Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
Edlen die Ansicht vertreten, dass Fürst Wilhelm durchaus das Recht hat, in die Blutlinien einzugreifen, auch wenn er sich selbst dafür verändern muss. Frans hat dagegen eine ganze Menge Ratsmitglieder zu unseren Gunsten beeinflusst, die sich erst nicht sicher waren.«
»Also müssen wir weiter abwarten.«
»Ich fürchte, ja. Aber ich dachte, Sie sollten davon in Kenntnis gesetzt werden.«
»Das weiß ich sehr zu schätzen.« Sie drehte sich vom Fenster weg und versuchte, ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu behalten. »Geht es Frans so weit gut?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe schon ähnliche Wunden gesehen. Er hätte sich eigentlich längst erholt haben müssen. Die Ärzte wissen offenbar nicht mehr, wie sie ihn noch behandeln sollen.«
»Ich werde ihn bald besuchen.«
»Er wird sich sicher darüber freuen. Bitte halten Sie mich über jede Veränderung auf dem Laufenden.«
»Natürlich. Das werde ich.«
Als sie gemeinsam zurück in die Halle gingen, sagte sie leise: »Es tut mir so schrecklich leid um dieses Fohlen. Es stand eigentlich Amelia zu.«
»Sie ist wirklich untröstlich«, erwiderte er ausdruckslos. Die Dienerin brachte seinen Mantel und den Hut, und er zog sich an. »Aber ich gehe davon aus, dass es bald ein anderes geflügeltes Fohlen für meine Tochter geben wird.«
»Ich werde mich selbst darum kümmern«, erwiderte Philippa entschlossen. »Sicher wird, wer auch immer die Leitung der Akademie übernimmt, einsehen, dass wir das Versprechen gegeben haben, Amelia an ein Pferd zu binden, und dass wir unser Wort halten müssen.«
»Alle scheinen davon auszugehen, dass Sie die nächste Leiterin werden«, entgegnete Riehs.
»Ja, das stimmt.« Die Dienerin öffnete die Tür und knickste vor dem Baron, als sie hinaustraten. Philippa blinzelte wegen der plötzlichen Helligkeit. »Aber der Fürst ist gegen mich, also wird es kaum dazu kommen. Ich bin nicht sonderlich beliebt. Wohl, weil ich meine Meinung zu deutlich kundtue.«
Riehs lachte. Seine Kutsche wartete am Fuß der Treppe. Ein Lakai sprang herunter und hielt ihm die Tür auf, doch er blieb noch eine Weile stehen und starrte hinüber zum Schlafsaal, aus dem gerade einige Schülerinnen in Reitertracht herauskamen. »Meine Tochter hat mir erzählt, wie sehr die Schülerinnen Sie bewundern«, sagte er gewollt beiläufig.
Philippa blickte ihn von der Seite her an. »Tatsächlich? Das würde mich überraschen.«
»Ich habe gelernt, Amelias Urteil zu vertrauen.«
»Sie ist wirklich ein bemerkenswertes Mädchen.«
Dem Baron stieg eine leichte Röte ins Gesicht. »Das ist sie, Philippa. Passen Sie auf sie auf, ja? Manchmal wirkt sie deutlich älter, als sie ist. Sie ist durch unser Leben am Hof geprägt. Wir sind ständig auf der Hut vor Fehlern, Gerüchten und Missverständnissen.«
»Das verstehe ich.«
Riehs lächelte sie an und verbeugte sich. Sie nickte ihm zu und beobachtete, wie er die Stufen hinunterging und in die Kutsche stieg.
Als die Pferde zügig vom Hof trabten, kam Amelia allein aus dem Schlafsaal und sah der Kutsche ihres Vaters hinterher.
Kapitel 34
F rans lag in seinem Kinderzimmer in Fleckham, in dem alten Bettgestell, in dem er seit seiner Kindheit geschlafen hatte. Die Anstrengungen des Vortages hatten ihn so geschwächt, dass die mürrische Haushälterin Paulina die Schwester hatte rufen müssen, damit sie ihr half, den Prinzen die Treppe hinaufzutragen. Das war zwar erniedrigend für ihn gewesen, doch seit der Expedition ins Wildland hatte er eine ganze Reihe von Demütigungen über sich ergehen lassen müssen.
Riehs hatte versucht, ihn davon zu überzeugen, dass die Stichwunde wohl kaum als sein Fehler betrachtet werden konnte, doch Frans, der in seinem Kopf alles tausendmal durchlebt hatte, wusste, dass er impulsiv und unvorsichtig gehandelt hatte. Er erinnerte sich so deutlich an die Warnung des Hauptmanns aus Kleeh, als hätte er sie gerade erst vernommen. Wieso hatte er bloß nicht auf ihn gehört? Wieso hatte er dieser Frau den Rücken zugekehrt? Er hatte sich nur auf das Mädchen aus Onmarin konzentriert, sich dabei nicht geschützt und war unnötigerweise verletzt worden.
Und nun lag er hier, hilflos wie ein kleines Kind.
Wenn sie dachten, dass er sie nicht hören konnte, steckten die Ärzte im Flur die Köpfe zusammen, fragten sich, warum er noch nicht geheilt war, spekulierten über das Gift, schlugen wilde Behandlungsmethoden vor und verwarfen
sie wieder. Frans wünschte, er könnten ihnen
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