Die Wolkenkinder
ihr Stuhl war blutig und sie erbrachen geradezu alles.
„Wenn das noch wenige Tage so weitergeht, verlieren wir sie!“ grübelte Jasper überaus ernst. „Wir müssen sofort etwas unternehmen!“
„Ja, klar!“ stimmte Randolf ebenfalls besorgt zu. „Aber was?“
„Wir müssen eine Kräuterfrau finden!“
„Und du glaubst, die kann helfen?“
„Du hast anscheinend keine Ahnung! Wenn jemand helfen kann, dann nur ein Kräuterkundiger!“
„Vielleicht wäre es doch besser einen studierten Medicus hinzuzuziehen.“
„Pah! Diese Quacksalber! Da gibt es nur sehr wenige, die ihr Handwerk verstehen und an die kommen wir nicht ran!“
„Wieso? Wir haben Geld, die Stadt ist in einem Tag erreicht und auf dem Marktplatz ...“
„Auf dem Marktplatz findest du genau die Sorte von selbsternannten Heilern, die unsere Kameraden mit ihren Aderlässen ganz umbringen. Nein, nein, wir brauchen eine gute Kräuterfrau!“
„Na schön! Aber woher nehmen wir die so schnell?“
„Kann ich auch nicht sagen. Ab und an sieht man auf den Almwiesen eine beim Sammeln, aber darauf können wir unmöglich warten. Wir müssen handeln und zwar sofort! Ich schlage vor, dass wir drei Gruppen bilden und in verschiedene Richtungen ausschwärmen, während die restlichen Leute hier bleiben und sich derweil um die Kranken kümmern, die Arbeit ruht solange!“
„Einverstanden! Meine Freunde und ich wären dann schon mal eine Gruppe!“
„Vielleicht wäre es besser, ihr würdet einen ausgewachsenen Mann mitnehmen. Wer weiß ...“
„Mach dir keine Sorgen“, grinste Randolf und legte die Hand auf die hängende Schulter Jaspers. „Du kennst Dietbert noch nicht gut genug und außerdem werden wir uns ausreichend bewaffnen.“
„Wenn du meinst“, gab Jasper nach und seine Miene hellte sich ein wenig, in neuer Hoffnung, auf.
Randolf und seine Freunde hatten keine Zeit verschwendet, sich kräftig bewaffnet und ausreichend Nahrung für die nächsten Tage in ihren Bündeln verstaut. Guten Mutes waren sie mit ausholenden Schritten losgezogen. Zu ihrer großen Enttäuschung hatten sie allerdings schon seit Stunden keine Menschenseele ausmachen können, nicht einmal einen einsamen Wandersmann, der Auskunft hätte geben können.
Am ersten Abend lagerten sie unter einem Felsvorsprung, der als Aussichtsplattform und Unterschlupf bestens geeignet war. Resigniert und wortlos hatten sie sich niedergelassen und waren dabei ihre Bündel aufzuschnüren, um ihr Abendbrot zu sich zu nehmen, als Randolf in der Ferne einen Feuerschein zu sehen glaubte: „Da! Jungs, habt ihr das gesehen?“
„Was ist los?“ sprang Dietbert dicht neben ihn und reckte seinen Kopf in die Richtung, die Randolf mit lang ausgestrecktem Arm vorgab.
Zunächst glaubten alle, Randolf hätte sich geirrt, doch plötzlich sah auch Lothar ein kurzes Aufflackern in einer etwas entfernt liegenderen Felswand: „Tatsächlich! Ein Feuer!“
„Die Frage ist nur“, gab Dietbert misstrauisch zu bedenken, „wer das Feuer unterhält?“
„Freund oder Feind?“ sinnierte Randolf. „Wie dem auch sei, wir müssen es herausfinden!“
„Besser wird sein“, empfahl Lothar, „wir warten bis zum Morgengrauen, damit wir nicht in der Dunkelheit in eine Falle tappen!“
„Auf keinen Fall! Das halte ich für keinen guten Vorschlag“, wiedersprach Randolf. „Morgen früh könnte der Lagerplatz wieder verlassen sein und außerdem wäre es möglich, dass der Betreiber der Feuerstelle morgen das Feuer löscht, dann wird es ganz schwierig die Stelle zu finden.
„Randolf hat recht!“ stimmte Dietbert überzeugt zu. „Wir sollten alles tun, um das Leben der erkrankten Kameraden zu retten! Wir müssen halt bloß sehr vorsichtig sein! Noch weiß niemand, dass wir uns in dieser Gegend aufhalten, das ist unser Vorteil, den wir nutzen müssen!“
„Sehr richtig!“ betonte Randolf. „Wir schleichen uns an, beobachten die Situation und entscheiden uns erst, auf den- oder diejenigen zuzugehen, wenn wir wissen, dass uns keine Gefahr droht.“
So machte man sich auf den Weg. Lothar hatte zwar immer noch seine Bedenken, musste sich aber den schlagenden Argumenten der Anderen beugen. Der steinige Weg war mühsam, und Zeit hatte man keine zu verlieren. Im Dunkeln stolperten die drei Männer über Stock und Stein und der Weg war noch weit. Als sie nach gut einer
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