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Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2

Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2

Titel: Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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alles nach Plan? Wie kommst du denn voran?«
    Er hätte es am liebsten gehabt, wenn sie ebenfalls Medizin studiert hätte oder zumindest Krankenschwester geworden wäre, und konnte sich noch immer nicht daran gewöhnen, dass sie als Rangerin in einem Nationalpark arbeitete.
    Sie setzte zu einer Antwort an, aber er ergriff gleich wieder das Wort: »Kommst du wenigstens finanziell über die Runden? Als Praktikantin speisen sie dich doch sicher mit einem Hungerlohn ab.« Er zog sein Portemonnaie aus der Innentasche seiner Jacke und nahm einen Hunderter heraus. »Hier … kauf dir mal wieder was Schönes.« Er erhob sich nervös. »So, jetzt muss ich aber weiter, der Börsenmakler wartet auf seine neue Herzklappe.« Er schüttelte ihr weder die Hand noch umarmte er sie. »Melde dich mal wieder, mein Kind.«
    Er verschwand, und sie verließ niedergeschlagen wie immer das Krankenhaus. Wütend steckte sie den Hunderter ein. Sie hätte sich gern einmal wieder länger mit ihrem Vater unterhalten und über ihre Zukunft gesprochen, aber er entzog sich ihr genauso, wie er es bei ihrer Mutter getan hatte. »Als Chefarzt kann ich mir keine Gefühle leisten«, sagte er über seine Arbeit, »sobald du dich emotional auf einen Patienten einlässt, machst du Fehler.« Leider hielt er es privat ebenso. Ihre Mutter hatte die Konsequenzen gezogen und war vor drei Jahren mit einem anderen Mann nach Kalifornien gezogen. Julie bekam sie nur einmal im Jahr an Thanksgiving zu Gesicht, telefonierte aber manchmal mit ihr und verstand sich auch mit ihrem neuen Ehemann einigermaßen.
    Sie stieg in ihren Wagen und blickte auf die Uhr. Schon halb zwölf, sie musste sich beeilen. Zuerst in die Mall, die Bücher und vielleicht neue Jeans kaufen und einen Happen in einem der Imbisse essen. Mit Brandy war sie erst um drei Uhr verabredet und zum Supermarkt wollte sie zum Schluss, damit sie die Lebensmittel nicht zu lange spazieren fahren musste. In Gedanken versunken fuhr sie vom Parkplatz. Über der Stadt hing trübes Zwielicht, wie es typisch für die Wintermonate war, und das große Thermometer in der Innenstadt zeigte dreißig Grad Celsius an. Minus natürlich. Es war bitterkalt.
    Von dem warmen Luftstrom aus den Luftdüsen umgeben, hielt sie auf die College Road außerhalb der Stadt zu. Sie hatte das Radio eingeschaltet, hörte sich den Wetterbericht an, der von »starken Schneefällen« während der nächsten Tage sprach, und schaltete einen bekannten Top- 40 -Hit, der ihr schon seit einigen Wochen auf die Nerven ging, nach wenigen Takten wieder ab. Gerade noch rechtzeitig erkannte sie die rote Ampel im winterlichen Zwielicht.
    Ihr Pick-up kam schlingernd zum Stehen, und sie hob ihr Handy auf, das bei der starken Bremsung vom Beifahrersitz gerutscht war. Als sie den Kopf hob, sah sie einen weinroten Pick-up vorbeifahren und hätte beinahe die Tür aufgerissen und wäre auf die Straße gerannt. »Josh! Hey Josh!«, rief sie.
    Doch wenn er es war, hatte er sie entweder nicht gesehen oder wollte nicht, dass sie sich trafen. »Scheißspiel!«, fluchte Julie laut und fuhr weiter.

5
    Das Einkaufszentrum bestand aus einem schmucklosen Gebäude, das von außen wie eine überdimensionale Lagerhalle aussah, und an dessen unverputzten Betonwänden die bunten Firmenlogos wie Fremdkörper wirkten. Die Neonleuchten über dem Haupteingang kämpften gegen das düstere Zwielicht an.
    Julie fand eine Lücke am äußersten Ende des Parkplatzes und eilte mit hochgeklappter Kapuze an den abgestellten Autos vorbei. In der Mall umfing sie angenehme Wärme. Sie wimmelte den Angestellten eines Providers ab, der ihr einen »absolut konkurrenzlosen« Handy- und Internet-Vertrag andrehen wollte, kämpfte sich an einer aufdringlichen Kosmetikverkäuferin vorbei und betrat die Buchhandlung am südlichen Ende der Mall.
    Sie liebte Buchhandlungen, empfand sie wie eine andere Welt, in der man sich von der rauen Wirklichkeit erholen konnte, auch wenn es nur für ein paar Minuten war. Besonders in einem großen Laden wie diesem, in dem man sich einen Kaffee bestellen und nach Herzenslust schmökern konnte. Die Bücher für Carol und sie selbst lagen auf einem großen Stapel, beides Bestseller, die mit großen Plakaten in den Fenstern beworben wurden. Sie blieb ungefähr eine Stunde in der Buchhandlung, blätterte in zahlreichen Romanen und einem Kochbuch der » 100 besten Hamburger-Rezepte«, das sie mit zahlreichen verführerischen Abbildungen daran erinnerte, sich etwas zu essen

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