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Die Witzekiste

Die Witzekiste

Titel: Die Witzekiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lentz
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will, aber: Hat man uns beim Euro gefragt? Mit der Einführung einer einheitlichen Sprache wird man es genauso machen. Man wird sagen, es müsse so geschehen, weil es zu spät sei, es aufzuhalten. Die Franzosen nennen das wohl einen »fait accompli«.
    Dabei wäre es durchaus nützlich, eine gemeinsame Sprache in Europa zu haben. Stellen Sie sich nur vor, Sie wären in der Lage, Grenzen zu überqueren, ohne ein Wörterbuch mit sich herumzutragen! Das würde den Touristen das Leben sehr erleichtern. Aber auf welche Sprache fiele die europäische Wahl? Da Englisch eine Weltsprache ist, wäre es wahrscheinlich nicht gestattet, dass sie auch eine europäische wird. Die Franzosen würden sich wie verrückt ins Zeug legen, um den Wettbewerb zu gewinnen, beim Sieg eines anderen das Ergebnis jedoch ignorieren. Auch die Deutschen würden sich alle Mühe geben, weil Begriffe wie Biergarten, Realpolitik, Mercedes, Volkswagen, Kindergarten, Angst, gemütlich, Einstein, Beethoven sowie Donner und Blitz bereits international sind, so dass die Ausländer weniger Wörter zu lernen hätten. Holland, Dänemark oder Griechenland können wir getrost vergessen, weil wir sie immer vergessen. Aber was ist mit Spanien und Portugal? Spanisch und Portugiesisch sind weit verbreitete Sprachen, es könnte also eine nette Geste in Richtung Südamerika sein, eine von ihnen auszuwählen. Oder Italien? Es gibt in Europa genügend italienische Restaurants, um eine solche Entscheidung vernünftig erscheinen zu lassen – und sei es nur, um die Speisenkarten besser zu verstehen.
    Neulich sah ich einen Werbespot zum Thema Europa im Fernsehen, der dem folgenden Witz recht nahe kommt. Dafür gibt es nur eine Erklärung: Der Autor hat ihn von uns oder wir haben ihn von ihm gestohlen.

    In einem Zugabteil sitzen vier Menschen: ein Engländer, ein Franzose, eine atemberaubende Blondine aus Italien und eine grimmige Dame aus Deutschland. Nach einigen Minuten rattert der Zug durch einen dunklen Tunnel und man hört das unverkennbare Geräusch einer Backpfeife. Als sie den Tunnel wieder
verlassen, hat der Franzose den Abdruck einer Hand auf seiner Wange.
    Die Blondine denkt: ›Dieser französische Idiot wollte mich befummeln, und aus Versehen muss er seine Hand auf die grimmige Deutsche gelegt haben, die ihm wiederum eine gelangt hat.‹
    Die grimmige Dame denkt: ›Dieser schmutzige alte Franzose legt seine Hand auf die italienische Blondine, und die scheuert ihm eine.‹
    Der Franzose denkt: ›Dieser dumme Engländer fasst die Blondine an, und aus Versehen schlägt sie mich.‹
    Der Engländer denkt: ›Ich hoffe, wir fahren bald in den nächsten Tunnel, damit ich diesem blöden Franzosen noch mal eine schmieren kann.‹

    Und natürlich wird die Hauptstadtfrage anstehen. Bestimmt soll es Brüssel werden. Bis dahin hat sich die Stadt ohnehin so weit ausgebreitet, dass sie ganz Belgien einnimmt; somit wäre es eine ganz natürliche Entscheidung. Auch Den Haag wird wachsen. Der Internationale Gerichtshof für Menschenrechte wird schon bald den größten Teil Hollands bedecken, und dazu gehört dann auch die kleine Enklave, die für das Verfahren gegen Ex-Präsident Milosevic eingerichtet wurde, das sich gewiss bis ins nächste Jahrhundert hinziehen wird.
    Natürlich wird die Musik standardisiert werden müssen, um Bürgerkriege in den Ländern zu verhindern, die am alljährlichen Schlager-Grand Prix Eurovision teilnehmen. Ursprünglich als musikalisches Bindeglied gegründet, wird der Wettbewerb mittlerweile zu einer zähnefletschenden Bedrohung der europäischen Einheit. Schon bald wird es notwendig sein, die Regeln derart zu ändern, dass jeder das Siegerlied liebt, das – natürlich – von Brüssel erkoren wird.
    Ein europäischer Fernsehsender?
    Bei meinem letzten Spanienurlaub gab mein deutscher Decoder den Geist auf. Das bedeutete, dass ich nur BBC sehen konnte und mit Erstaunen feststellte, dass dieses Programm ebenso langweilig wie die deutschen Programme ist. Ich will nicht sagen, dass ich Verona vermisste, aber ganz bestimmt hatte ich rasch die Nase voll von Hitler, Churchill und Stalin, die immer noch auf dem Bildschirm erscheinenund recht gute Quoten erzielen, obschon sie (Gott sei Dank) nur Wiederholungen sind. Aber die Politiker werden das Fernsehen kontrollieren müssen. Wie sollen sie sonst die Nachrichten manipulieren?
    Wir werden auch einen Präsidenten brauchen und die Königshäuser abschaffen. Nur: Wer wird ihn wählen? Vielleicht im

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