Die Wolkenkinder
verschwindet jetzt; ich bleibe hier, um das Feuer zu entfachen!“
„ Mein Gott!“ erschrak Amelie, als ihr klar wurde, dass einer zurückbleiben musste, um das Feuer zum richtigen Zeitpunkt zu entfachen. „Da habe ich ja überhaupt noch nicht dran gedacht. Hoffentlich erwischen die dich nicht! Das wäre dein sicheres Ende!“
„ Einer muss es ja machen“, antwortete Dietbert stoisch. „Wird schon nichts passieren!“
„ Und woher willst du wissen, wann du das Feuer entfachen musst?“
„ Ganz einfach: Ich lausche an Ferdinands Gitterfenster!“
„ Gute Idee! Ich sage Randolf noch einmal bescheid, dass er dir irgendwie ein Zeichen gibt!“
„ Vorsicht mit solchen Sachen! Wir dürfen um Himmels willen nicht auffallen! Sag ihm, dass ich an der Fensteröffnung vom Verlies lausche und er vielleicht einmal kräftig husten soll, dann lege ich los!“
„Einverstanden!“
Lothar und Amelie verzogen sich und Dietbert beschloss, dem armen Ferdinand einen Besuch abzustatten. Ferdinand hatte erst nach mehrmaligen gedämpften Rufen reagiert und war nach der guten Nachricht, dass seine Rettung nahte, hemmungslos in Tränen ausgebrochen. Dietbert hatte noch einige Stunden Zeit – an ruhen oder gar an schlafen war nicht zu denken - also nutzte er die Gelegenheit, um erneut die innerste Mauer der Burg zu inspizieren - da kam ihm eine gute Idee!
Inzwischen waren Lothar und Amelie abgekämpft aber glücklich wieder im Lager eingetroffen.
Zwar hatten sie sich vorgenommen die beiden Anderen nicht zu wecken, waren aber mit diesem Vorhaben daran gescheitert, dass Randolf und Ruppert eh nicht einschlafen konnten und sie sofort bemerkt hatten
„Na!“ rappelte Randolf sich mühsam auf. „Hat alles geklappt?“
„Alles bestens!“ berichtete Amelie. „Dietbert lauert am Verliesfenster und sagt: Auf ein Husten von dir würde er das Feuer entfachen!“
„Ein Teufelskerl dieser Dietbert! Der geht seinen Weg! Dem traue ich sogar zu, dass er einmal den Posten vom Oberst übernimmt und Schloss-Kommandant wird!“
„Wenn du es ihm zutraust, dann wird er es auch!“ lächelte Amelie geheimnisvoll.
„Meinst du, dass ich ihn dermaßen gut einschätze?“
„Nö!“ grinste Amelie.
„Was? Wie meinst du das?“ Randolf war über diese unerwartete Antwort reichlich verblüfft.
„Ganz einfach: Es liegt doch einzig und allein an dir ob er es wird. Wenn du mein Mann geworden bist, wirst du automatisch Graf, weil kaum anzunehmen ist, dass meine Mutter in ihrem doch schon fortgeschrittenen Alter noch einen Jungen bekommt, der den Titel beanspruchen könnte - also wird mein Mann Graf! Und wenn du erst einmal Graf bist, kannst du zum Kommandanten der Schlosswache machen, wen du willst!“
Randolf war erneut überrascht, denn seine Liebe zu Amelie war frei gewesen von solchen Überlegungen. Das er Graf werden würde, war ihm im Traum nicht eingefallen.
„Ja, ja, das wäre dann so ...“ überlegte Randolf laut und in sich gekehrt vor sich hin, als ihm langsam die Tragweite dieser Aussage bewusst wurde.
Amelie amüsierte sich über ihren ach so blauäugigen Randolf. Ihr war klar gewesen, dass er nur sie und nicht das Amt wollte, sonst hätte sie ihn auch nicht gewollt, aber jetzt wo er so süß vor sich hin überlegte, musste sie ihn einfach überfallen und lange und fest drücken.
„Du bist mir vielleicht eine Nummer“, machte sie sich etwas über seine Überraschung lustig. „Dir muss doch klar sein, dass du mit mir das ganze Land heiratest, du kleines Dummerchen!“
„He!“ beschwerte sich Randolf. „Wie redest du mit dem zukünftigen Landesvater!“
Diese Antwort überraschte nun wieder Amelie ihrerseits - der Konter war wirklich klasse gewesen - und verursachte bei ihr einen verblüfften Gesichtsausdruck: „Na warte, Landesvater!“ Amelie fing an mit ausschweifender Lust auf ihm herumzutrommeln und Randolf kugelte sich vor Lachen auf dem Boden. Schließlich lagen sie sich lachend in den Armen, und hatten für diesen Moment ihre Lage völlig vergessen und waren so richtig glücklich.
Dreizehntes Kapitel
Der Morgen brach an. Randolf hatte in den Armen Amelies doch noch etwas Schlaf gefunden und wurde jetzt unsanft von Ruppert aus seinen Träumen gerissen: „Auf geht’s, Randolf! Die verdammte Pflicht ruft!“
„Schöne Scheiße!“ knurrte er in Anlehnung an
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