Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hanks
Vom Netzwerk:
Falle einer Auseinandersetzung sich voll, womöglich sein Leben riskierend, für den alten Grafen ins Getümmel zu stürzen. Leute wie er waren so: Er war ein Kriegskind – er kannte kein anderes Leben, seit seiner frühesten Jugend herrschte Krieg und er hatte nichts anderes gelernt als Krieg zu führen und in diesem Geschäft war er richtig gut – wie schrecklich, wenn einmal Frieden wäre! Was sollte er dann bloß tun? Er war mit der momentanen Situation jedenfalls sehr zufrieden. Wer ihn anheuerte, hatte einen wirklich ausgezeichneten Kämpfer! Er machte seine Arbeit gerne, nahm den einen oder anderen Säbelstreich gelassen hin und ließ mit Genuss des Gegners Knochen krachen! Es gab viele von seiner Sorte – der Krieg ernährte sie! Und war man bei dem vielen Töten und Vergewaltigen in Zweifel, ob man nicht gar seine unsterblichen Seele gefährdete, suchte man einen Geistlichen auf, von dem man glaubte, das er echt war, und ließ sich die Absolution erteilen – kostete natürlich immer ein bisschen – na ja, die absolute Reinheit vor dem Allmächtigen war halt nicht ganz umsonnst!
       „Der junge Graf wird sicherlich mit einer großen Übermacht hier antanzen!“ sagte Ruppert. „Und dann?“
       „Keine Angst, mein Freund! Der meint, dass er uns im Handstreich nehmen wird – da hat er aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht! Der wird sich wundern!“
       „So? Das freut mich natürlich!“ heuchelte Ruppert. „Darf man erfahren, was ihr so alles geplant habt? Schließlich müssen wir niederen Kämpfer ja auch wissen, was los ist!“
       „Wie du selbst eben gesagt hast, seid ihr niederes Volk, also müsst ihr eure beschränkten Gehirne nicht mit den Problemen der Generalität belasten!“ antwortete der Hauptmann streng.
       „Aber Hauptmann Hartwig, Ihr kennt mich doch schon eine Weile! Mir könnt Ihr doch vertrauen!“
       „Nichts da! Ihr niederes Volk seid geschwätzig! Du und Deinesgleichen haben mit ihrem wahllosen Geschwätz schon ganze Schlachten entschieden. Von mir erfährst du nichts! Und jetzt mach, dass du weiterkommst!“
       „Wenn man nicht mal weiß, was auf einen zukommt, wie soll man denn da...“
       „Zum Teufel mit dir!“ fuhr ihm der Hauptmann ins Wort und Ruppert wusste, dass jetzt endgültig Schluss war mit seiner Rumfragerei.
       „Ist ja schon gut. Ist ja schon gut. Wir gehen ja schon.“
       „Wollt ich dir auch geraten haben, Bursche! Wenn ein Hauptmann etwas sagt, hat das gemeine Fußvolk sofort zu gehorchen! Ist das klar?“
       „Alles klar, Herr Hauptmann!“ säuselte Ruppert unterwürfig und trollte sich mit Randolf schnell um die nächste Ecke.
       „Na also, Mann! Schon besser!“ tönte der Hauptmann noch einmal hinter den beiden her.
      Pro forma zeigte Ruppert Randolf einige Teile der Burg, wobei das für Randolf noch gar nicht einmal so uninteressant war, bedachte man, dass er in Kürze mit dem Grafen und dessen Truppe diese Anlage nehmen wollte.
       „Sind ja bestens ausgestattet!“ erkannte Randolf an, als er die Massen von Fässern, Ballen und Kisten überall auf der Burg gestapelt sah.
       „Ja, fällt mir auch auf! Und da die Burg über einen eigenen Tiefbrunnen verfügt, sind die für mindestens ein halbes Jahr nicht auszuhungern! Das wird dem Grafen aber überhaupt nicht gefallen!“
       Sie gingen weiter an den offenen Stallungen vorbei, deren Dächer nur mit Stroh gedeckt waren und beobachteten direkt vor den Pferden einen Schmied bei der Arbeit. Randolf staunte: Denn so ungemütlich, wie er dachte war der alte Kasten überhaupt nicht. Er sah eine alte Prunkkutsche, bunte Fähnchen auf den Dächern, eine gotische Kapelle mit herrlicher Bleiverglasung und über dem Haupthaus aus schweren Granitblöcken prangte auf einer Brüstung eine Statue vom heiligen Georg im Kampf mit einem Drachen. Klar, dachte er, ist ja auch der Schutzheilige der christlichen Ritterschaft. Weiter führte sie ihr Weg Richtung zweiter Innenhof. Der Untergrund war jetzt blanker Fels, der etwas steiler zur inneren Torhalle führte und sie auf die höher gelegene Kernburg brachte. Der ganze obere Teil der Burg stand auf einer einzigen, ziemlich ebenen Felsplatte – Gottesboden genannt, wie Ruppert erklärte. Das höchste und gleichzeitig älteste Gebäude war der Bergfried, ein Monstrum von einem Wohnturm aus grauen Basaltblöcken, gekrönt von vier kleinen Ecktürmen auf denen je eine gelbe Fahne mit rotem Löwen wehte - die alte Fahne

Weitere Kostenlose Bücher