Die Wolkenkinder
machen was er will – bis hin zur Tötung!“
„Gute Entscheidung!“ bestätigte Dietbert. „Man wird es ihnen zutragen und sie werden Eure Grafschaft meiden, wie der Teufel das Weihwasser!“
„Das will ich meinen! So und jetzt führt mich herum!“ befahl der Graf.
Boos von Waldeck war sehr zufrieden und er plante bereits, die Burg wieder mit Leben zu erfüllen. Er würde hier einen festen Trupp Soldaten unter einem tüchtigen Kommandanten und ausreichend Personal stationieren, sodass er von hier aus im Sommer auf die Jagd gehen konnte.
„Wunderbar!“ begeisterte sich der Graf. „Alles bestens und schaut nur die komischen Säue!“
„Ja wirklich!“ stimmte Randolf zu. „Zu komisch!“
„Wir wollen mal ein bisschen Spaß mit den Viechern haben!“ beschloss der Graf sich in Vorfreude die Hände reibend. „Lasst die Männer hochkommen!“ befahl er Dietbert.
Als etwa zwei Dutzend Männer, einer nach dem anderen, umständlich die Leiter hochgekraxelt waren, dauerte es dem Grafen zu lange und er beschloss, nicht auch noch auf den allerletzten warten zu wollen – schließlich wollte er seinen Spaß! Also befahl er einem Gardisten: „Du da! Fang ein Schwein und reite es für mich!“
Der Mann zuckte erschreckt zusammen und blankes Entsetzen stand in seinem Gesicht.
Der Oberst ging auf den Mann zu, griff nach dessen Waffe und sagte gemein grinsend: „Gib her Mann! Die brauchst du jetzt nicht!“
Als der Mann flehentlich den Oberst ansah, gab dieser ihm einen harten Stoß und schnauzte ihn scharf an: „Na los Mann! Sau reiten!“
Was blieb ihm übrig.
Was dann folgte, war eine Mordsgaudi, denn keine der Säue hatte die geringste Lust, gefangen geschweige denn geritten zu werden. Und statt dem armen Gardisten zu helfen, schubsten die anderen ihm die Säue auch noch in den Weg, oder gaben den Tieren klatschende Schläge auf die Arschbacken.
Schließlich hatte man sich eine besonders fette Sau auserkoren und der Oberst befahl: „Ring schließen, Männer!“
Jetzt war so eine Art Turnierplatz entstanden, weil die Männer sich im Kreis aufgestellt hatten und ihre Schilde als Banden einsetzten – das Tier und der Gardist, der es reiten sollte, waren eingekesselt.
„Los Mann!“ brüllte der Oberst. „Ran an den Feind!“
Das arme Tier verfiel in totale Panik: überall blitzende Schilde. Es war geblendet, sah keinen Ausweg und das war die Chance für den Gardisten aufzuspringen! Er schaffte es tatsächlich und bekam das Halsband des Tieres zu fassen, an dem noch so einiges an Geschirr baumelte. Eine wilde Hatz folgte! Der auf der Sau reitende Gardist war das Komischste, was der Graf je gesehen hatte. Boos konnte sich vor lauter Lachen kaum noch halten, sein dicker Bauch hüpfte und die Lachtränen liefen ihm die feisten Wangen herunter.
Die Sau bockte und quiekte, aber der Mann hielt sich tapfer! Plötzlich erspähte die Sau eine Stelle, an der kein Schild ihr den Weg verstellte und es nahm im vollen Galopp Kurs auf die Schwachstelle. Noch bevor der Graf ahnte, was die mächtig dicke Sau vorhatte, hatte sie ihn erreicht. Das Lachen gefror dem Grafen im Gesicht und schon gab es einen dumpfen Schlag und der Graf war niedergetrampelt.
Schlagartig war absolute Stille. Die Sau, die sich bei dieser Gelegenheit ihres Peinigers entledigt hatte, verschwand mit grunzendendem Protest irgendwo in den hinteren Höfen.
„Durchlaucht! Um Himmels Willen!“ schrie der Oberst auf. „Seid ihr verletzt!“
Der Graf lag mit dem Gesicht zum Boden und rührte sich nicht mehr. Sein linker Arm war unnatürlich nach hinten gedreht, was Schlimmes ahnen ließ.
„So helft ihm doch!“ schrie der Oberst seine Männer an und diese wollten auch sofort auf den Grafen losgehen, um ihn hochzuheben.
„Stopp!“ schrie Randolf dazwischen. „Das muss richtig gemacht werden! Dietbert, Lothar helft mir!“
Wie getretene Hunde zogen sie am folgenden Tag auf den Schlossplatz ein, der selbst nach dem Brand vor einigen Tagen deprimierend aussah.
Amelie hatte die letzten Tage sowieso kaum etwas anderes getan, als nach der zurückkehrenden Truppe Ausschau zu halten und war deshalb jetzt auch die erste, die den Tross schon von weitem sah. Ihre Mutter, die Gräfin hörte sie lauthals durch die Flure des Schlosses jubeln, dass die Männer zurückkehren würden und erwischte sie gerade noch am Fuße des riesigen
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