Die Witzekiste
und die Straßen spiegelglatt, so dass auf dem Weg vom Krematorium zum Friedhof die schwarz gekleideten Familienmitglieder immer wieder ausrutschen und auf dem Hosenboden landen. Schließlich wird es der trauernden Frau Pumeier zu viel. Sie öffnet die Urne und ruft: »Schluss mit die Pietät! Jetzt wird gestreut!«
Aus Berlin kennen wir die »wa’«-Witze. Zum Beispiel:
Der kleine Barbierlehrling ist über Mittag alleine im Laden, als ein baumlanger amerikanischer schwarzer Soldat das Geschäft betritt und sagt:
»Rasieren bitte.«
Da wehrt sich der Junge und sagt: »Mister , ick bin Lehrling, ick kann dat nich.«
»Rasieren bitte« , wiederholt der Soldat und setzt sich hin.
»Auf Ihre Verantwortung.« Der Junge fängt an, ihn einzuseifen, wetzt das Messer und – zack – haut er ihm erst mal an der Backe einen Schnitt rein.
Der Amerikaner verzieht keine Miene.
Der Junge gibt weiter sein Bestes. Doch wieder passiert ihm ein Fehler und – zapp – haut er ihm ein halbes Ohr ab.
Der Kunde verzieht keine Miene.
Als der Junge ihm die Nasenspitze wegnimmt, da rollen zwei dicke Tränen durch den weißen Schaum.
Da sagt der Kleine: »Heimweh , wa?«
Oder die viel gerühmte Berliner Schlagfertigkeit:
Viele Autos haben sich zu einem langen Beerdigungskonvoi formiert. Ein Mann unter den vielen Zuschauern fragt einen Jungen: »Weißt du, wer da begraben wird?«
Sagt der: »Ick gloobe, der vorne im ersten Wagen.«
Bei den Regionen muss man auch Westfalen, die nördliche, angeblich von Dickschädeln bevölkerte Hälfte des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, erwähnen.
Der Rundfunkjournalist C. W. Koch erzählt dazu: »Jedes Mal, wenn der frühere Bundespräsident Heinrich Lübke Urlaub in seinem Heimatland Westfalen, im Sauerland, machte, wurde der Landrat alarmiert. Der musste eine vertrauenswürdige Doppelkopfrunde zusammenstellen, und ich galt wohl als vertrauenswürdig, jedenfalls war ich ein paar Mal dabei. Ich bin mal durch Afrika gereist mit ihm, und diesen berühmten Satz: ›Guten Tag meine Damen und Herren, guten Tag liebe Neger‹, den hat Lübke damals in mein Mikrofon aufdem Flughafen von Dakar im Senegal gesagt. Ich weiß bis heute nicht, wie das verbreitet worden ist. Ich hab’ es nicht getan. Bei der Gelegenheit habe ich aber gehört, dass der damalige Chefdolmetscher der deutschen Bundesregierung grundsätzlich etwas anderes übersetzte, als Lübke gesagt hatte. Er vermittelte einen ordentlichen Text, und da weißhaarige Männer in Afrika immer sehr beliebt waren und großes Ansehen hatten, konnte Lübke erzählen, was er wollte, der Dolmetscher fand schon die richtigen Worte und wahrte sein Ansehen.«
Die Geschichte dieses Dolmetschers wäre vermutlich auch ein Buch wert. Reden eines Bundespräsidenten, die nie gehalten wurden, sondern als scheinbare Übersetzung entstanden. Über diesen Mann müsste man schreiben! Wenn er nicht gerade seine Rolle als Staatsoberhaupt spielte, konnte Heinrich Lübke ein sehr unterhaltsamer Gesprächspartner sein. Lübke hatte eine ausgesprochen pfiffige Art. Und er war ein geschickter Skat- und Doppelkopf-Spieler. Doch auch hier legte er großen Wert darauf, dass die Etikette gepflegt wurde:
»Er verlangte, dass man ihn mit ›Herr Bundespräsident‹ ansprach. Man durfte ihm nicht sagen: ›Da haben Sie aber jetzt eine falsche Karte gezogen.‹ Sondern: ›Da haben Sie aber jetzt eine falsche Karte gezogen, Herr Bundespräsident.‹ Worauf er antwortete: ›Das mach’ wohl sein.‹
Er sprach ein bisschen Sauerländer Platt, und er sprach sehr leise. Wahrscheinlich deswegen, weil er wusste, dass ihm als Bundespräsident jeder zuhören musste. Irgendwann am Abend kam dann seine Frage: ›Meine Herren, möchten Sie denn auch mal, dass der Bundespräsident ein paar Sauerländer Dönekes zum besten gibt?‹
›Selbstverständlich, Herr Bundespräsident, gerne wollen wir das.‹
Und dann hatte er zwei Geschichten auf der Pfanne. Es waren immer dieselben. Spannend war, in welcher Reihenfolge er sie erzählte.
Die eine Geschichte ging so:
›Stellen Sie sich vor, meine Herren‹ , sagte er, ›da war auch so eine Runde, wie wir sie hier haben; die hatten im Gasthaus gesessen und es war zwei Uhr nachts geworden und der Heinrich Schulte Quakenkamp, der war schon ziemlich betüttert. Er hatte einen über’n Durst getrunken und fand doch verdorich sein
Häuschen nicht mehr. Alle waren se schiefergedeckt und Fachwerk, und er hatte schon das dritte Mal
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