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Die Witzekiste

Die Witzekiste

Titel: Die Witzekiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lentz
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Einwand gefunden, der dagegen spräche. Ich sehe sie dann lachend vor mir, vergnügt und liebenswert. Ich könnte mir denken, dass sie gern so in der Erinnerung weiterleben. Mit fröhlichen Nachrufen.
    So verbinde ich eine meiner Lieblingsgeschichten mit dem Schweizer Kollegen Guido Baumann. Es war in der Zeit, als er noch nicht als »Ratefuchs« im Fernsehen populär war. Wenn ich sie erzähle, ist es so, als wenn er sie selber vortrüge:

    Eine Züricher Beamtenfrau lernt auf einem Karnevalsfest einen charmanten Mann kennen und verliebt sich in ihn. Sie treffen sich heimlich. Er ist ein reicher Unternehmer und will ihr Geschenke machen, einen Pelzmantel zum Beispiel. »Wie soll ich das denn meinem Mann erklären?«, fragt sie verzagt.
    Der Freund lässt sich jedoch etwas einfallen. Er nimmt sie eines Tages mit in ein Pelzgeschäft und probiert Mäntel an. Am Ende wählt er einen schwarzen Nerzmantel für 22 000 Franken aus und instruiert den Verkäufer: »Diesen Mantel, bitte schön, zahle ich mit 21 500 Franken an. Ich lasse ihn aber hier. Und wenn diese Dame hier später mit einem anderen Herrn wiederkommt, dann verkaufen Sie ihn bitte für 500 Franken.«
    Und seiner Freundin erklärt er: »Du sagst einfach deinem Mann, dies sei ein Mantel mit kleinen Fehlern, deswegen so preiswert, er sei dir als Gelegenheitskauf angeboten worden.«
    Am nächsten Tag kommt die Beamtenfrau wirklich mit ihrem Mann vorbei. Der lässt sich den Mantel zeigen, aber er will ihn
noch nicht kaufen. Er möchte zum Vergleich auch andere Mäntel prüfen. Und am Ende wählt er einen Mantel für 1 000 Franken aus. Er sagt zu seiner Frau: »Weißt du, wenn wir uns schon eine so teure Anschaffung leisten, dann will ich auch keinen Mantel mit Fehlern, dann soll es etwas Gutes sein.«
    Sobald es möglich ist, ruft die Frau ihren Geliebten an und erzählt, warum es nicht wie geplant gelaufen ist. »Das macht nichts« , beruhigt er sie, »irgendwann schaffen wir das schon.« Er fährt zum Pelzgeschäft und ruft den Verkäufer. Er erklärt ihm: »Wir werden etwas anderes unternehmen, aber diesen Kauf muss ich leider rückgängig machen.«
    Da schüttelt der Verkäufer den Kopf und bedauert:
    »Das geht leider nicht.« – »Wieso geht denn das nicht?« – »Wis
sen Sie, eine Viertelstunde später war gestern der Herr noch einmal da und hat den anderen Mantel auch genommen.« Und so kommt es, dass die Sekretärin des Beamten jetzt einen schwarzen Nerzmantel für 22
ooo Franken trägt.

    Wiederum ein Witz erinnert mich an Karl-Heinz Wocker, den brillanten London-Korrespondenten von NDR/WDR. Wir tauschten gern Geschichten aus, saßen noch vier Tage vor seinem Tode einen langen Abend zusammen. Viele seiner Geschichten hatten mit Musik zu tun, über die er so viel wusste. Behalten habe ich eine andere, weil sie so sehr englisch ist.

    Ein Bräutigam versucht, vor der Hochzeit unbedingt noch ein aufklärendes Gespräch mit seiner Auserwählten zu führen. Die wehrt das jedoch immer wieder ab und versichert, ihr sei ganz egal, was in seinem Vorleben gewesen und passiert sei, das spiele doch jetzt alles keine Rolle mehr. »Aber ich muss dir unbedingt noch etwas sagen« , drängt der künftige Ehemann.
    »Und ich will nichts davon wissen« , beharrt die Braut.
    Die beiden heiraten also und gehen auf Hochzeitsreise. Am zweiten Tag telegrafiert die Tochter ihrer Mutter:
    »Stell dir vor, Albert hat nur einen Fuß!«
    Die Mutter telegrafiert sofort zurück: »Keine Sorge, Vater hatte nur drei Zoll. Trotzdem glücklich geworden!«

    Manchmal stimmt es mich traurig, wenn die Distanz zu groß wird, wenn Lieblingswitze aus dem Repertoire gestrichen werden müssen, weil sie sich überlebt haben. Historische Assoziationen kann kaum noch einer nachvollziehen, oder die handelnden Personen werden mit der Zeit unbekannt. Das ist auch deswegen bedauerlich, weil damit die gute Erinnerung an die Erzähler schwindet. Bei der folgenden Geschichte sehe ich Ulrich Gembardt vor mir, Chefredakteur von ›Magnum‹ und danach Stellvertretender Chefredakteur beim WDR.
    Sein Witz:

    Ein Angler an der Donau fängt einen besonders großen Fisch.
    Stolz will er ihm gerade die Kiemen durchschneiden, da sagt der Fisch: »Lass den Quatsch, Junge!«
    »Du kannst ja reden!«, staunt der Angler.
    »Kann ich« , sagt der Fisch, »und wenn du mich wieder ins Wasser wirfst, hast du drei Wünsche frei.«
    »Drei Wünsche« , überlegt der Angler, »drei Wünsche?«
    »Du hast nicht so viel

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