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Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Titel: Die Wohltäter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nordberg , Nuri Kino
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Missverständnis geflissentlich zu überhören. Der Gangsterkönig war ja nicht er, und was irgendwelche schlechten Eltern damit zu tun haben sollten, war ihm auch nicht klar. Er reckte sich ein wenig, um hinter den Rücken der anderen nach Emil Ausschau zu halten.
    Seinen eigenen Rücken spürte er kaum noch, nachdem er mehrere Stunden in einem holprigen Lieferwagen verbracht hatte, mit dem ihn Denhos Leute zu ihrem Waffenversteck gefahren hatten. Gabriel und er hatten Augenbinden verpasst bekommen, obwohl Gabriel tapfer eine Weile mit dem Informantenschutz und Grundgesetz dagegengehalten hatte. Ninos fand, dass er interessante Informationen über Journalisten und verschiedene Gesetze besaß. So hatte er zunächst weiterreden dürfen, obwohl die OG-Mitglieder nach einiger Zeit ungeduldig wurden und unverhohlen geäußert hatten, dass es keinen Verhandlungsspielraum gäbe und die Augenbinde Pflicht sei.
    Das Interview mit Denho war schnell abgehandelt. Er wolle keinen Krieg, hatte er erklärt, aber wenn es zu einem Krieg käme, wäre er bereit – wobei sein Waffenarsenal auf entsprechende Vorbereitungen hindeutete. Die OG waren im Grunde genommen nette und verträgliche Jungs, die es lediglich schätzten, friedlich in einer brüderlichen Gemeinschaft miteinander umzugehen. Das war seine Hauptbotschaft, und mehr Druckbares hatte Ninos ihm nicht entlocken können. Gemeinsam mit den Bildern würde das gerade noch für einen Coup ausreichen, hatte die Abendzeitung erklärt.
    Einige Dinge hatte Ninos auf Denhos Wunsch hin nicht in den Artikel geschrieben. Zum Beispiel, dass ein großer Teil des Arsenals aus der Waffenwerkstadt der Polizei stammte. Dort befanden sich laut Denho sowohl beschlagnahmte Waffen als auch Dienstwaffen, die zur Reparatur oder Wartung abgegeben worden waren. Die beschlagnahmten Waffen sollten zerstört oder, im Fachjargon, »destruiert« werden, sobald der Fall aufgeklärt und ein möglicher Prozess abgeschlossen war. Wenn man Denho glaubte, geschah dies aber nicht allzu oft. Die Polizisten, deren Aufgabe es war, die Waffen zu zerstören, hatten einen viel besseren Einfall gehabt – man konnte sie weiterverkaufen, und zwar mit gutem Gewinn.
    Die Werkstatt der Polizei war zudem ein einziges Durcheinander, ohne jegliche Buchführung oder Einträge darüber, was angenommen und wieder zurückgegeben wurde. Viele Polizisten hatten Zugang zur Werkstatt, und einige von ihnen waren, wie Denho es ausdrückte, »besondere Freunde« der OG. Auf diese Weise hatte die Organisation Waffen zurückbekommen, die ihnen bei früherer Gelegenheit beschlagnahmt worden waren, und sie hatten sich zusätzlich einige neue angeschafft.
    Kaum hatte man Ninos die Augenbinde abgenommen, fing er an, zu fotografieren. So ähnelte der Artikel eher einer Bildreportage, die es dem Leser ermöglichte, bis ins Allerheiligste der Organisation vorzudringen. Zunächst ging es durch eine große, weiße Stahltür mit einem weißen Griff, der aussah wie ein Bootslenkrad. Als die Tür geöffnet wurde, kam Denho Acar durch eine weitere geklettert, die ungefähr zwanzig Zentimeter dick war. Sie befanden sich in einer Halle mit drei hohen Stahltüren, an deren Ende ein kleiner Raum von ungefähr fünfzehn Quadratmetern lag, wo die Waffen in Holzregalen in zwei Etagen ordentlich an den Wänden aufgereiht standen, mit den Mündungen nach oben und den Kolben nach unten. In der Raummitte stand ein Ausstellungs- und Reinigungstisch, wo die Waffen vor Gebrauch geschmiert und präpariert wurden, wie Denho berichtete. Unter dem Metalltisch standen Kartons voller Munition.
    Nach einiger Überredungszeit hatte Denho für ein Foto posiert, das vierfarbig auf der ersten Seite mit der Schlagzeile »Das Arsenal des Gangsterkönigs« abgedruckt worden war. Mit seinen einhundertachtzig Zentimetern, dem breiten Oberkörper, den dunklen Augen und dem kahlrasierten Kopf bot Acar ein perfektes Bild. Die Arme hielt er über der Brust gekreuzt, wobei er seine groben Pranken in der jeweils entgegengesetzten Achselhöhle verankerte.
    Selbst wenn das Foto nicht ganz gelungen war und die Abendzeitung ein wenig gemurrt hatte, fiel es deren Kriminalreportern leicht, bis zu hundert Handfeuerwaffen um Acar herum zu zählen.
    Ninos wusste herzlich wenig über Waffenarten, und seine Aufzeichnungen zu diesem Thema waren dementsprechend wahllos gewesen. Auch Gabriel hatte keine Spezialkenntnisse beisteuern können. Glücklicherweise hatten sich die großspurigen

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