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Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Titel: Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannine Meighörner
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scherzen“, sagte der Medikus streng.
    „Keineswegs. Mein Onkel hat mir beigebracht, wie man ein Astrolabium bei der Seefahrt nutzt. Zumindest ein wenig“, sagte sie.
    „Für ein wenig habe ich keine Zeit“, brummte der Doktor. Hätte der Erzherzog ihm doch persönlich eingeschärft, sich mit dem Zwerg zu beeilen. Und er hätte schon genug Zeit mit den Damen vertändelt.
    Er drehte an den eingelegten Scheiben. Sein Gesichtsausdruck erhaben.
    „Mit Verlaub. Die Rete ist noch nicht korrekt auf Datum und Uhrzeit eingestellt“, merkte die Frau mit den schönen Nasenlöchern an.
    „Es gibt unterschiedliche Vorgehensweisen“, zischte Dr. Keller.
    „Ach?“, sagte sie.
    „Was wird aus der Wissenschaft, wenn Weiber sie erklären?“, sprach Dr. Keller in die Richtung seines Gehilfen. Der Knödel-Knecht räusperte sich, ein Lachen unterdrückend. Die Loxan schien etwas sagen zu wollen, aber schon hantierte Dr. Keller an seinem Sternenschieber herum.
    Die Metallscheiben und Rädchen der Apparatur klackten metallisch. Ein Geräusch der Wissenschaft. Dr. Keller drehte und drehte, auf seiner Haut bildeten sich rote Flecken, auf seiner Stirn perlte Schweiß, so als müsse der Planetenleser die gesamte Milchstraße, ja das ganze Firmament neu ordnen und mit viel Radau neu bestimmen.
    Beste Unterhaltung für einen Thomele, der mit so einem Spektakel in seiner Krankenstube nicht gerechnet hatte.
    Ermattet legte der Doktor die Messingscheibe vorsichtig auf den Tisch. Der Knödelmann trat vor und tupfte dem Neugestalter des Universums die Stirn.
    „An der Mittelader schneide ich. Dies sagt der Planetenstand am siebten Tag des abnehmenden Mondes. Bei wachsendem Mond sind die schlechten Säfte, ist das Faulige, kaum vom Guten zu trennen“, sagte er.
    „Wo an der Mittelader?“, wollte die Loxan wissen.
    „Die Stelle ziemt sich nicht, sie einer Dame zu zeigen. Und überhaupt, man lasse mich jetzt mit der halben Portion allein.“
    „Ich bleibe. Ich habe ihn gepflegt“, rief die Frau mit den schönen Nasenlöchern.
    „Sie will anschauen, wie man seinen Zipfel ritzt? Der Aff’ ist doch ein Männchen, oder?“, fragte der Medikus.
    „Er ist ein Mensch. Ein Mensch mit Blasenfieber, wie Ihr ja wisst. Dort darf man nicht schneiden. Vielleicht muss er mit dem Erzherzog noch reiten. Das wäre grausam“, sagte sie.
    „Das ist Medizin“, antwortete der Medikus.
    „Hätte er die Rete richtig eingestellt, vielleicht“, sagte die Frau mit den schönen Nasenlöchern.
    „Sie hat keine Ahnung. Aber um des Erzherzogs willen, schneide ich am Oberschenkel“, sprach er zu seinem Knecht.
    „Auch das ist gefährlich, dort stillt man schwer das Blut“, sagte die alte Unbekannte.
    Doch schon rissen der Doktor und sein Gehilfe mir die Decke vom Leib, der Fette spreizte meine Schenkel wie ein Schraubstock und schon hatte der Schröpfschnepper des Doktors eine Ader geritzt. Man war wohl an Gegenwehr gewöhnt.
    Ein roter Strahl schoss empor. Mit jedem Herzschlag mehr. Bald war die mittelgroße Blutschale gefüllt.
    „Genug!“, rief die Frau mit den schönen Nasenlöchern. „Er ist fast noch ein Kind, Ihr laugt ihn aus.“
    „Die ganze Schlechtigkeit muss heraus“, antwortete Dr. Keller und wedelte ihre Bedenken weg, als vertreibe er Fliegen.
    „Ein halber Kerl, gestrichen voll vom Bösen“, murmelte er.
    Der Zwerg sprudelte weiter. Er wäre nicht das erste Aderlass-Männlein, das ärztliche Kunst zum Versiegen gebracht hätte.
    Das war zu viel für meine Ambraser Damen.
    Alle drei traten sie vor Dr. Keller hin. Der Knödel wich erschrocken zurück, der Doktor blieb bei seinem Patienten, woraufhin die Loxan ihn von mir abdrängen wollte. Ihn vielleicht ein wenig schubste. Die Blutschale ergoss sich über ihn.
    „Ihr Hexen. Man hat mich gewarnt!“, schrie er und fuchtelte mit roten Händen.
    Derweil band die Frau mit den schönen Nasenlöchern mit ihrem Gürtel meinen Oberschenkel ab. Fast hätte sie in ihrer Eile meinen Streitzipfel eingeklemmt. Die alte Unbekannte riss Streifen aus ihrem Unterkleid. Sie verband meine Wunde straff.
    „Hinaus, du Siechenschinder“, rief die Loxan und machte Anstalten, den Medikus aus der Krankenstube hinauszuscheuchen. Sein fetter Knecht war schon geflohen.
    „Wache, Wache“, rief Dr. Keller und stemmte sich gegen die Loxan mit seinem Fliegengewicht.
    Als die Wache den Mann erblickte, der wie ein Meuchelmörder aussah, schlug sie ihn nieder.
    Man soll einer Eichkätzchenmörderin nie in die

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