Die Wohlgesinnten
die Konservendose: »Heil, mein Führer! Meldung von Standartenführer Hauser, mein Führer! Kommen.« Nach einer kleinen Pause fuhr er fort: »Obersturmbannführer Aue und ich kehren von unserem Sonderauftrag zurück, mein Führer! Wir sind auf die Kampfgruppe Adam gestoßen und bitten um Bestätigung unseres Auftrags und unserer Identität.Kommen.« Er machte eine weitere Pause, dann sagte er: »Jawohl, mein Führer. Sieg Heil!« Er reichte Hörer und Kiste an den Jungen im Offiziersmantel weiter. »Er möchte mit Ihnen sprechen, Herr Generalmajor.« – »Der Führer?«, fragte dieser mit belegter Stimme. »Ja, haben Sie keine Angst. Er ist sehr freundlich.« Langsam nahm der Junge die Hörer entgegen, hielt sie sich an die Ohren, nahm Haltung an, warf den rechten Arm in die Luft und schrie in die Dose: »Heil, mein Führer! Generalmajor Adam, zu Befehl, mein Führer! Kommen!« Dann ein: »Jawohl, mein Führer! Jawohl! Jawohl! Sieg Heil!« Als er die Hörer abnahm, um sie dem Kleinen wiederzugeben, waren seine Augen feucht. »Das war der Führer«, sagte er feierlich. »Er bestätigt Ihre Identität und Ihren Auftrag. Ich bedaure sehr, was Ihrem Fahrer zugestoßen ist, aber er hat eine unglückliche Bewegung gemacht, wir konnten nicht wissen, was er vorhatte. Meine Kampfgruppe steht zu Ihrer Verfügung. Was brauchen Sie?« – »Wir müssen unsere Linien wohlbehalten erreichen, um unsere geheimen, für das Reich hochbedeutsamen Informationen zu übermitteln. Können Sie uns helfen?« Der Junge zog sich mit mehreren anderen zur Beratung zurück. Dann kam er wieder: »Wir sind zwar hierhergekommen, um eine Massierung bolschewistischer Kräfte zu zerschlagen. Aber wir bringen Sie bis an die Oder. Weiter im Süden ist ein Wald. Wir mogeln uns direkt unter der Nase dieser Bestien durch. Wir helfen Ihnen.«
So marschierten wir also los mit dieser Horde Lumpenkinder und ließen die Leiche des armen Piontek zurück. Thomas nahm dessen Maschinenpistole, und ich lud mir den Verpflegungssack auf. Die Gruppe zählte insgesamt fast siebzig Kinder, davon ein Dutzend Mädchen. Die meisten waren, wie wir nach und nach verstanden, verwaiste Volksdeutsche, einige aus der Gegend von Zamound sogar aus Galizien oder aus dem Umland von Odessa, seit Monaten irrten siehinter den russischen Linien umher, lebten von dem, was sie finden konnten, nahmen andere Kinder auf, töteten erbarmungslos versprengte Russen und die Deutschen, die sie für Deserteure hielten. Wie wir gingen sie bei Nacht und ruhten sich bei Tage aus, versteckt in den Wäldern. Auf der Straße rückten sie in militärischer Ordnung vor, mit einer Erkundungsgruppe, dann dem Gros der Truppe, die Mädchen in der Mitte. Zweimal erlebten wir mit, wie sie kleine Trupps schlafender Russen massakrierten: Das erste Mal war es leicht, die Soldaten schliefen ihren Wodkarausch auf einem Bauernhof aus und wurden im Schlaf niedergemacht – die Kinder schnitten ihnen die Kehle durch oder zerstückelten sie; das zweite Mal zerschmetterte ein Junge einem Wachposten den Schädel mit einem Stein, daraufhin stürzten sich die anderen auf seine Kameraden, die neben ihrem kaputten Lastwagen am Feuer schnarchten. Merkwürdigerweise nahmen sie ihnen nie ihre Waffen ab: »Unsere deutschen Waffen sind besser«, erklärte uns der Junge, der sie befehligte und sich Adam nannte. Wir sahen sie auch eine Patrouille mit unglaublicher Gerissenheit und Wildheit angreifen. Die kleine Einheit war von den Erkundern gesichtet worden; das Gros der Horde zog sich in den Wald zurück, während rund zwanzig Jungen den Russen auf dem Weg entgegengingen und ausriefen: » Russki! Dawai! Chleb, chleb! « Die Russen schöpften keinen Verdacht und ließen sie näher kommen, einige lachten sogar und holten Brot aus ihren Beuteln hervor. Die Kinder umringten sie und griffen sie mit ihren Gerätschaften und Messern an, es war ein irrwitziges Blutbad, ich sah, wie ein kleiner Siebenjähriger einem Soldaten auf den Rücken sprang und ihm einen dicken Nagel ins Auge rammte. Trotzdem gelang es zwei Soldaten noch, Feuerstöße abzugeben, bevor sie überwältigt wurden: Drei Kinder wurden auf der Stelle getötet, fünf verwundet. Nach dem Kampf hoben die Überlebenden, blutbespritzt, die Verletzten auf,die vor Schmerzen weinten und schrien. Adam salutierte vor ihnen und erledigte diejenigen, die an Bein oder Bauch verletzt waren, eigenhändig mit dem Messer; die beiden anderen kamen in die Obhut der Mädchen, und Thomas und
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