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Die Witzekiste

Die Witzekiste

Titel: Die Witzekiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lentz
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Zeit« , mahnt der Fisch, »du weißt, ich überlebe hier nicht lange!«
    »Also , ein Schloss möchte ich haben« , sagt der Angler.
    »Gut« , sagt der Fisch, »und der zweite?«
    »Reich möchte ich sein!«
    »Auch gut« , sagt der Fisch, »und der dritte!«
    Der Angler überlegt lange.
    »Gleich ist es vorbei« , warnt der Fisch.
    »Und eine Prinzessin möchte ich haben« , entscheidet der Angler.
    »Gemacht« , sagt der Fisch, »die Zeit ist egal?«
    »Die Zeit ist egal« , meint der Angler und wirft den Fisch wieder ins Wasser.
    Als er am nächsten Morgen wach wird, sieht er blau-goldenen Stuck an der Decke und eine riesige Flügeltür, die zu einer Parkterrasse führt. Das Schloss, stellt er fest. Auf einer edlen Kommode in der Ecke sieht er Juwelen und denkt: Reich bist du offenbar auch. Er dreht sich auf die andere Seite und sieht dort in einem benachbarten Himmelbett die Prinzessin liegen. Sie lächelt ihn an und sagt: »Bist du endlich wach, Franz Ferdinand? Wir fahren nämlich heute nach Sarajewo.«

    Ein Witz fürs dritte Programm. Aber wer denkt heute bei dem Namen Sarajewo noch an den Beginn des Ersten Weltkriegs und das Attentat auf den österreichischen Thronfolger?
    Hier ist noch eine andere Geschichte, die langsam historisch wird. Dabei sehe ich das ironisch-skeptische Gesicht von Willy Haas vor mir, dem ich sie auf einer Reise als meinen Lieblingswitz erzählte. Es war eine Art Eintrittskarte in seinen Freundeskreis, seitdem mochte er mich. Willy Haas war in den zwanziger Jahren Chefredakteur der ›Literarischen Welt‹ gewesen und steckte selber voller Anekdoten.

    Max Reinhardt, der berühmte Regisseur der zwanziger Jahre, hat sich bei Salzburg ein Schloss gekauft, Leopoldskron , und feiert dort ein großes Fest. Die Besucher strömen festlich gekleidet durch eine Allee, links und rechts stehen livrierte Diener mit brennenden Kandelabern, auf dem See schwimmen, angestrahlt , 300 weiße Schwäne, ein Orchester sitzt auf der Freitreppe und spielt zur Begrüßung. Einer der Besucher sieht Alfred Kerr da gehen, den berühmten Kritiker jener Zeit. Er spricht ihn an und sagt: »Hören Sie mal, Herr Kerr, das ist doch nicht mehr im Lot, oder? Ist das nicht völlig übertourt? Ein kleiner Opernregisseur aus Berlin kauft sich hier ein richtiges Schloss, Leopoldskron , und dann dieses Fest! Livrierte Diener mit brennenden Kandelabern, ein Orchester auf der Freitreppe, zwei- bis dreihundert Schwäne, angestrahlt, das ist doch hemmungslos, maßlos übertrieben, einfach nicht in Ordnung!«
    Und Alfred Kerr nickt und erwidert: »Sie haben ja so recht!
    Wissen Sie, ich kannte den Reinhardt ja schon, als er in Berlin angefangen hat. Da wohnte er in einer kleinen Mansarde im sechsten Stock, mit schrägen Wänden. Wenn man da hinkam, sah man einen Schrank, einen Tisch, zwei Stühle, ein Bett, zwei , drei Schwäne – das war alles.«

    Willy Haas verwies auf Egon Friedell. Der habe zu diesem Fest, das es wirklich gegeben habe, eine missgünstige Kritik Franz Molnars zitiert. Ich suchte später danach und fand sie auch. Molnar hatte geschrieben: »Er (Reinhardt) hat es doch nicht nötig, dass er für eineParty ein paar Statisten vom Landestheater als Erzherzöge und Bischöfe verkleidet und den Gästen einreden will, dass wirklich lauter prominente Leute kommen …«

    Viele können gar nicht verstehen, was an dieser Anekdote von Schloss Leopoldskron witzig sein soll. Das muss man hinnehmen. Sie sind mir immer noch lieber als andere, die sich genau auskennen und mir erklären, dass Schloss Leopoldskron gar keine Allee neben einem See besitzt …

Quellennachweis
    »Es hallte im Land ein Protestschrei …«
    »In einem Eisenbahnabteil…«
    Aus: Lutz Röhrich: Der Witz. J.B . Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poescher Verlag GmbH, Stuttgart 1977.

    »Nach langer Abwesenheit …«
    »In der Straßenbahn …«
    »Sie fahren Mercedes …«
    »Samuel Weizenbaum, soeben erst Katholik geworden, …«
    Aus: Eike Christian Hirsch: Der Witzableiter. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1985.

    »In einer mährischen Judengemeinde…«; »Im Speisewagen eines Schnellzuges…«; »In einer Wirtsstube…«
    Friedrich Torberg in: ›Der Monat‹ , Heft 157, Oktober 1961. Rechte am Gesamtwerk Toberg: Langen Müller in der F.A . Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München .

    »Ein Mann betritt eine Eisenwarenhandlung…«
    »Ulbricht ist mit seiner Frau im Auto unterwegs…«
    »Ein Korrespondent der

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