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Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2

Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2

Titel: Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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Vorschriften. Doch genauso fahrlässig handelte sie, wenn sie auf eigene Faust loszog und den Wolfskiller oder Wilderer im Alleingang besiegen wollte. Jeder verantwortungsvolle Ranger griff zum Funkgerät oder Handy, wenn Gefahr drohte. Doch noch wusste sie nicht, wer die Schüsse abgegeben hatte. Wenn es sich um übermütige Jugendliche handelte, die auf leere Konservendosen schossen, und sie forderte die Kavallerie an, machte sie sich lächerlich. Lieber auf Nummer sicher gehen.
    Nachdem sie ungefähr eine halbe Meile durch den Wald gelaufen war, blieb sie stehen und schaltete die Taschenlampe aus. Mit pochendem Herzen verharrte sie in der Dunkelheit und lauschte angestrengt. Außer ihrem Atem war nichts zu hören, nicht mal das Flügelschlagen einer Eule. Der Wind säuselte nur. Als sie sich umdrehte, sah sie nicht einmal mehr die roten Lichter ihrer Warnblinkanlage. Wie fast überall in Alaska, wenn man eine halbe Meile vom Highway entfernt war, schien man allein zu sein.
    Sie ging einige Schritte, ohne die Taschenlampe einzuschalten, und blieb erneut stehen, starrte angestrengt nach rechts, wo sie einen Schatten zu sehen geglaubt hatte. Oder sah sie schon Gespenster? Julie zwang sich zur Ruhe und blickte noch genauer hin, hielt sich vor lauter Schreck an einem Baum fest, als sie eine Stimme hörte: »Wo bleibst du denn, Mann? Willst du warten, bis die Ranger kommen? Die glauben uns doch nie, dass wir die verdammte Bestie vor der Parkgrenze erwischt haben. Komm schon, Mann!«
    Ein zweiter Schatten tauchte auf und hob sich deutlich gegen das düstere Sternenlicht ab, das durch die Bäume schimmerte. »Wir waren nicht im Park, Dad! Ich weiß, wo die Grenze verläuft, die fängt erst hinter der Flussbiegung an. Wir haben den Wolf vorher erwischt.« Der Schatten verschmolz mit der Dunkelheit. »Und selbst wenn, Dad. Jetzt könnte es uns sowieso keiner mehr beweisen. Das Mistvieh ist doch sicher schon am Highway oder drüber raus.«
    »Finden müssen wir ihn trotzdem«, sagte der Vater. »Diese verdammten Tierschützer bringen es fertig und päppeln ihn wieder gesund, wenn sie ihn finden und ich ihm nur einen Kratzer verpasst habe. Nächstes Mal nehme ich die Schrotflinte mit und jage ihm zwei Ladungen in sein verdammtes Hirn!«
    »Uns kann keiner was«, betonte der Sohn. »Bleib locker, Dad!«
    »Locker?« Der Vater lachte heiser. »Solange sich diese elenden Bestien hier rumtreiben, werde ich niemals locker sein.« »Locker« war anscheinend ein Wort, das er nie gebrauchte und entsprechend gestelzt aussprach. »Diese Tierschützer haben sie doch nicht mehr alle, sonst würden sie diese Viecher niemals beschützen, und die Ranger denken genauso und sorgen noch dafür, dass sie im Nationalpark ihren Auslauf haben. Nicht mit mir, Leute! Nie im Leben! Ich gebe erst Ruhe, wenn die letzte Bestie vor mir im Schnee liegt.«
    Sein Sohn schien ihm nicht zuzuhören. »Da ist er, Dad! Er lebt noch!«
    Sie hörte hastige Schritte, dann einen weiteren Schuss, so nahe und so laut, dass sie entsetzt zurückzuckte und beinahe das Gleichgewicht verlor. Das Echo zog wie eine unsichtbare Welle durch den Wald und hallte in ihren Ohren nach, machte es ihr für eine Weile unmöglich, zu hören oder zu sehen.
    Nachdem sie wieder klar denken konnte, kramte sie ihr Handy aus der Anoraktasche und wählte Carols Nummer. Ihre Kollegin nahm sofort ab. »Hey, Julie! Wo steckst du? Ich komme gerade vom Volleyball. Wenn du dich beeilst … «
    »Die Wolfskiller!«, unterbrach Julie ihre Vorgesetzte. »Ich hab sie auf frischer Tat ertappt!« Sie berichtete in wenigen Worten, was passiert war, und gab ihren Standort durch. »Sie haben den Wolf wohl außerhalb der Parkgrenzen erwischt, so genau kann ich es nicht sagen, und gerade eben hat der Ältere noch mal geschossen. Er hatte ihn beim ersten Mal wohl nur verwundet.«
    Carol reagierte so kühl und beherrscht, wie Julie es von ihr gewohnt war. Der Tonfall ihrer Stimme wurde dienstlich. »Bleib bei deinem Wagen und komm den beiden Männern auf keinen Fall in die Quere. Keine Alleingänge, hörst du? Ich sage Erhart Bescheid. Wir sind in wenigen Minuten bei dir.«
    »Geht klar«, stimmte Julie zu.
    Ohne ihre Taschenlampe einzuschalten, kehrte sie auf Umwegen zum Highway zurück. In dem dichten Wald kam sie nur langsam voran. Sie erreichte die Straße ungefähr hundert Schritte von ihrem Pick-up entfernt und blieb abwartend am Waldrand stehen, suchte nach den beiden Wolfskillern und sah sie hinter

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