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Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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schon einmal erlebt, nicht wahr?«

    »Nun, ich nicht. Meine ganze Amtszeit habe ich Fürst Friedrich gedient, und damals schien mir alles reibungslos wie ein Uhrwerk zu funktionieren, die Eingaben beim Rat, die Auseinandersetzungen unter den Lords und die Entscheidungen, die getroffen wurden. Aber vielleicht war ich noch zu jung und zu naiv.«
    »Ach«, sagte die Hausdame, brachte ihre Tasse mit an den Tisch, setzte sich neben Lark und nahm sich einen Keks. »Bevor der Fürst eingesetzt wurde – ich meine natürlich Fürst Friedrich -, habe ich Geschichten von endlosen Streitereien unter den Edlen des Rates gehört, von Drohungen, Versprechungen, Bestechungen und Schmiergeldern.«
    »Wirklich?« Meisterin Winter rieb sich die Augen. Sie waren rot, und die Lider waren rau und fleckig, als hätte sie sie den ganzen Tag gerieben. »Davon weiß ich nichts. Wie gesagt, wahrscheinlich war ich noch zu jung und noch nicht gebunden.«
    »Aber ja, fragen Sie nur Leiterin Morghen …« Die Hausdame brach plötzlich ab und legte eine Hand auf ihre Brust. »Oh, bei den Göttern, ich hatte es für einen kurzen Augenblick vergessen. Wir können Meisterin Morghen nie mehr fragen.«
    Erschrocken sah Lark, dass Meisterin Winter Tränen in die Augen stiegen. »Nein«, sagte sie mit zittriger Stimme. »Nein, wir können Margret nicht mehr fragen. Jetzt lastet die ganze Verantwortung auf uns.«
    »Nun, ich nehme an, dass Sie unsere neue Leiterin werden«, sagte die Hausdame und schenkte Meisterin Winter Tee nach.
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, erwiderte Meisterin Winter. Lark und die Hausdame starrten sie beide an und
warteten auf weitere Erklärungen, aber es kam nichts. Sie sagte lediglich: »Ich habe meine Klage gegen Fürst Wilhelm so gut vorgetragen, wie ich konnte. Der Rat hat noch nicht entschieden.«
    »Aber, Meisterin Winter!«, stieß Lark hervor. »Haben Sie ihnen auch von dem geflügelten Fohlen erzählt … was er getan hat? Und was er vorhat?«
    »Das habe ich, Larkyn. Der Rat ist … Nun, etliche Edle sind wohl der Meinung, dass der Fürst recht gehandelt hat und dass auch Männer in der Lage sein sollten, geflügelte Pferde zu fliegen«, erklärte sie müde.
    »Das können sie nicht! Es wird nicht funktionieren!«
    »Ich glaube auch nicht, dass es geht. Aber der Fürst hatte immerhin gewissen Erfolg mit seinem Fohlen …« Sie brach ab und starrte in die Glut hinter der offenen Ofenklappe.
    »Aber wer sollte Leiterin werden, wenn nicht Sie?«, fragte die Hausdame ruhig.
    Meisterin Winter zögerte, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und schloss ihn dann wieder. Lark dachte, dass es sicher noch mehr zu berichten gab, doch Meisterin Winter sah so mitgenommen und ausgelaugt aus, dass sie sie nicht weiter bedrängen mochte. Die Hausdame schien ebenfalls Rücksicht auf den Zustand der Pferdemeisterin zu nehmen.
    »Kommen Sie«, sagte sie zu ihr und räumte Meisterin Winters Tasse und den fast unberührten Teller mit Biskuits weg. »Sie brauchen Ihren Schlaf. Morgen sieht alles schon besser aus.«
    Bei diesen Worten blickte Meisterin Winter sie zweifelnd an, stand jedoch auf, sagte leise gute Nacht und verließ die Küche. Lark hörte sie die Treppen hinauf zu ihrer Wohnung stapfen.

    Lark bedankte sich bei der Hausdame für den Tee und trat aus dem Wohnhaus in die eisige Nacht hinaus. Sie lief an der Halle vorbei, wobei ihre Zähne klapperten, als sie über das gefrorene Kopfsteinpflaster rutschte und schlidderte. Im Schlafsaal angekommen, zog sie ihr Wams und den Hosenrock aus und ließ beides einfach auf den Boden fallen. Heftig zitternd streifte sie ihr Nachthemd über den Kopf und krabbelte ins Bett. Die Laken fühlten sich eisig und steif an. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie warm genug waren, dass sie aufhörte zu schlottern und in einen unruhigen Schlaf fiel.
     
    Als Philippa zum Frühstück an den Tisch der Pferdemeisterinnen trat, bemerkte sie, dass die Unterhaltung unter den Frauen verstummte. Sie biss die Zähne zusammen, nahm ihren üblichen Platz ein, blickte niemandem in die Augen und war entschlossen, einfach nur ihren Kaffee zu trinken und so viel zu essen, wie sie konnte. Dann würde sie zu den Stallungen gehen. Margrets leerer Stuhl wirkte wie eine kalte Erinnerung daran, dass ihre sterblichen Überreste in ihrem Sarg darauf warteten, zu ihrer letzten Ruhestätte gebracht zu werden. Susanna hatte eine Nachricht an das Anwesen der Familie Morghen im Ostreich geschickt, und jetzt warteten sie

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