Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2
Sushifan sind?«
»Wo doch alle Leute in Alaska ihren Fisch am liebsten grillen?«
»Außer den Grizzlys.«
»Außer den Grizzlys und mir.« Wenn er lächelte, leuchteten seine Augen, als würde sich die Sonne darin spiegeln. »Ich hatte mal eine japanische Freundin … ist schon ein paar Jahre her. Ihr Name war Cho … das heißt Schmetterling, und bunt wie ein Schmetterling war sie auch angezogen.« Er lachte fröhlich, ein Maki zwischen den Stäbchen in der rechten Hand. »Mit ihr war ich zum ersten Mal Sushi essen. Von ihr weiß ich, dass Sushi auch in Japan was ganz Besonderes ist. Man isst es nur zu besonderen Gelegenheiten, zumindest das mit dem edlen Fisch. Ich habe ihr gesagt, dass für mich jeder Tag etwas Besonderes ist.« Er schob sich den Happen in den Mund und kaute genüsslich. »Vor allem, wenn ich mit einer hübschen Lady wie Ihnen zusammensitze.«
Julie errötete leicht, denn solche Komplimente war sie nicht gewohnt. »Und wo ist Cho jetzt?« Die alberne Bemerkung »Ist Ihnen der Schmetterling davongeflattert?«, verkniff sie sich lieber. »Es geht mich natürlich nichts an … «
»Nein, nein«, sagte er schnell, »das ist kein Geheimnis. Sie ist jetzt mit einem Maler aus Willow zusammen. Bei mir hält es keine Frau lange aus, wissen Sie? Irgendwann sagen alle: Du brauchst keine Freundin, du bist doch mit deinen Wölfen verheiratet. Und wahrscheinlich haben sie recht. Ich mag meine Arbeit und habe kaum noch Zeit, seitdem ich das Monitoring Program des Nationalparks betreue. Heute ist mein erster freier Tag nach drei Wochen.« Er trank einen Schluck von seinem heißen Tee. »Und wissen Sie was? Ich bin richtig froh, dass Sie meine Einladung angenommen haben. Ich glaube, wir sind irgendwie … seelenverwandt.«
Sie hörte zu kauen auf und blickte ihn zweifelnd an. Sie bewegten sich auf dünnem Eis und wenn er sie weiter auf diese Weise anblickte, würde sie bald noch größere Probleme haben als bisher. Weil sie befürchtete, eine Berührung könnte sie auf der Stelle verzaubern, zog sie ihre linke Hand zurück, als er sich anschickte, sie zu drücken oder zu streicheln.
»Seelenverwandt?«, fragte sie betont sachlich.
Er machte keine Anstalten mehr, sich ihr zu nähern. Selbst seine Augen leuchteten nicht mehr so stark. »Ich habe gesehen, wie Sie gestern Morgen den Wolf angeblickt haben, den Anführer des Rock-Creek-Rudels. Die meisten Ranger haben Respekt vor Wölfen und bewundern sie wegen ihrer Anmut und Schnelligkeit, aber Sie … Sie schienen den Wolf zu verstehen. Als besäßen Sie die Fähigkeit, in seine Gedanken einzudringen und mit ihm zu sprechen.«
»Ich weiß nicht«, erwiderte sie zweifelnd. »Geht es Ihnen denn so?«
Er tupfte sich den Mund mit der Serviette ab und nickte. »Je öfter ich mich mit diesen Tieren beschäftige, desto mehr verstehe ich sie auch. Sie sind nicht die blutgierigen Bestien, wie wir sie aus Märchen kennen. Ganz im Gegenteil, sie können sogar ausgesprochen liebevoll sein, besonders zu ihren Jungen. Und sie sind besser organisiert als wir Menschen. Nur in einem Rudel, so haben sie gelernt, können sie sich in dieser wilden Natur behaupten.«
»Es sei denn, sie werden gejagt.«
»Von skrupellosen Jägern«, stimmte ihr John zu. Er nickte dankbar, als die Bedienung ihm neuen Tee einschenkte. »Gestern Nacht war noch ordentlich was los, hab ich mir sagen lassen. Wir dachten schon, Sie hätten einen Wolfskiller im Park erwischt. Ein dummer Junge, der sich mit seinem Hundeschlitten am Rock Creek herumtrieb, nicht wahr? Wie kann man nur so leichtsinnig sein. Es gibt doch genug andere Trails, auf denen er trainieren kann. Manche Leute lernen es wohl nie. So ein Nationalpark ist kein Abenteuerspielplatz.«
Obwohl John sicher recht hatte, verteidigte Julie ihren Freund: »Josh dachte sich nichts dabei. Er trainiert für das Iditarod und findet am Denali die besten Bedingungen vor. Im Park kann er seine Huskys noch richtig fordern. Und um sich eine Erlaubnis zu holen, war er viel zu spät dran. Er ist kein dummer Junge. Auf unserer letzten Wanderung war er sehr verantwortungsvoll. Ranger Erhart hat ihn mit einer Verwarnung davonkommen lassen.«
»Sie kennen den Burschen? Ist er Ihr … Freund?«
Julie zögerte lange genug, um John erkennen zu lassen, dass er zu weit gegangen war. Er überspielte seine Verlegenheit mit einem Lächeln. »Sie haben recht, das geht mich nichts an. Ich hoffe nur, wir finden bald den richtigen Täter. Wer einen Wolf innerhalb
Weitere Kostenlose Bücher