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Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Titel: Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannine Meighörner
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jedoch nicht gelingen. Erst als sie mit dem Doktor vor die Tür traten, sprudelte es. Zwanzig Harnfarben könne er unterscheiden, alle, die in dem „Fasciculus Medicinae“ des Johannes von Ketham beschrieben seien. Ein Weib oder einen Mann erkenne er am Urin, hörte ich ihn zu den Damen sprechen. Das mache die Dichte, die Farbe, Geruch und Geschmack.
    „Tragende Weiber riechen nach Vanille“, sagte die Frau mit den schönen Nasenlöchern. „Nach den süßen Schoten aus dem Aztekenland, wenn sie Zwillinge tragen, nicht nach den herberen von den Komoren.“
    „Woher weiß sie das?“, der Doktor blickte entgeistert. Sie berührte ihre Nasenspitze mit dem Zeigefinger.
    „Leeres Hebammengeschwätz“, sagte er.
    Er schwenkte mein Blasenwasser, roch daran, schwenkte es nochmals im besten Licht. Dann nahm er einen Schluck und ließ diesen mit schlürfenden Geräuschen über seine Zunge laufen, bevor er in eine der Schalen ausspie. Das Schmecken und Schlürfen wiederholte er mehrmals.
    Mein Wasser sei voll krankem Schleim. Auch sei meine Leber krank und viel schwarze Galle in mir. Die Reinigung meines Blutes sei zwingend.
    Selbiges schlage er auch den Damen vor. Könne er mit Aderlässen doch auch Frauen heilen, die an großen Brüsten litten. Sei klein doch modern, da doch die Kunde gehe, große Brüste seien von vielen Händen in die Länge gezogen worden. Ja, in Tirol hieß es, eine Großbrüstige könne nicht ehrbar sein.
    Der Knödel-Knecht schlug sich lachend auf die feisten Schenkel, um dann hündisch aufzujaulen, als die Loxan ihn am Kragen packte.
    „Wenn die Herren sich nicht zu benehmen wissen, lasse ich sie von der Wache entfernen “, sagte sie. Dr. Kellers knittrige Mundwinkel zuckten, er gab seinem Knecht einen Schlag vor die Brust, der dessen Bauchspeck in wellenartige Bewegungen versetzte. Dann tauchte der Medikus eigenhändig und betont geschäftig mit dem ganzen Oberkörper in seine Sternenkiste hinein.
    Er legte eine Zeichnung vor uns hin. Sie zeigte einen nackten Jüngling mit geöffneter Bauchdecke und außerhalb der Bauchhöhle disloziertem Gedärm. Wie schwarze Schlangen ringelten sich seine Darmschlingen um ihn herum.
    Ein Dutzend Aderlasspunkte waren an seinem Körper angedeutet. Einer sogar an der Spitze seiner Männlichkeit. Dort spritzte auch ein roter Strahl hervor, so, als ob diese ausgeweidete, traurige Kreatur blutigen Samen versprühe. Ein grausigeres Aderlass-Männlein sah ich nie. Die Frau mit den schönen Nasenlöchern wandte sich ab.
    „Wo die halbe Portion zu schneiden ist, verrät die Astrologie“, sprach Dr. Keller, erneut in seiner Kiste hantierend.
    Er zog eine astrologische Tafel hervor. Sie zeigte die Sternbilder des nördlichen und des südlichen Himmels in ringförmiger Anordnung, die Tierkreiszeichen in bunten Farben darin eingezeichnet.
    Da ich meinen Geburtstag gar nicht kannte, was ich auch aussprach, eine vergebliche Mühe.
    „Ein Bastard also“, murmelte Dr. Keller, wieder in seine Sternenkiste abtauchend. Der fette Knecht stand bewegungslos daneben und grinste.
    Nun stellte der Doktor einen Sternenglobus vor uns hin. Behutsam. Dieser war auf ein Holzgestell montiert und aus einem bemalten Lederball geschaffen. Keine wirklich präzise Arbeit, aber für ein bäuerliches Publikum imposant. Dr. Keller hieß seinen Gehilfen, den Fuß des Gestells zu umfassen, und er selbst drehte die Kugel. Dabei trat er einen Schritt zurück, so als würde Gott persönlich sein Werk begutachten. Die Schöpfung quietschte und eierte.
    Dr. Keller hüstelte gekünstelt und richtete dergestalt alle Aufmerksamkeit auf das nächste Stück, das ihm sein Gehilfe reichte.
    Eine runde und kopfgroße Scheibe, mit rotem Samt umhüllt. Vom schützenden Stoff befreit, glänzte sie messingartig. Sanft berührte er sie mit seinen knittrigen Lippen, als sei es eine geweihte Hostie. Verbeugte sich, ein Lächeln versuchend, wohl gewöhnt, dass das Publikum bei diesem eindrücklichen Instrument applaudierte.
    Die Damen blieben stumm, drängten aber zur Scheibe hin.
    „Ein Astrolabium. Damit lässt sich das Firmament verdrehen, so dass man den Jahreslauf der Sonne und Sterne kennt“, sagte die Frau mit den schönen Nasenlöchern.
    „Nicht berühren“, rief Dr. Keller aus, sichtlich verärgert darüber, dass eine Frau derartige Insignien der Planetenleserkunst kannte.
    „Darf ich den Abstand des Nordsternes vom Horizont messen?“, wollte die Frau mit den schönen Nasenlöchern wissen.
    „Sie

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