Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
Pferde für die Nacht vor und gingen schließlich zu Bett. Ihre Schritte knirschten auf dem gefrorenen Kopfsteinpflaster. Lark dagegen trödelte weiter herum. Die Nacht war bitterkalt, und die Sterne spiegelten sich in dem gefrorenen Schnee. Erna hatte es sich in der warmen Sattelkammer gemütlich gemacht und sorgte dafür, dass der Ofen brannte, und der Wachmann der Beehts trat zitternd vor den Ställen von einem Fuß auf den anderen und stellte sich schließlich so nah es ging an die Tür zur Sattelkammer. Beere, der beinahe wieder ganz gesund war, blieb Lark auf den Fersen, als sie das Sägemehl im Gang harkte und überflüssigerweise Tups Decke zum x-ten Mal glattzupfte. Sie sah auch nach Wintersonne, doch Amelia hatte die Stute und den Stall in perfekter Ordnung hinterlassen.
Irgendwann, als Lark schon glaubte, dass Meisterin Winter die Nacht in Oscham verbringen würde, vernahm sie das Klopfen von Schweinchens Hufen auf der Hauptstraße. Dann trottete das Pony den Weg in den Hof der Akademie hinunter. Lark sauste förmlich aus den Stallungen in den Hof.
Meisterin Winter befreite sich von den schweren Decken, die sie um ihre Beine gelegt hatte, und kletterte ziemlich ungelenk von dem Einspänner herunter. Herbert nickte Lark zu und schnalzte mit der Zunge, damit Schweinchen weiterging. Lark gab dem Pony einen Klapps
und flüsterte ihm einen Gruß ins Ohr, als Herbert auch schon die Zügel knallen ließ und Schweinchen den Einspänner um die Ecke herum auf die Rückseite der Stallungen zog.
»Larkyn. Sie sollten längst im Bett sein«, bemerkte Meisterin Winter.
»Ich konnte nicht schlafen, ohne zu wissen, was geschehen ist«, erklärte Lark.
»Nun, dazu kann ich Ihnen nichts sagen, also können Sie ruhig schlafen gehen.«
»Und noch länger warten?«, erwiderte Lark. »Oh nein. Erzählen Sie mir wenigstens, was passiert ist, bitte, Meisterin! Ich habe den ganzen Tag wie auf Kohlen gesessen.«
Meisterin Winter seufzte. »Haben Sie nach Soni gesehen?«
»Ja, ein Dutzend Mal, ich schwöre es! Aber ich habe mir solche Sorgen macht.«
»Sie sind kein Kind mehr, Larkyn. Sie müssen versuchen, sich in Geduld zu üben.« Meisterin Winter wandte sich dem Wohnhaus zu. »Nun gut, Sie können mit mir kommen. In der Halle ist niemand, aber wir gehen in die kleine Küche. Vielleicht können wir die Hausdame ja überreden, uns eine Tasse Tee aufzugießen.«
Sie stellten fest, dass auch die Hausdame auf Meisterin Winter gewartet hatte. Als sie Mäntel, Kappen und Handschuhe ausgezogen hatten und zu der kleinen Küche gingen, pfiff bereits der Kessel auf dem Herd, auf dem die Hausdame gelegentlich spätabends einen Tee oder frühmorgens ein rasches Frühstück zubereitete, was hin und wieder notwendig war. Sie stellte Tassen und Untertassen auf den Tisch, dazu einen kleinen Krug mit Sahne und einen Teller flacher weißer Biskuits, die die Mädchen manchmal
beim Abendessen zum Nachtisch bekamen. Bei den Biskuits runzelte Meisterin Winter die Stirn, doch Lark sagte: »Was für eine gute Idee, Hausdame. Meisterin Winter ist dürr wie ein Baumwollbusch an Erdlin!«
Bei diesen Worten verzog Meisterin Winter die Lippen, und die Hausdame kicherte. Lark schob Meisterin Winter die Biskuits zu und nahm sich selbst einen. »Wahrscheinlich haben Sie recht, Larkyn«, meinte Philippa und nahm sich auch einen Keks. »Ich bezweifle, dass Soni das Gewicht von ein oder zwei Biskuits bemerkt«, sagte sie. Als sie an dem Keks knabberte und einen Schluck von dem wohltuenden heißen Tee trank, schien sich ihr Rücken zu lockern, und die Anspannung um ihre Augen und den Mund herum löste sich ebenfalls. Sie seufzte. »Das war ein langer Tag.«
»Ein schlechter Tag?«, fragte Lark.
»Ein anstrengender«, wiederholte Meisterin Winter knapp. Sie seufzte noch einmal und rieb sich die Augen. »Bei Kallas Fersen, ich weiß nicht, wie diese Leute das aushalten.«
»Was aushalten?«, wollte Lark wissen.
»Politik. Diplomatie. All diese Wortgefechte. Was bringt es am Ende?«
»Eine Regierung?«, meinte die Hausdame.
Meisterin Winter gab ihr übliches Schnauben von sich, was Lark ein Lächeln entlockte.
»Die Regierung«, bemerkte Meisterin Winter säuerlich. »Gewiss, regiert wird schon irgendwie. Aber wenn der Fürst …« Sie hielt inne, warf einen Blick auf die Hausdame und fragte sich offensichtlich, ob sie zu weit ging.
Die Hausdame sagte: »Ja, Meisterin. Je schwächer die Führung, desto mehr Streitigkeiten gibt es. Das haben wir
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