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Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Titel: Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannine Meighörner
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Sargspieles.
    In bester Laune hatte Anna Welser das sonnig gelegene Schlösschen Weiherburg auf der anderen Talseite zu ihrem Wohnsitz gemacht. Begeistert wie kleine Kinder hatten Mutter und Tochter sich des Nachts Leuchtzeichen quer durch das Inntal geschickt.
    Als ihre Tochter und mein Herr dann in Karlsbad kurten, brach der alten Welserin der Magen durch. Jeder Bissen, jeder Schluck Wasser sprudelte durch dieses neue Körperloch. Unverdaut. Mit Eiter vermischt. Sie hielt aber so lange durch, bis die Tochter wieder aus Böhmen heimkam. Eine Welser hält stand.
    „Ich habe lange den Kummer über meinen Mann in mich hineingefressen“, sagte sie, als ich von ihr Abschied nahm. „Der muss hinaus. Das kostet mich das Leben, jetzt, wo er bei einer Jüngeren liegt.“
    Mein Herr hat die tapfere, wenn auch heimliche Schwiegermutter zunächst in der Dorfkirche von Amras beisetzen lassen. Dabei wollte sie bei den toten Zwillingsenkeln ruhen.
    Inzwischen hatten sich die Wogen gegen die wilden Weiber von Ambras aber so aufgebauscht, waren durch das Sommerfest nur kurz geglättet worden, dass eine tote Welserin in der Innsbrucker Pfarrkirche nicht geduldet war. Und eine lebende nicht gerne gesehen.
    Bald nach Philippines Mutter verstarb ihr Vater Franz in Ravensburg. Als Protestant. So, wie es die alte Welserin gesehen hatte. War noch einmal Vater geworden.
    Zuvor hatte er Ferdinand als Kunstberater gedient. Für gutes Geld wenig geleistet. „Er hat die Hofkrankheit“, wie die alte Welserin dies genannt hatte. Auch Philippines Bruder, Karl Welser, litt jetzt daran. Nur einmal war der Vater in der Innsbrucker Hofburg erschienen. Hatte auch einen Eintrag in das Ambraser Trinkbuch gemacht.
    Dann brachte ein Streit ihrer Burgleute Philippine bei den Tirolern erneut in Misskredit. Ihr Burghauptmann Jakob Wacker war hitzig und seine Wachleute nicht weniger.
    Beim Dorffest von Amras schlug ein Burgwächter einen Bauernbursch zum Krüppel, fing selbst aber nur ein paar Blessuren ein, wie man meinte. Seine Rauf- und Saufkumpanen schleppten ihn zum nächsten Tanz. Obwohl er sich vor Trunkenheit nicht mehr bewegte. Ein Dorfliebchen wollte den Höfling dann mit süßen Küssen aus seinem Rausch erwecken, als sie bemerkte, dass er tot war. Wohl schon seit Stunden tot war.
    Der Amraser Pfarrer weigerte sich, den Raufbold aus dem Schloss bei sich zu begraben, „wo allerlei Unzucht und Rumor herrscht“. Auch hätten übermütige Hofleute schon „manchen bravern Tiroler entleibt“. Der Kirchendiener des nah gelegenen Dörfchens Aldrans ließ gleiches ausrichten.
    Philippine musste den Sarg des Wachmannes bis nach Hall schaffen lassen. Nur wenige Tage nach seiner Beisetzung stand der Sarg samt Inhalt wieder vor dem Schloss.
    Der Hauch des Todes streifte auch mich.
    Noch am Sommerfest von Ambras hatte der Erzherzog von Sachsen meinem Herrn einen Koch abgeschwatzt. Unbedingt müsse man die Kochkünste der schönen Philippine nach Dresden bringen, auch manches Schmankerl der österreichischen Küche sei willkommen, es müssten ja nicht immer erzkatholische Knödel sein.
    Es traf Jost, unseren Pastetengott, sehr zum Missfallen von Philippine. Zum Trost übersandte der Sachse ihr zwei gute Jagdhunde, wonach sie ihm ein Fässchen selbst eingemachter Preiselbeeren bringen ließ.
    Jost unterrichtete eine ganze Armada an Köchen. Wurde schnell in ganz Sachsen berühmt, so dass mancher Graf, Freiherr und Bischof seinen Koch von ihm ausbilden ließ. Erst jetzt, im dritten Sommer, kehrte er zurück.
    Mehr als alles andere wollte ich das Neueste von der Vogelschnäblin hören.
    Die hätte nach dem Ambraser Fest, er glaube im Frühjahr, ein Kind geboren. Tatsächlich ein Zwergenkind. Kaum größer als eine frisch geworfene Katze. Es hätte aber nur wenige Tage gelebt. Ihr Herr sei sehr ungehalten gewesen, dass sein vermeintlicher Züchtungserfolg gescheitert sei.
    Dann sei die wohlgestaltete Zwergin nochmals schwanger geworden. In ganz Sachsen hätte er keine Anmutigere gesehen. Angeblich von einem russischen Grafen. Einem Langmenschen, normal gewachsen. Diese Schwangerschaft hätte sie nicht überlebt, worauf ihr Herr den Russen in Ketten legen ließ.
    Was waren Ketten gegen ein gebrochenes Herz?
    Encore. Das Schicksal hatte sich immer noch nicht ausgetobt.
    In der Hofburg erschienen zwei Maler aus Venedig. Kein Bellini und schon gar kein Tizian, aber gut genug für ein ordentliches Porträt, wie ihre Werkproben zeigten.
    Die Anmut der Herrin von

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