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Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Titel: Die Wohltäter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nordberg , Nuri Kino
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Ausreden. Ihr werdet meine Ehrengäste sein, und ich habe einen weltberühmten Lach-Guru eingeladen.«
    Ninos suchte erneut Emils Blick, aber zu seiner Verwunderung rief der Kollege nur ein » Wunderbar! «. Ninos versuchte vergeblich, dem Kollegen durch Grimassen zu signalisieren, dass er seinerseits überhaupt nicht damit einverstanden war, aber Emil ignorierte ihn und lachte nur albern.
    »Versteh doch, Ninos, sie hat früher kaum ein Wort mit mir gewechselt«, sagte Emil, nachdem sie gegangen war. »Es ist eine Riesensache, dass sie uns zu ihrem Fest eingeladen hat.«
    Ninos wand sich. Er roch immer noch ein wenig nach Shalimar. Emil wollte das Thema wechseln und schlug mit der Hand auf den Tisch, der in der Küche stand.
    »Heute ist mein Geburtstag! Ich lade hier zu Kuchen ein. Möchtest du die Prinzessinnentorte oder lieber die mit Obst?«
    »Oh, herzlichen Glückwunsch!« Ninos konnte überhaupt nicht folgen. Warum lud Emil zur Torte ein, obwohl er selbst Geburtstag hatte? Hatte er denn keine Freunde, die ihn zu etwas einluden?
    Er beschloss, den Mund zu halten. »Ein Stück von jeder, bitte.« Dann schämte er sich plötzlich. Vielleicht war der Kuchenvorrat nicht unbegrenzt.
    »Übrigens, Glückwunsch auch an dich – was für eine Story«, rief Emil aus. »Du tauchst einfach mal hier auf und wanderst dann zur Abendzeitung herüber und verpasst ihnen eine Schlagzeile.« Er schüttelte den Kopf. »Nicht schlecht, du.«
    Ninos war glücklich und erleichtert über Emils freundliche Worte. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er einfach die Dokumente bei ihm abgeladen hatte und dann abgehauen war, um mehrere Tage lang Reporter bei einer anderen Zeitung zu sein. Aber, so entschuldigte er sich selbst, es war eine gute Aufwärmübung gewesen. Sein Selbstbewusstsein war gewachsen, und es erschien ihm nicht länger besonders kompliziert, Reporter zu sein.
    »Wann hast du eigentlich Geburtstag?«, fragte Emil, während er zwei großzügige Stücke für Ninos abschnitt und auf einen kleinen Pappteller legte. Emil nahm Geburtstage überaus ernst und war der Meinung, man sollte sie so ausgiebig wie möglich feiern, um einen guten Start in das nächste Lebensjahr hinzulegen.
    »Im Mai«, antwortete Ninos. »Aber ich feiere immer im März.«
    Emil sah ihn neugierig an. »So würde meine Tochter das auch gern machen. Sie findet, nur einmal im Jahr Geburtstag zu haben, sei zu wenig. Also machen wir auch im Herbst ein kleines Fest für sie, obwohl sie im Frühjahr Geburtstag hat.«
    Ninos lachte. Er stellte klar, dass er kein Geburtstagsfanatiker war, aber zu der Zeit, als er geboren worden war, hatte es in der Türkei Geld gekostet, ein Kind registrieren zu lassen. Daher hatte Ninos das Geburtsdatum eines Kindes übernommen, das ein Jahr zuvor gestorben war. Als die Melke Mires als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen waren, hatten seine Eltern auch nicht genügend Geld, um beide Geschwister im Kindergarten unterzubringen, sodass seine Schwester in den Kindergarten gegangen war, während er bereits im Alter von fünf statt sechs Jahren in die Schule gekommen war. Im Vergleich zu den anderen Kindern war er zwar etwas klein geraten, aber keiner hatte sich sonderlich darüber gewundert, und Ninos hatte sich unter den anderen Sechsjährigen in seiner Klasse sehr wohlgefühlt.
    Im Alter von neunundzwanzig Jahren war er in seine Geburtsstadt im Südosten der Türkei gereist und hatte das Taufbuch eingesehen. Er war am 23. Mai getauft worden, und traditionsgemäß wurden alle Kinder sechs Tage nach der Geburt getauft. Demnach musste er sechs Tage vor dem 23. Mai geboren worden sein.
    Wieder zu Hause angekommen, hatte er dies seinem Onkel berichtet und hinzugefügt, dass er schon immer im Gefühl gehabt hätte, dass sein Sternzeichen eher Stier als Fisch sei. Der Onkel hatte gelacht und gesagt: »Wenn das eine so große Bedeutung für dich hat, warum hast du dann nie etwas gesagt?« Dann hatte er seinen Ehering abgenommen und das eingravierte Datum vorgelesen. Er konnte sich nämlich erinnern, dass er exakt zwei Wochen nach Ninos’ Geburt geheiratet hatte.
    »Sieh an«, sagte Emil andächtig. »Das war wohl etwas anders als hier. In diesem Land läuft alles wohlgeordnet ab, wie du merkst ... « Er lachte ein wenig. »So können wir einander auch wunderbar kontrollieren. Es gibt nur wenige Dinge, die man anhand einer Personenkennziffer nicht herausfinden kann.«
    Das klang spannend, fand Ninos, der mittlerweile innerhalb kurzer

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