, so ein Quatsch«, unterbreche ich. Soll ich etwa im Gesundheitsministerium anrufen, weil mein Mann tot ist und ich eine Sicherung wechseln muss?
    »Ich will

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