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Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Titel: Die Wohltäter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nordberg , Nuri Kino
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die Theke verließ, waren Blumenhändler-Jocke und der Engländer auf die Beine gekommen und nahmen ihm die Kasse ab. Ninos überließ sie ihnen und murmelte ein paar Worte des Dankes. Er zeigte in Richtung des Büros, damit sie den Weg fanden. Fast meinte er, von den Schmerzen in seiner Schulter ohnmächtig zu werden und überlegte, wie viele Stunden vergangen waren, seit er seine letzte Schmerztablette genommen hatte.
    »Halt«, schrie der Inspekteur. »Halt, halt !«
    Blumenhändler-Jocke und der Engländer drehten sich um.
    »Arbeiten Sie auch hier?«, fragte er wütend. Der Engländer warf Blumenhändler-Jocke einen ratlosen Blick zu, der wiederum den Inspekteur ansah. »Nee«, antwortete er knapp.
    »Dann dürfen Sie auch nichts tragen! Er da drüben soll tragen.« Der Inspekteur sah Ninos empört an.
    »Ja, aber...«, begann Blumenhändler-Jocke und runzelte die Stirn. »Wir helfen ihm doch nur. Beruhigen Sie sich.«
    » Nein nein nein, das geht nicht.«
    Inzwischen war der Mann einige Schritte gegangen und stand nun vor den beiden Männern, die mit einiger Anstrengung die schwere Kasse zwischen sich hielten. Er sah aus, als hyperventilierte er ein wenig.
    »Wenn Sie nicht hier arbeiten, können Sie nicht einfach etwas tragen. Entweder, Sie sind hier angestellt oder nicht. Sie sind nicht gegen Schäden versichert, die beim Tragen schwerer Gegenstände entstehen können, also stellen Sie die Kasse bitte unverzüglich wieder ab. «
    »Wir können sie doch nicht einfach auf den Boden stellen«, sagte Jocke langsam. »Wir haben doch schon die Hälfte geschafft.« Er setzte an, weiterzugehen, aber dem Inspekteur gelang es mit einem kleinen Satz, sich auf die andere Seite der Gesellschaft zu retten und den Eingang zum Büro zu versperren.
    »Es ist mir egal, wo Sie die Kasse abstellen. Es ist gegen das Gesetz, einfach so eine Arbeit aufzunehmen. Und dann möchte ich gern noch ihren Ausweis sehen.«
    Der Engländer stellte die Kasse mit einem Plumps auf den Boden, nachdem er bemerkt hatte, dass Jockes Finger sich nicht mehr an deren Unterseite befanden. Er sah den Kontrolleur mit einem amüsierten und trotzigen Ausdruck an.
    »Aus-weis«, sagte der Inspekteur.
    » Sorry«, antwortete der Engländer und hob die Hände zum Zeichen, dass er keinen Deut verstand. Sollen sie mich doch festnehmen, wenn sie unbedingt wollen, dachte er. Es wäre ein wahres Vergnügen, diesem Blödmann seinen blauen Diplomatenpass unter die Nase zu halten.
     
    Während des kleinen Disputs war Ninos in die Küche gestürmt, um Matay zu finden, der mit Sicherheit eine Kasse unter jedem Arm tragen konnte, wenn es erforderlich war.
    Leider hatte Matay beim Zusammentreffen mit der Dame von der Einwanderungsbehörde nicht so routiniert reagiert wie der Rest des Personals. Offenbar waren die beiden seit Beginn der Razzia noch kein Stück vorangekommen.
    » Sie müssen mir erst Ihren Namen nennen, und dann werde ich Ihnen Fragen zu Ihrem Anstellungsverhältnis stellen«, sagte die Frau mit unnatürlich lautem Tonfall. Ihre Stimme zitterte ein wenig.
    »Warum Sie schreien!«, antwortete Matay, der sich gegen die Spülablage gelehnt hatte, so wohlartikuliert er konnte.
    »Vielleicht ist das für Sie schwer zu verstehen«, sagte die Inspekteurin nun mit seichter Stimme. »Wir sind hier in Schweden. Ich weiß, dass Ehre und derlei Dinge für Männer aus dem Mittleren Osten ziemlich wichtig sind, aber hier, wo Sie jetzt leben, besitzen Frauen die gleichen Rechte wie Männer.« Sie lächelte leicht. »Ich habe das Recht, Ihnen Fragen zu stellen, und Sie sind mir eine Antwort schuldig. Wir beide können zusammenarbeiten, wenn Sie das akzeptieren.«
    Ninos konnte förmlich sehen, dass sich die herannahende Katastrophe wie ein kleiner Comictornado über Matays Kopf zusammenbraute. Um den Sturm einzudämmen, drängte er sich zwischen die beiden.
    »Du mtakt’tko« , zischte er Matay zu. »Minksaymet, akhilokh mehokh. Beruhige dich. Und zwar JETZT.«
    Ninos richtete sich an die Inspekteurin von der Einwanderungsbehörde. »Mein Cousin heißt Matay Dyrso, und wir benötigen seine Hilfe, um eine Kasse ins Büro zu tragen. Ich habe seine Arbeitspapiere hier und garantiere Ihnen, dass er danach all Ihre Fragen beantworten wird.«
    Ninos drückte ihr ein Dokument in die Hand, und noch bevor sie protestieren konnte, zog Matay ihn am Arm aus der Küche, wo sie ein paar hitzige Worte auf Assyrisch wechselten: »Wir können uns so etwas nicht leisten. Du musst dich

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