Die Witzekiste
Generalsekretär Ulbricht einen Idioten genannt. Nach dem Urteil beruft sich der Anwalt auf das Strafgesetzbuch, das für solche Vergehen nur eine Gefängnisstrafe von zwei bis drei Monaten vorsieht. Daraufhin erklärt der Richter: »Wir haben Sie nicht verurteilt, weil Sie den Genossen Ulbricht beleidigt haben, sondern weil Sie ein Staatsgeheimnis verraten haben.«
Während 16 000 Flüchtlinge die DDR im August 1956 verließen (drei Jahre nach dem Juni-Aufstand 1953), lachte man im Westen immer noch über die ersten Neureichen:
Ein Studienrat sieht am Straßenrand einen Mann aus einem dicken Mercedes steigen, erkennt einen früheren Schüler und staunt: »Mensch , Meier , Ihnen scheint es ja gutzugehen, was machen Sie denn jetzt?«
»Ich bin Geschäftsmann geworden, Herr Studienrat.«
»Geschäftsmann« , wiederholt der Pädagoge zweifelnd,
»das hat doch mit Rechnen zu tun, und in Mathematik, wenn ich das so sagen darf, waren Sie ja nicht gerade eine Leuchte.«
Meier nickt. »Aber in meinem Geschäft ist das ganz einfach. Wissen Sie, ich kaufe Kisten, das Stück für eine Mark, und verkaufen tue ich sie das Stück für drei Mark, und von den zwei Prozent, da lebe ich!«
Umfragen und Zählungen kamen in Mode. Gallup in den USA kannte jeder. Allensbach in Deutschland mit Frau Nölle-Neumann, die man dann die »Bodenseherin« nannte, führte die Gallup-Methode in der Bundesrepublik ein. Statistiken lieferten Stoff für Witze.
Drei Jäger gehen in den Wald. Der erste hat das Gewehr. Der zweite hat den Rucksack. Was hat der dritte? Der dritte hat Karies. Jeder dritte in Deutschland hat Karies.
Eine Million Volkswagen waren nach dem Kriege bis 1955 produziert worden. Das Auto wuchs zu einem Symbol des Aufstiegs.
Wer sich noch kein Auto leisten konnte, wollte wenigstens eine Mini-Ausgabe motorisierten Fortschritts haben. Vespa und Lambretta wurden als »Motorroller« in Italien entworfen und hier beliebt. Die Firma Messerschmidt, vorher im Flugzeugbau tätig, stellte auf der Frankfurter Automobilausstellung 1953 einen Kabinenroller vor, der wie ein Kleinflugzeug ohne Flügel aussah. Er kostete 2 375,-- Mark und erreichte eine Geschwindigkeit von 75 Stundenkilometern.
»Haben Sie etwas, das Sie bewegt?«
»Ja , ein Auto.«
»Ich mache alle vierzehn Tage Ölwechsel.«
»Was für ein Auto fahren Sie denn?«
»Ich verkaufe Pommes frites.«
Eine rein deutsche Autofirma war in Bremen entstanden: Borgward. Sie konnte sich aber trotz guter Qualität auf Dauer gegen die Großen nicht durchsetzen. Der Volkswagen überrollte alles. 1954 wurden gut 180 000 VW verkauft, 105 000 Opel, 51 600 Mercedes und 42 000 Borgward. Pro Jahr zählten die Statistiker rund 11 000 Verkehrstote. Es wurde unter den Anhängern des schwarzen Humors der Spruch erfunden:
»Augen auf im Verkehr! Helft , Menschenleben verhüten!«
Der Export von Autos belebte die deutsche Konjunktur.
Zwei Amerikanerinnen unterhalten sich: »Hör mal, ich habe einen von diesen komischen deutschen Volkswagen gekauft. Als ich ihn vorne aufgemacht habe, war da gar kein Motor drin.« Sagt die andere Frau: »Das macht nichts, da kann ich dir helfen. Ich habe nämlich in meinem VW hinten einen zur Reserve.«
Eine andere Automarke wurde zum Statussymbol.
»Sie fahren Mercedes?«
»Das bin ich mir schuldig.«
»Und woher haben Sie so viel Geld?«
»Das bin ich meiner Bank schuldig.«
Die Prostituierte Rosemarie Nitribitt, die 1957 in Frankfurt ermordet wurde und deren Kundenliste einen Gesellschaftsskandal auslöste, fuhr einen Mercedes 190 SL. Der Volksmund nannte sie die »Frankfurter Allgemeine«.
Auch eine Nonne ist mit dem Auto unterwegs. Auf einer Landstraße geht ihr das Benzin aus. Sie marschiert zu Fuß zu einer kleinen Landtankstelle und fragt nach einem Kanister. »Diese Woche ist vielleicht was los« , klagt der Besitzer, »drei waren schon vor Ihnen da, und jetzt habe ich keinen Kanister mehr.«
»Es kann ja auch ein anderer Behälter sein« , sagt die Nonne.
Nach langem Suchen findet der Tankwart einen alten Nachttopf und füllt diesen voll Benzin.
Die Nonne wandert damit zu ihrem Auto zurück. Als sie versucht, das Benzin in den Tank zu schütten, hält ein Lastwagen neben ihr. Der Fahrer blickt staunend auf den gefüllten Nachttopf und sagt: »Ihren Glauben möchte ich haben!«
Gegen die sogenannten Dummenwitze stand eine Kollektion, die man vergleichsweise »Schlauenwitze« nennen könnte. Es waren fast immer jiddische
Weitere Kostenlose Bücher