Die Wohltäter: Roman (German Edition)
Dann fiel sein Blick auf den Karton, den er neben das Sofa geschleppt hatte, bevor er sich darauf hatte fallen lassen. Es sah so aus, als wären es seine eigenen Mappen und Papiere. Emil hatte sie wahrscheinlich von der Morgenzeitung herbringen lassen. Ninos streckte seinen linken Arm aus und fischte eine Akte heraus, schwenkte sie in einem Halbkreis in der Luft und schlug sie auf seinem Bauch auf. Ein Bund loser Blätter fiel heraus. Irritiert legte er den Hefter wieder auf den Boden und begann, die Papiere von sich zu schieben, die sich auf ihm verteilt hatten. Sein angeborener Ordnungssinn zwang ihn dazu, sie wieder in die richtige Reihenfolge zu bringen. Es war eine Aufstellung, die Ninos vom Finanzamt erhalten hatte, über alle privatrechtlichen Vereine, die im vergangenen Jahr neu registriert wurden. Er erinnerte sich nicht mehr daran, warum er sie überhaupt angefordert hatte. Zerstreut überflog er die Liste und sah, dass mehrere der Neuangemeldeten angaben, dass sie Altkleider oder andere Dinge für wohltätige Zwecke einsammelten. Gutes Timing, dachte er grimmig. Es würde wohl eine Schlacht um diesen attraktiven Geschäftsbereich geben, jetzt, wo HHH Probleme bekommen hatte.
Dann blieben seine Augen an einem Namen hängen. Hans Schmidt. Er kniff einige Sekunden die Augen zusammen und versuchte, sich zu konzentrieren. Es war einer der Namen von der Liste, die er gerade der Frau vom Radio übergeben hatte. Unter dem Namen war eine Adresse verzeichnet. Einen Moment lang blieb Ninos’ Herz stehen. Er wusste, wer dort wohnte.
»Ich will seine Nummer haben. Jetzt.«
Ingrid protestierte. »Bitte, mein Lieber, es spielt keine Rolle, was du mir erzählst. Ich kann sie dir nicht geben. Das ist unmöglich. «
»Unmöglich ist nur, dass du mich so lange hinters Licht geführt hast«, unterbrach Ninos sie. »Wir haben HHH in Schweden für dich zerstört, damit du gemeinsam mit den Notwendigen die Führung übernehmen konntest. Unter deiner Adresse wurde eine neue Organisation registriert. Die Altkleider für wohltätige Zwecke sammelt. Begreifst du nicht, was für ein Wahnsinn das ist?«
»Ich sage doch, dass ich keine Ahnung habe, warum meine Adresse dort steht«, antwortete Ingrid aufgeregt. »Du musst mir glauben.«
»Aber er ist dein Freund, oder was? Derjenige, mit dem wir die ganze Zeit gesprochen haben?« Obwohl er nicht viel Vernünftiges gesagt hat, dachte Ninos.
»Ja«, antwortete Ingrid leise. »Das kann ich nicht bestreiten.« Dann wurde sie erneut unruhig. »Du kannst nichts ausrichten. Bitte Ninos. Lass ihn in Ruhe. Mir zuliebe. Er genießt Informantenschutz. Du darfst niemandem erzählen, wer er ist.«
»Gib mir jetzt die Nummer. Ich werde nicht nachgeben, bevor ich nicht mit ihm gesprochen habe.«
Ingrid zögerte. »Soll das eine Drohung sein?«
»Ja«, antwortete Ninos streng. »Wenn du es so deuten willst. Ich bin noch nicht einmal mehr Journalist. Also stellt das kein ethisches Problem für mich dar. Gib mir jetzt sofort seine Nummer.«
Es wäre undenkbar, irgendeine Form von Drohung gegenüber Ingrid näher einzugrenzen, da er ihr niemals schaden würde, aber Ninos war so rasend, dass er sich nicht beherrschen konnte.
»Das ist nicht richtig, Ninos«, entgegnete Ingrid matt. »Es gibt so vieles, das du nicht verstehst.«
»Eben. Es gibt vieles, das ich nicht verstehe. Deshalb gibst du mir jetzt die Nummer«, wiederholte er.
Er bekam die Nummer, Ziffer für Ziffer langsam buchstabiert. Er würde Hans Schmidt persönlich treffen. Koste es, was es wolle.
Das Telefonat lief ungefähr so ab, wie er es sich vorgestellt hatte. Hans Schmidt behauptete, Ninos habe sich verwählt. Er war kurz davor, aufzulegen, bis er Ingrids Namen hörte. In diesem Moment wurde er still und hörte ihm zu.
»Ich werde Ihnen das jetzt erklären«, sagte Ninos mit einer Stimme, die keinen Widerspruch zuließ. »Ich kenne Ihren Namen. Ich weiß, dass Sie unser Informant sind. Ab jetzt bräuchte ich nur knapp eine halbe Stunde, um jeden Aussteiger und jede Zeitung auf der ganzen Welt darüber zu informieren, dass Sie mit uns gesprochen haben. Møller wird sie eigenhändig umbringen.« Er schwieg einige Sekunden. »Was halten Sie davon?«
»Das können Sie nicht tun. Ich genieße Informantenschutz. Ingrid hat mir all das erklärt.«
»Hat sie auch erklärt, dass das nur für Informanten gilt, die uns nicht hintergehen?«
»Ich habe Sie nicht hintergangen. Alles, was ich sage, stimmt. Ich habe Sie nie
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