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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hanks
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Ankunft des Karrens.
       Einige abgerissene Gestalten, wahrscheinlich Leibeigene des Bauern, standen bereit, beim Abladen der dringend benötigten Ausrüstungsgegenstände zu helfen, als Dietbert die Ochsen auf den, vom Salzstaub schneeweißen, Platz vor eine kleine Felswand manövrierte. Die Ochsen kannten ihren Weg und stoppten, wie man es von ihnen erwartete, an einem salzverkrusteten, wackeligen Holzplateau, das vor einer schäbigen Bretterbude das Abladen erleichtern sollte.
       Die Ochsen hatten ihre Aufgabe, wie immer brav erledigt, wussten sie doch, dass sie dafür mit frischem Bergwiesenheu und einer strohgepolsterten Liegestätte belohnt werden würden. Die Pflege der wertvollen Tiere lag dem Bauern sehr am Herzen, schließlich konnte man ein Pferd oder gar einen prächtigen Ochsen viel schwerer ersetzen als einen hungerleidenden Tagelöhner, von denen es genug gab. So konnte es auch kaum verwundern, dass manch armer Teufel die dicken Nasenringträger in ihrem Himmelbett aus Stroh ehrlich beneidete und gerne mit ihnen getauscht hätte.
       „Los! An die Arbeit, ihr faules Gesindel!“ - Emmerich war bereits wieder in seinem Element.
       „Irgendwann mach ich den Hund kalt!“ grollte Dietbert über die Schulter in Richtung seiner Kumpels, die gerade am abspringen waren.
       „Vergiss den Arsch!“ riet Randolf gelassen. „Dem ist es hier eh viel zu staubig und zu heiß. Der macht jetzt noch ein paar blöde Sprüche und schwups ist er weg.“
       Und richtig, kaum, dass man begonnen hatte den Wagen zu entladen, war von Emmerich zu hören: „Otmar du bist mir dafür verantwortlich, das die Karre morgen Abend voll beladen mit frischen Salzkegeln auf dem Hof steht, sonst schneid ich dir ein Ohr ab! Verstanden?“
       „Geht klar Meis ..., äh Emmerich, kannst dich auf mich verlassen!“
       „Muss ich auch, du weißt, wie wichtig ich bin! Ich muss mich heute noch um einiges andere kümmern!“
       „Weiß ich doch ...“
       „Maul jetzt und ran an die Arbeit!“
       Das Abladen der verschiedenen Gebrauchsgegenstände, der Werkzeuge und Nahrungsmittel ging in der aufgeheizten, salzig-trockenen Luft nur schleppend voran und nachdem Emmerich gegangen war, ließ man es sowieso deutlich langsamer angehen – vor der Witzfigur Otmar hatte wirklich niemand Respekt.
       „Hört mal Jungs!“ sprach sie einer der Arbeiter an. „Hier wird keine Hektik gemacht! Klar! Alles schön piano! Und am Sonntag geht’s auf die Jagd!“
       „Auf die Jagd?“ fragte Adelsspross Lothar ungläubig, „Mein Vater hätte euch die Hände abgehakt!“
       „Wie bitte? Was schwafelt der da?“
       „Was heißt hier: Der da?“ fuhr Lothar den verdutzten Salzmann an. „Du weißt wohl nicht wer ich bin! Mein Vater war ein wohlhabender Fürst und ich ...“
       Randolf viel ihm schnell ins Wort, wobei er den Arbeitern mit einer Handbewegung bedeutete, dass Lothar nicht ganz klar im Kopf wäre: „Der Krieg, Männer! Er musste mit ansehen, wie seine Familie abgeschlachtet wurde. Seit dem denkt er, er wäre ein Fürstensohn!“
       „Ach so! Auch so ein armes Schwein!“ kommentierte der Malocher, der ähnliche Schicksale zur Genüge kannte. „Na ja, mein Freund“, klopfte er Lothar auf die Schultern, „wird schon wieder werden. Mal sehen, wie wir dir helfen können!“
       „Was soll das?“ protestierte Lothar leise durch die Zähne bei
    Randolf. „Du weißt doch das ich ein richtiger ...“
       „Wenn du das hier breit trittst, sind wir bei denen doch unten durch, Mann. Wer weiß wie lange wir hier ausharren müssen und ob wir nicht eines Tages auf deren Hilfe angewiesen sind.“
       Lothar hielt inne, überlegte kurz und stimmt Randolf schließlich kleinlaut zu: „Ja, natürlich. Du hast Recht! Das hätte ich selbst bedenken müssen. Ich glaube die lange Fahrt und die Sonne ...“
       „Schon gut! Jetzt hast du die Rolle eines Kriegsverwirrten. Wer weiß – kann auch ganz nützlich sein. Und wenn du mal wieder von deinem Fürstenhof erzählst, wird dir eh niemand mehr glauben und dich zutiefst bemitleiden. Kann dir sogar mal einen Kanten Brot extra einbringen – eigentlich ganz schlau von dir!“ lachte Randolf.
       Lothar schaute Randolf mit zweifelndem Blick von oben nach unten an und wusste nicht, ob er ihm für diesen Bärendienst dankbar sein sollte oder nicht. Letztlich musste er aber einsehen, dass Randolf wieder einmal gewitzt aus der Not eine Tugend gemacht

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