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Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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über ihnen war klar, es war kein Mond zu sehen, und die Sterne glitzerten wie kristallene Flammen in der Dunkelheit. Bevor Lark durch die großen Türen hineinging, warf sie einen letzten sehnsüchtigen Blick zur Straße.
    Beim Abendessen setzte sie sich zwischen Hester und Amelia an die lange Tafel. Als die Suppe serviert wurde, beugte sich Hester nach vorn. »Amelia, wo sind Sie heute gewesen? Ich habe Sie in das Gespann steigen sehen.«
    Lark fand, dass Hesters Stimme leicht gereizt klang, doch als hätte sie nichts bemerkt, erwiderte Amelia nur: »Mein Vater hält sich zurzeit in Oscham auf.«
    »Dann haben Sie ihn besucht? Ist das alles?«
    Selbst Lark wusste, dass Amelia die Frage umgehen würde. »Er fährt morgen nach Hause. Nach Kleeh. Ich werde ihn wohl einige Zeit nicht sehen.«
    Tief über den Suppenteller gebeugt, runzelte Lark die Stirn. Sie spürte Hesters Ellbogen in ihrer Seite und wusste,
dass Hester sich dasselbe fragte wie sie. Sie fühlte sich zwischen der Loyalität Hester gegenüber und der Sorge um Amelia hin- und hergerissen. Schließlich war sie ihre Tutorin. Doch wenn Amelia weiterhin Dinge vor ihr verbarg …
    Hester beugte sich auf ihre übliche direkte Art erneut an Lark vorbei und sagte: »Wir Fliegerinnen sind aufeinander angewiesen, Amelia. Wir müssen uns gegenseitig vertrauen.«
    Lark hielt den Kopf gesenkt, spähte jedoch zur Seite und beobachtete Amelias Reaktion. Das Mädchen aus Kleeh zögerte eine ganze Weile, beinahe zu lang, dann blickte sie zu Hester auf. »Ich weiß, Hester«, erwiderte sie ruhig.
    »Morgen«, verbesserte Hester sie.
    Amelia lächelte. »Ja, Entschuldigen Sie, Morgen.« Ihr Lächeln erlosch, und sie spielte mit ihrem Suppenlöffel. »Ehrlich gesagt bin ich seit frühester Jugend in Diplomatie unterrichtet worden«, erklärte sie langsam. »Ich habe gelernt, nie etwas preiszugeben, wenn ich nicht unbedingt muss.«
    Lark berührte unwillkürlich ihre Hand, und Amelia legte den Löffel neben den Teller. »Ich weiß, dass Sie beide es gut meinen, und ich würde nichts lieber als all das vergessen und einfach eine von euch sein, eine Schülerin der Akademie. Eine Reiterin.«
    »Das werden Sie auch«, erklärte Lark überzeugt.
    Amelia hob den Blick, und Lark bemerkte erstaunt, dass Tränen in den Augen des Mädchens schimmerten. »Er hat mir mein Fohlen weggenommen«, erklärte Amelia mit gebrochener Stimme.
    »Was?«, fragte Hester, doch Lark hob die Hand und hoffte, dass Hester verstehen würde.
    »Es hätte mir gehören sollen, mein geflügeltes Fohlen
sein sollen, mein Pferd … Er hat es mir genommen, und jetzt muss ich warten und mich verstellen …«
    »Das stimmt«, sagte Lark leise zu Hester. »Ich habe das Fohlen selbst gesehen. Heute berät der Rat der Edlen deswegen …«
    »Das weiß ich auch«, fiel Hester ihr ungeduldig ins Wort. Amelia sah irritiert zu ihr. Hester lachte kurz. »Sie sind nicht die Einzige, die zur Diplomatie erzogen worden ist, Amelia. Mein Vater ist Baron Beeht, Mitglied des Rates, und nichts, was in unserer Welt geschieht, ist so, wie es auf den ersten oder sogar auf den zweiten Blick den Anschein hat.«
    Amelia tupfte sich mit der Serviette die Augen ab, dann die Nase und schniefte: »Manchmal habe ich das alles so satt. Ich kann niemandem vertrauen …«
    »Wissen Sie«, erklärte Hester nachdrücklich. »Wir sind aufeinander angewiesen. Ansonsten werden wir zu Bauernopfern in ihrem Spiel, sagt meine Mamá …«
    Lark unterbrach Hester und raunte Amelia zu: »Hesters Mamá ist die klügste Mutter der Welt. Und noch dazu sehr nett.«
    Hester nickte. »Das ist sie wirklich. Und sie sagt, jetzt, wo ich eine Pferdemeisterin werde, muss ich über der Politik stehen. Und Sie auch, Amelia. Sie müssen sich, so gut es geht, über die Politik erheben.«
    Amelia senkte den Blick. Lark beobachtete, wie zwei Tränen ihre Wangen hinunterliefen und in den leeren Suppenteller vor ihr fielen. Schließlich sagte das Mädchen aus Kleeh: »Ich werde es versuchen, Morgen. Das werde ich. Es ist hart.«
    »Nein, es ist einfach«, widersprach Hester und grinste sie auf ihre typisch vertrauliche Art an. »Vergleichsweise jedenfalls.
Das werden Sie noch merken. Denn wirklich schwer ist es, diese verdammten Grazien zu fliegen.«
     
    Damit sie auf die Rückkehr von Meisterin Winter warten konnte, dachte sich Lark noch mehr Aufgaben aus, die in den Stallungen zu erledigen waren. Die anderen Mädchen, einschließlich Hester und Amelia, bereiteten die

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