Die Wolkenkinder
stehen, die von hinten in Schach gehalten werden, oder ob die drei Teufelskerle es geschafft hatten, die Burg im Alleingang zu nehmen.
Die Männer, samt Oberst und Graf – letzterer aber nicht gerade in vorderster Reihe – hatten die Böschung erreicht und standen jetzt direkt zu Füßen der drei Freunde. Alle starrten empor und warteten gespannt auf ein erlösendes Wort. Dietbert sah seine Kumpels an und fragte: „Jetzt?“
Beide nickten und Dietbert setzte ein breites Grinsen auf.
Er verneigte sich brav und sagte: „Hochwürdigste Durchlaucht, Oberst, Männer! Ich darf euch mitteilen, das die Burg genommen ist!“
Nach kurzer Verblüffung und zunächst nur einzelnen Klatschern, hob immer lauter werdend ein Beifallssturm an, den wahrscheinlich sogar die Bauern am hinteren Teil des Burggrabens hörten. Der Jubel wollte überhaupt kein Ende mehr nehmen, man ließ die jungen Helden hochleben und freute sich unbändig, dass die ganze Sache so glimpflich abgegangen war und sie mit einem grandiosen Sieg nach Hause kehren würden.
„Macht Platz! Weg da!“ drängte sich der Graf mit rudernden Bewegungen nach vorne, um den ihm gebührenden Platz einzunehmen, nämlich ganz vorne!
Dort angekommen blickte er nach oben, wo seine Knappen standen, stemmte die Arme in die Hüften und schüttelte lachend den Kopf: „Wie, um alles in der Welt, war das möglich? Ihr werdet mir langsam unheimlich!“
Von hinten rief einer: „Helft dem Grafen nach oben!“ Und schon wuselten jede Menge Gardisten um den Potentaten herum, um ihn irgendwie dort hoch zu schaffen. Doch auf Grund seiner Leibesfülle, war das gar nicht so einfach, sodass die unglücklichen Versuche der Männer den Grafen zu heben und zu stützen zu einer Posse gerieten: Mehrfach war ihnen der Graf abgerutscht und hatte dabei sogar einem Gardisten wahrscheinlich eine Rippe gebrochen, als er auf ihn fiel und den Mann unter seinem enormen Gewicht begrub. Wie eine herumgedrehte Schildkröte lag der Graf nun nach einem neuerlichen Sturz auf dem Rücken und fluchte wild: „Ihr Taugenichtse! Ihr Blödiane! Ihr seid zu nichts fähig!“
Alle zuckten zurück, denn jetzt war klar, der Graf hatte keine Laune mehr und würde dem Erstbesten eine saftige Strafe für irgendetwas aufbrummen, ganz egal, ob derjenige irgend eine Schuld trug oder nicht. Doch schon nahte Hilfe: Die Bauern kamen eilig den Burggraben entlang zu ihnen gestoßen und hatten ihre langen Leitern dabei.
Ohne zu wissen, was sie da für ein Spektakel beobachten durften, schritten sie sogleich zur Tat und legten die Leitern an. Damit waren die Gardisten gerettet. Der Graf schaute trotzdem noch einmal drohend in die Runde, klopfte sein Wams sauber und fing mühsam an, die Leiter empor zu klettern.
„Haben wir etwa schon gewonnen?“ fragte ein Bauer erst jetzt und glotzte dabei ziemlich belämmert, weil er mit der Situation, in der er sich befand, nichts anfangen konnte.
„Sieht so aus!“ antwortete ein freudestrahlender Gardist.
Oben angekommen, halfen die Jungs dem Grafen von der Leiter, auf die Steinplatten des Torhausganges zu steigen. Als der Graf dann endlich wieder sicheren Stand unter den Füßen hatte, straffte er sich, zog noch einmal Wams und Weste zurecht und breitete freudestrahlend die Arme aus.
„Was für eine Freude! Ich kann euch gar nicht genug danken!“
Die Umarmung des Grafens war eher steif als herzlich, aber zu mehr war Boos von Waldeck aufgrund der Etikette nicht fähig, was aber die Jungs nicht weiter störte – sie waren eh schon überrascht, das der Graf sich allein schon einmal zu solch einer Geste ihnen gegenüber hinreißen ließ.
„Nun, junge Freunde: Dann erzählt mal!“
Nachdem der Graf die Geschichte von den Schweinen gehört hatte, war er auf der einen Seite herzlich amüsiert, auf der anderen aber, ärgerte er sich ungemein: „Hat der alte Gauner doch tatsächlich den Braten gerochen und sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht! Na ja, den sind wir jedenfalls los! Ohne seine Burg als Schutz ist er zu angreifbar, als das der sich hier noch mal blicken lässt!“
„Hoffentlich!“ fügte Randolf an.
„Das kann ich ihm nur raten!“ drohte der Graf grimmig. „Morgen schon setze ich ihn und den Emmerich vogelfrei und ihr wisst was das heißt: Ein jeder der die beiden dann in unserer Grafschaft erwischt, kann, ohne Strafe befürchten zu müssen, mit ihnen
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